Landau-Appell: Im Wahlkampf nicht alles Porzellan zerschlagen
Mahnende Worte zum einsetzenden Nationalrats-Wahlkampf kommen von Caritas-Europa-Präsident Michael Landau. "Wer im Wahlkampf alles politische Porzellan zerschlägt, wird in den Tagen nach der Wahl nur mehr Scherben haben", warnte er am Sonntag bei einem Gottesdienst im Wiener Stephansdom. Landaus Bitte und Appell: "Versuchen wir so miteinander umzugehen, dass wir einander am Tag nach der Wahl noch in die Augen schauen können."
Ausdrücklich erneuerte Landau in diesem Zusammenhang einen Aufruf von Kardinal Christoph Schönborn an politisch Verantwortliche, aber auch jeden Einzelnen in der Gesellschaft zu einem "Pakt der Mitmenschlichkeit". Der Wiener Erzbischof hatte Mitte Juni beim Begräbnis der früheren Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein dabei zu mehr Respekt und den Verzicht auf das Verächtlichmachen anderer appelliert.
"Demokratie, Freiheit, soziale Sicherheit; all das ist nicht selbstverständlich, sondern lebt aus einer starken Mitte der Gesellschaft, aus der Bereitschaft, das Gemeinsame zu suchen, den Dialog zu pflegen, Kompromisse als wesentlich anzuerkennen und einander respektvoll und achtsam zu begegnen", fügte Landau dem nun hinzu. Gesellschaftliches Zusammenleben solle solidarisch im Interesse aller Menschen gelingend gestaltet werden. "Menschen gegeneinander auszuspielen hingegen bringen uns als Gesellschaft nicht weiter", sagte der Caritas-Europa-Präsident auch vor dem Hintergrund eines wachsenden Populismus.
"Nichtraunzer-Zone Österreich" schaffen
Gleichzeitig hob Landau die zahlreichen Beispiele gelungenen Zusammenhalts in Österreich hervor. Diese sollten stärker wahrgenommen werden. "Ja, die Zeiten sind herausfordernd, aber es gibt diese Orte - und es sind nicht wenige - an denen Menschen für andere da sind", betonte er vor den im Dom versammelten Gläubigen. Für den kirchlichen Bereich nannte er exemplarisch die pfarrliche Caritasarbeit mit Wärmestuben, oder Lebensmittelausgaben. "Es gibt einen guten Grundwasserspiegel der Nächstenliebe in Österreich", hielt Landau fest.
Er sehe auch, dass junge Menschen bereit sind, sich für andere zu engagieren, so der Caritas-Europa-Präsident weiter. "Die Formen ändern sich, das stimmt. Aber eine Generation von Egoistinnen und Egoisten sieht anders aus." Jeder könne etwas zum Guten verändern und damit selbst dazu beitragen wie die kirchliche und gesellschaftliche Wirklichkeit aussieht, so Landau: "Fokussieren wir auf unsere Stärken. Und bemühen wir uns um eine "Nichtraunzer-Zone Österreich" oder zumindest um eine kirchliche Nichtraunzer-Zone."
Bildung beste Armutsprävention
Zum Ende des Schuljahres in Ostösterreich ging der Caritas-Spitzenvertreter in seiner Predigt auch einmal mehr auf den Zugang zu Bildung als wesentlichen Punkt in der Armutsbekämpfung und Armutsvermeidung ein. "Bildung ist die beste Armutsprävention", erinnerte Landau und rief dazu auf, gerade Kindern mehr Chancen bereitzustellen. Landau nannte dazu etwa den Ausbau ganztägiger Schulangebote in ganz Österreich und die Stärkung des Bereichs der Elementarpädagogik.
Quelle: kathpress