Linzer Bischofsvikar: Wir-Gefühl beim Fußball darf nicht ausschließend sein
Egal, ob Nationalmannschaft oder Club, Fußball darf nicht exklusiv sein: "Auch wenn ich der österreichischen Nationalmannschaft alles Gute gewünscht habe, ist mir wichtig, dass das Wir-Gefühl nicht exklusiv ist - es darf nicht ausschließend sein", betont der Linzer Bischofsvikar und Dompropst Wilhelm Vieböck in der KirchenZeitung der Diözese Linz (10. Juli). Kritik äußerte der bekannte LASK-Fan im Interview an unsportlichem Verhalten von Fans, die den "andere oder den Schiedsrichter runtermachen" oder "Pfeifkonzerte" für die andere Mannschaft. Fußball sei eine gute Lebensschule, so sein Fazit: "Schon die Kinder lernen beim Mensch-ärgere-dich-nicht oder anderen Spielen, dass man nicht immer gewinnt". Ähnlich sei dies bei der Fußball-EM, aber "das Leben geht weiter, würde ich sagen".
Auch er freue sich, wenn der LASK gut spielt, kenne aber auch Menschen, "die sagen, für mich kommt nur der eine Verein in Frage und alles andere verachte ich. Das halte ich für wenig erstrebenswert. Das ist nicht meine Haltung", so Vieböck wörtlich, der in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag feiert. Positiv äußerte sich der Dompropst über Respektsbekundungen von Türkei-Fans gegenüber Österreich.
Dass neben Teamgeist auch hohe Geldsummen zum Erfolg einer Mannschaft beitragen, sei ein Mechanismus, der nicht zu bremsen sei, so der Bischofsvikar. "Der Trost für mich ist, dass das Geld keine Tore schießt", so etwas wie "ehrlicher Fußball" werde sich darum immer behaupten. Denn neben dem Geld gehe es um Zusammenhalt, Geist und Spirit, wie man ihn aktuell bei der österreichischen Nationalmannschaft gesehen habe. "Das war aber nicht immer selbstverständlich, dass einer dem anderen zuspielt und ihm etwas vergönnt", fügte Vieböck hinzu.
Nach dem Ausscheiden Österreichs aus der EM müsste die Enttäuschung zwar verarbeitet werden, dann heiße es, sich aber neu zu sammeln für die nächste Aufgabe, die Fußball-Weltmeisterschaft, so der Dompropst. Und weiter: "Ich hoffe, dass man aus den Erfahrungen, die man jetzt gemacht hat - von Euphorie, von Niederlage, auch davon, wie man auf einen unglücklichen Spielverlauf reagieren kann - dass man daraus lernt und das nächste Mal mit eigener Qualität und einem gewissen Spirit erfolgreich ist."
Lebensschule Fußball
Den Sport Fußball bezeichnete der Dompropst als eine "einfache Sportart, die man überall ausüben kann", egal ob auf einem Sportplatz oder einer Wiese, in Europa oder Afrika und Lateinamerika. "Wenn man nicht den großen, schönen Lederball hat, macht man sich irgendein Fetzenlaberl, wie die Wiener gesagt haben. So gesehen ist es ein "einfaches Spiel und bringt Bewegung", so Vieböck wörtlich, der sich selbst als "keinen herausragenden Spieler" bezeichnete.
Fußball könne für die Kinder- und Jugendseelsorge eine wichtige Rolle spielen, etwa in der Ministrantenarbeit. Nach einer Ministrantenstunde noch zu kicken, einander die Pässe zuzuspielen, sei eine wichtige Erfahrung. "So ein starkes Mannschaftserlebnis haben Kinder und Jugendliche selten, wie beim Fußballspielen", meinte dazu der Herausgeber der Kirchenzeitung der Diözese Linz.
Quelle: kathpress