Renaturierungsgesetz: Keine gemeinsame Position der Orden
Zum viel diskutierten EU-Renaturierungsgesetz gibt es in der katholischen Kirche Österreichs und auch in den Ordensgemeinschaften keine einhellige Meinung. Darauf hat die Generalsekretärin der Ordenskonferenz, Sr. Christine Rod, diese Woche in der Ö1-Sendung "Im Fokus" hingewiesen. Die Diskussion sei polarisiert, bedauerte die Ordensfrau von den Missionarinnen Christi, eine gemeinsame Linie zu dem konkreten Gesetz unter den 193 heimischen Gemeinschaften nicht auszumachen.
Sehr wohl sei allen Orden die eigene Verantwortung für die Erhaltung der Natur bewusst, betonte Rod. "Die Orden sind in der Ökologie-Frage auf jeden Fall dran. Lebensstil, Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Natur und natürlich im weiteren Sinn auch Renaturierung sind selbstverständlich Kernworte von Orden heute", sagte die Generalsekretärin der Ordenskonferenz.
Rod selbst befürwortet das neue Gesetz, das von allen EU-Staaten die Vorlage von konkreten Umsetzungsplänen in den nächsten zwei Jahren einfordert. Ein Problem wie der Umweltschutz könne nicht nur innerkirchlich oder innerösterreichisch gelöst werden, so die Ordensfrau, weshalb sie klar für "großflächige und strukturelle Lösungen" sei. So beängstigend diese auch in ihrer Pauschalität wirken könnten, gelte doch: "Das Anliegen selbst ist wichtig, braucht seine strukturelle Verankerung, vielleicht sogar so etwas wie einen Verpflichtungscharakter." Sei es nur dem guten Willen jedes Einzelnen anheimgegeben, sei das Ziel wohl nicht zu erreichen.
Rod reagierte damit auf Aussagen des Leiters der Wirtschaftsbetriebe von Stift Göttweig, Pater Maurus Kocher, der ebenfalls gegenüber Ö1 das Renaturierungsgesetz als in der Intention begrüßenswert, in der Umsetzung jedoch "illusorisch" bezeichnet hatte. Der Benediktiner, der die Orden im Vorstand der Land- und Forstbetriebe Österreichs vertritt, verwies dabei auf den jahrhundertelangen Beitrag der Stifte und Klöster zur Gestaltung der Kulturlandschaft. Es sei nicht möglich, Zielvorgabe der landwirtschaftlichen Produktion und der Renaturierung zugleich zu entsprechen.
Die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) bekräftigte in der Sendung "Im Fokus" ihr klares Ja zum Renaturierungsgesetz. "Dieses Gesetz ist eine Entscheidung von grundsätzlicher Tragweite und ein höchst notwendiger Wegweiser in die Zukunft", betonten Präsident Ferdinand Kaineder und Vizepräsidentin Katharina Renner. Es gehe um wesentliche Zukunftsmaßnahmen wie den Kampf gegen den Klimawandel und das Artensterben, "deswegen ist uns das Gesetz so wichtig", sagte Renner. Als KAÖ habe man besorgt beobachten müssen, wie diese Themen "auf dem Altar der Parteipolitik geopfert werden" und die Kritiker des Gesetzes "zukunftsvergessende Prioritäten" setzten.
Über verfassungsrechtliche Einwände gegen die Zustimmung von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) zum Gesetz auf EU-Ebene hätten Juristen zu entscheiden. Der Katholischen Aktion gehe es um eine Grundsatzentscheidung für Schöpfungsverantwortung und Mitweltgerechtigkeit, unterstrich Renner in der Radiosendung.
Quelle: kathpress