Moderne Marienstatue in Linzer Dom zerstört
Ein Kunstprojekt im Linzer Mariendom, das die gebärende Maria zeigt, ist zerstört worden. Wie das Online-Portal ooe.orf.at am Montag berichtet und die Diözese Linz bestätigt, ist der Skulptur am Montagvormittag der Kopf abgesägt worden. Der Fall sei bereits polizeilich zur Anzeige gebracht worden, heißt es in einer Aussendung der Diözese. "Wer auch immer den Kopf der Skulptur entfernt hat, ist sehr brutal vorgegangen", sagte dazu die Künstlerin der Statue, Esther Strauß. Dies zeige, "dass es immer noch Menschen gibt, die das Recht von Frauen an ihrem eigenen Körper in Frage stellen. Dem müssen wir ganz entschieden entgegentreten", so die in Wien und Tirol lebende Künstlerin.
Die Skulptur namens "crowning" zeigt auf einem Sockel, der in der Mitte der Turmkapelle West im Linzer Mariendom steht, eine auf einem Fels sitzende, gebärende Frau. "Die meisten Marienbildnisse wurden von Männern angefertigt und haben dementsprechend oft patriarchalen Interessen gedient", erklärte die Künstlerin selbst den Hintergrund der Skulptur, die aktuell nicht mehr besichtigt werden kann.
Auch Johann Hintermaier, Bischofsvikar für Bildung, Kunst und Kultur, zeigte sich in einer ersten Stellungnahme bestürzt: "Es war uns bewusst, dass wir mit dieser Installation auch Diskussionen hervorrufen. Wenn wir damit religiöse Gefühle von Menschen verletzt haben, tut uns das leid, aber diesen Gewaltakt der Zerstörung und die Verweigerung des Dialogs sowie den Angriff auf die Freiheit der Kunst verurteile ich aufs Schärfste."
Positionen zur Heiligen Familie
Die moderne Marienstatue ist Teil des Projektes "DonnaStage", das sich anlässlich des 100-jährigen Weihejubiläums des Mariendoms in Kunstinstallationen, Workshops und Diskussionen mit Fragen rund um Frauenrollen, Familienbilder und Geschlechtergerechtigkeit auseinandersetzt. Die Turmkapelle West zeigt im Rahmen der Reihe "Künstlerische Positionen zur Heiligen Familie". Die Skulptur "crowning" war Teil der Reihe und hätte bis 16. Juli ausgestellt werden sollen.
Im Jubiläumsjahr trägt die Veranstaltungsreihe "DonnaStage" laut Hintermaier sehr wesentlich dazu bei, eine offene Gesprächskultur zu fördern und den unterschiedlichen Perspektiven Raum zu geben.
Ziel des Projektes ist es laut Martina Resch, Theologin und Mitinitiatorin von "DonnaStage", einen Raum für kritischen Diskurs zu schaffen und die Pluralitätsfähigkeit von Religion und Kirche zu fördern. Kunst eröffne die Möglichkeit, neue Sichtweisen zu entwickeln, um Grundlagen des Glaubens kritisch zu reflektieren. "Die Skulptur von Esther Strauß ist eine sehr poetische Arbeit, die die natürliche Geburt Jesu zeigt. Maria wird in ihrer Ausgesetztheit aber auch in ihrer Kraft gezeigt", so Resch.
Bekenntnis zur Menschwerdung Gottes
Aus theologischer Perspektive sei die Arbeit von Strauß "ein starkes Bekenntnis zur Menschwerdung Gottes", da die Heilsgeschichte nicht erst mit Jesus beginne, sondern mit der Verkündigung und im Moment, wo neues Leben geboren wird, "anschaulich" werde, betonte Resch.
Nach Ansicht der Theologin sind die Besucherinnen und Besucher sehr sanft an die Skulptur herangeführt worden: So sei beim Eintritt in den Raum zunächst der Rücken Mariens sichtbar gewesen. Besucherinnen und Besucher "mussten sich ihr annähern und ihre eigene Perspektive finden", so Resch, Theologin an der Katholischen Privat-Universität Linz. Sie zeigte sich ebenso wie das gesamte Team tief betroffen über die Brutalität gegenüber der Frauenfigur.
Acht Künstlerinnen werden noch bis November gegenwärtige Entwicklungen und Herausforderungen rund um Frauenrollen, Familienbilder und Geschlechtergerechtigkeit aufgreifen. Zu sehen sind dabei Werke, Installationen und Performances von Monika Pichler, Esther Strauß, Katharina Struber, Elisabeth Altenburg, Elke Punkt Fleisch, Sophie Reyer, Judith Huemer und Bernadette Huber.
Quelle: kathpress