Philosophin: Dem Egoismus "aufgeklärten Humanismus" entgegensetzen
Mit einem Plädoyer für "aufgeklärten Humanismus" ist am Mittwochabend die Internationale Pädagogische Werktagung in Salzburg gestartet. Die Philosophin Marie-Luisa Frick rief bei ihrem Eröffnungsvortrag in der großen Universitätsaula zu einer Geisteshaltung auf, die "dem Egoismus entgegensteht", durch Orientierung an der Würde eines jeden Menschen und Offenheit auch für andere Spezies wie etwa Tiere. Die noch bis Freitag dauernde Werktagung widmet sich in der 72. Auflage den "Veränderungen". Sie gilt mit jährlich 500 Teilnehmenden als eine der wichtigsten pädagogischen Fachtagungen im deutschsprachigen Raum.
Die im 17. und 18. Jahrhundert entstandene Aufklärung müsse weitergeführt und "lebendig gehalten" werden, so das Anliegen der assoziierten Professorin am Institut für Philosophie an der Universität Innsbruck: Vielen damals aufgeworfenen Fragen fehle noch die abschließende Beantwortung, allen voran die Frage nach Gleichheit, Toleranz und Rechten der Frau. Den hohen Idealen von gleicher Menschenwürde, Freiheit des Individuums und gesellschaftlichem Wohlergehen gelte es dabei zugleich gerecht zu werden. Es gelte einen Humanismus zu finden, der "Inklusivität und Pluralität" hochhalte - aber nicht überfordere.
Bei ihrer Forderung nach "öffentlichem Vernunftgebrauch" kam Frick laut einer Aussendung der Salzburger Erzdiözese auch auf technologische Weiterentwicklung zu sprechen, sowie auf "bloß vermeintlich Künstliche Intelligenz". Es sei fraglich, ob die Probleme, für welche ChatGPT und andere KI-Systeme erschaffen wurden, überhaupt zu lösen sei, befand die Eröffnungsrednerin. Sie warnte: "Wir haben keine Kontrolle. Die Schäden, die daraus entstehen können, sind nicht abschätzbar."
Veränderung annehmen und gestalten
Österreichs "Schulbischof" Wilhelm Krautwaschl warb in den Begrüßungsworten für einen positiven Blick auf Veränderungen. Diese seien die "einzige Konstante" und ein Merkmal menschlichen Lebens. Wo Veränderungen als Fortschritt gesehen würden, werde Wachstum und das Überwinden von Grenzen möglich. Ziel müsse sein, "Veränderungen anzunehmen, sie zu gestalten und zu einem guten Ergebnis zu führen", so der Grazer Diözesanbischof.
Für Mitgestalten des Wandels statt Jammern machte sich auch Tagungspräsident Andreas Paschon stark. Der Salzburger Erziehungswissenschaftler nannte das "Empowerment" als heutiges "Zauberwort in der Pädagogik". Entscheidend seien dafür ein aufmerksames "Hinschauen", um etwa Unrechtssituationen zu erkennen, weiters eine frühzeitige Wahrnehmung von Veränderungen, ein "Denken mit Blick in die Zukunft" sowie das Vorbereitet-Sein für weitere Entwicklungen. Auch Themen wie Gewalt oder die aktuelle Bevölkerungspyramide müssten auf diese Weise angegangen werden. "Veränderungen herbeiführen heißt auch, vielleicht neue Menschenrechte zu gestalten, damit wir überleben", so Paschon.
Beim Auftakt der vom Bildungswerk Salzburg (KBW) organisierten Pädagogischen Werktagung waren etliche Spitzen der Erzdiözese Salzburg, der Landes- und Stadtpolitik sowie der Kooperationspartner Paris Lodron Universität Salzburg, Pädagogische Hochschule Stefan Zweig und der Caritas zugegen. Die Vortragenden und das Publikum kommen aus dem gesamten deutschen Sprachraum (Infos: www.bildungskirche.at/werktagung).
Quelle: kathpress