Caritas-Präsidentin: Folgen von Kinderarmut kosten Milliarden
Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler warnt vor den hohen Kosten, die durch verschleppte Armutsbekämpfung entstehen. Ein Problem wie Kinderarmut nicht anzugehen, verursache allein 17 Milliarden Euro an Folgekosten, berief sich Tödtling-Musenbichler im Interview der "Salzburger Nachrichten" (SN, Samstag) auf eine OECD-Studie. Wachse ein Kind in Armut auf, habe dies negative Folgen für die Gesundheit und Bildungschancen. Geringere Job-Aussichten wiederum führten auch dazu, dass weniger ins Sozialsystem eingezahlt wird, erklärte die Präsidentin der österreichischen Caritas: "Sozialer Zusammenhalt kostet etwas, aber er bringt auch ganz viel. Da muss man präventiv Geld investieren, sonst wird es am Ende wirklich teuer."
Grundsätzlich habe Österreich einen guten Sozialstaat und die Regierung habe "da viel auf den Weg gebracht", so Tödtling-Musenbichler weiter. "Aber man muss auch dort hinschauen, wo die Menschen immer noch durch das Netz fallen." Die Caritas spricht sich daher für Maßnahmen zur Vereinheitlichung der Sozialhilfe aus, die derzeit "ein Stückwerk von Bundesland zu Bundesland ist", wie Tödtling-Musenbichler sagte. Weitere Forderungen umfassen eine Valorisierung der Notstandshilfe und eine Anhebung des Arbeitslosengeldes: "Da geht es oft nur um 200 Euro, mit denen man Armut verhindern könnte."
Armut habe viele Gesichter, erinnerte die Caritas-Präsidentin. Es gebe nicht nur ökonomische, sondern auch gesundheitliche und soziale Aspekte. Einsamkeit beispielsweise sei auch unter jungen Menschen ein großes Thema, komme aber in Armutsstatistiken nicht vor. Alle Aspekte von Armut müssten gesehen und bekämpft werden. "Da geht es nicht um Reichtum, sondern um ein gelingendes Leben für alle, bei dem man sich Wohnen und Essen leisten kann, bei dem man die Möglichkeit hat, zu arbeiten und am Leben teilzunehmen", so Tödtling-Musenbichler. Dazu brauche es geeigneten Strukturen, Hilfsorganisationen und eine solidarische Gesellschaft.
Derzeit besuchen doppelt so viele Menschen wie früher die Caritas-Beratungsstellen, berichtete Tödtling-Musenbichler. Aufgrund der Teuerung seien viel mehr Menschen von Armut betroffen als früher. "Das reicht jetzt bis in die untere Mittelschicht." Unter den Hilfesuchenden seien auch solche, "die nie gedacht hätten, dass sie jemals die Caritas in Anspruch nehmen müssen, die sogar gespendet haben", so die Caritas-Präsidentin: "Jetzt stehen sie bei uns an, weil sie sich die Strom- und Betriebskosten nicht mehr leisten können. Alleinerzieherinnen und Mindestpensionisten kommen jetzt zu uns um zwei Sackerl Lebensmittel."
Quelle: kathpress