Innsbruck: Neuer Band über Macht, Missbrauch und Prävention erschienen
Ein neu erschienener Sammelband versucht eine wissenschaftlich-systematische Zusammenschau des großen Komplexes Religion, Macht und Missbrauch. Der vom Innsbrucker Kirchenrechtler Wilhelm Rees und der Judaistin Ursula Schattner-Rieser herausgegebene Band "Religion. Macht. Strukturen. Missbrauch" versammelt Beiträge u.a. mit biblischen Zugängen, zu Fragen von Gendergerechtigkeit und Amt in der Kirche bis hin zu (kirchen)strafrechtlichen Fragen im Umgang mit sexuellem Missbrauch, Aufklärung und Prävention von Missbrauch und sexueller Gewalt. Am Donnerstag wurde der Band, der eine gleichnamige Tagung aus dem Jahr 2022 an der Innsbrucker Katholisch-Theologischen Fakultät dokumentiert, an der Universität Innsbruck präsentiert.
Lange Zeit sei das Thema Missbrauch - geistlicher und sexueller Art - "tabuisiert und ignoriert" worden, heißt es im Vorwort des Bandes - "obwohl dieses Phänomen so alt ist wie die Religion selbst". Es sei daher "an der Zeit, sämtliche Formen religiös motivierten Missbrauchs, einschließlich des geistlichen Machtmissbrauchs, offenzulegen und entschieden präventive Maßnahmen auf spiritueller, rechtlicher, pädagogischer, gendertheoretischer und religiöser Ebene zu ergreifen." Schließlich befinde sich die Struktur "patriarchaler Religionen" insgesamt im Wandel - es scheine daher auch nur "eine Frage der Zeit zu sein, bis diese Veränderungsprozesse zu einer Geschlechtergerechtigkeit durch Gleichberechtigung und Gleichstellung führen", so die Herausgeber.
Federführend bei der Tagung von 2022, aber auch bei der vorbereitenden Beforschung des Themas und bei der Erarbeitung des Sammelbandes war das Forschungszentrum "Synagoge und Kirchen" an der Universität Innsbruck. 2022 widmete sich das Forschungszentrum dem Thema Machtmissbrauch mit Vorträgen und dem zweitägigen Symposion am 17./18. Oktober 2022.
Der Band versammelt Beiträge von Simone Paganini, Josef M. Oesch, Mira Stare, Martin Hasitschka, Erika Kegyes, Angelika Ritter-Grepl, Ursula Schattner-Rieser, Konrad Breitsching, Nicole Maria Bauer, Wilhelm Rees, Doris Reisinger, Martin Pusch und Johannes Brunner.
Er schließt mit einer Darstellung bestehender Präventionskonzepte und -maßnahmen und formuliert, wie es im Vorwort heißt, den Appell, "ein tragfähiges, sexualpädagogisches Konzept zu entwickeln, möglicherweise unter Einbeziehung externer Hilfe, und sich gemeinsam darauf zu verständigen, um eine klare Orientierung zu gewährleisten." (Ursula Schattner-Rieser, Wilhelm Rees (Hg.): Religion.Macht.Strukturen.Missbrauch. 2024, innsbruck university press, 392 Seiten, 34,90 Euro)
Quelle: kathpress