Elbs: Bischof Kräutler steht für bedingungslose Nächstenliebe
Der aus Vorarlberg stammende und seit mehr als fünf Jahrzehnten in Amazonien tätige Dom Erwin Kräutler feiert am Freitag (12. Juli) seinen 85. Geburtstag. "Dom Erwin", wie der aus Vorarlberg stammende Ordensmann der Missionare vom Kostbaren Blut genannt wird, "gab und gibt jenen, die nicht gehört wurden, eine Stimme und stellt sich ohne Wenn und Aber auf ihre Seite", beschrieb der Feldkircher Bischof Benno Elbs seinen Amtskollegen gegenüber der Nachrichtenagentur "Kathpress". Nächstenliebe - "und zwar bedingungslose" - sei die Sprache, in der Bischof Kräutler seit Jahrzehnten das Evangelium verkünde, so Elbs über das Engagement des Amazonas-Bischofs, das 2010 mit dem Alternativen Nobelpreis gewürdigt wurde.
"Wir brauchen Menschen wie ihn - gerade heute. Die immer und immer wieder sichtbar machen, dass die Welt größer ist als unsere gewohnten Wege", betonte Elbs. Kräutler, der auch auf seinen Reisen in seine Heimat Vorarlberg auf die Situation der Menschen in Amazonien aufmerksam mache, begeistere zudem bis heute Jugendliche, die sich auf die Firmung vorbereiten, wies der Bischof hin.
Erzabt Korbinian Birnbacher, Vorsitzender der Österreichischen Ordenskonferenz, bezeichnete Kräutler als "derzeit weltweit wohl einer der berühmtesten Ordensmänner Österreichs". Der "beeindruckende Missionar und Bischof" sei auch nach 35 Jahren als Bischof der Territorial-Prälatur Xingu im Amazonasgebiet Brasiliens noch immer aktiv und seine Liebe gehöre bis dato der indigenen Bevölkerung im Amazonas-Gebiet. "Er gilt als Co-Autor des ersten Kapitels zum Thema Umweltschutz der Enzyklika Laudato si von Papst Franziskus", unterstrich Birnbacher, der dabei auch das mutige Auftreten Kräutlers sowie den Mordanschlag, den der Amazonas-Bischof 1987 schwer verletzt überlebt, erwähnte.
Ein Leben am Amazonas
Der am 12. Juli 1939 in Koblach in Vorarlberg geborenen Erwin Kräutler ging schon kurz nach seiner Priesterweihe 1965 nach Brasilien. Von 1981 bis 2015 war er - als direkter Nachfolger seines Onkels Erich Kräutler - Bischof von Altamira-Xingu, der mit 350.000 Quadratkilometern flächenmäßig größten Diözese Brasiliens. 1983 wurde Kräutler bei einer Solidaritätsaktion mit Arbeitern, denen man den Lohn vorenthielt, verhaftet und verhört. Im gleichen Jahr wurde er Präsident des Indigenenmissionsrats CIMI der Brasilianischen Bischofskonferenz. Dieses Amt übte er bis 1991 und später erneut von 2006 bis 2015 aus.
1987 setzte sich Kräutler bei der Verfassunggebenden Versammlung Brasiliens erfolgreich für die Verankerung der Rechte der Ureinwohner ein. Kurz darauf wurde er bei einem mysteriösen Autounfall, bei dem ein Kleinlastwagen das Fahrzeug Kräutlers rammte, schwer verletzt. Seit 2006 steht der Bischof unter Polizeischutz. Mehrere Mitarbeiter Kräutlers wurden ermordet, unter ihnen auch die US-Ordensfrau und Umweltaktivistin Dorothy Stang 2005.
Kräutler, der sich jahrelang an vorderster Front gegen den Bau des Amazonas-Kraftwerks Belo Monte einsetzte, ist auch international ein gefragter Experte für Menschenrechte, Umweltschutz und Indio-Rechte. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2010 den Alternativen Nobelpreis.
Quelle: kathpress