Kirchliche Sommertagungen: Erholung und Anregung mit Tiefgang
Zahlreiche Sommertagungen verschiedenster kirchlicher Veranstalter ermöglichen in der kommenden Ferienzeit wieder die Kombination von Erholung in heimischen Gefilden, Horizonterweiterung weit darüber hinaus und auch von spirituellem Tiefgang. Die der Corona-Pandemie geschuldeten Hemmnisse der vergangenen Jahre sind zwar obsolet geworden, dennoch ist Krise ein weiterhin allgegenwärtiges Schlagwort. Die Leitfrage vieler Veranstaltungen ist heuer: Was trägt in Zeiten von Umbruch und Veränderung? Was gibt Hoffnung und Zuversicht angesichts von Krisen und Krieg? Im Folgenden eine Übersicht über die wichtigsten Angebote mit Links zu den Veranstaltern. Anmeldungen sind in vielen Fällen noch möglich.
Los geht es Mitte Juli mit einer "Parallelaktion": Zeitgleich angesetzt sind die Pädagogische Werktagung in Salzburg und die Ökumenische Sommerakademie in Kremsmünster, jeweils von 10. bis 12. Juli.
Werktagung über "Veränderungen"
"Veränderungen - annehmen.gestalten.begleiten" lautet das Thema der bereits 72. Internationalen Pädagogischen Werktagung in Salzburg. Sie gilt als eine der wichtigsten Fachtagungen im deutschsprachigen Raum mit jährlich ca. 500 Teilnehmenden. Zielgruppe der Veranstaltung des Katholischen Bildungswerks Salzburg in Kooperation mit Caritas Österreich und Uni Salzburg sind Personen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Vorträge finden in der Uni-Aula statt, Arbeitskreise verstreut über ganz Salzburg. Das Kultur- und Begleitprogramm umrahmt wie immer die Tagung und lädt ein, "das Flair der Mozartstadt zu genießen".
"Pädagogik hat die Pflicht, aber auch die Macht, positive Entwicklungen zu begünstigen", hält Tagungspräsident Andreas Paschon in seiner Ankündigung fest. Aktuell seien vielfach "positive Veränderungen in der Beziehungsdynamik, in Wahrnehmungs- und Deutungsmustern, im Spiel-, Sozial- und Lernverhalten bei Kindern und Jugendlichen" erlebbar, die im pädagogischen Alltag mitunter überraschen.
Es referieren und diskutieren u.a. die Innsbrucker Philosophin Marie-Luisa Frick, der Salzburger Kinder- und Jugendpsychiater Leonhard Thun-Hohenstein, die Pädagoginnen Sabine Andresen (Frankfurt) und Iris Nentwig-Gesemann (Brixen) und der Schweizer Theologe und Buchautor Pierre Stutz.
Sommerakademie will "Frieden stiften"
Unter dem Titel "Frieden stiften" widmet sich die 25. Ökumenische Sommerakademie - wie gewohnt im Stift Kremsmünster - vom 10. bis 12. Juli mit der Frage, ob und wie in den aktuellen kriegerischen Konflikten Frieden erlangt werden könnte. Die aktuellen Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten hätten diese Fragen auch in Europa besonders aktuell werden lassen, heißt es vonseiten der Veranstalter (Katholische Privat-Universität Linz, Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich, Evangelisches Bildungswerk Oberösterreich, Linzer "KirchenZeitung", Stift Kremsmünster und ORF). Höhepunkt der Tagung ist am 11. Juli ein Festakt zum Jubiläum "25 Jahre Ökumenische Sommerakademie".
ORF-Journalist Christian Wehrschütz gibt zu Beginn einen Überblick über Krieg und Frieden in Geschichte und Gegenwart. Die politischen Aspekte von Konflikten und Kriegen analysieren der Historiker Hannes Leidinger (Wien) und der Politikwissenschafter Oliver Hidalgo (Uni Passau). Inwieweit christliche Kirchen zu Frieden und Versöhnung beitragen können, untersuchen die evangelischen Theologinnen Eva Harasta und Alexandra Battenberg sowie die in Linz lehrende Sozialethikerin Katja Winkler.
Abgeschlossen wird die Sommerakademie traditionell von einem ökumenisch besetzten Podium. Am 12. Juli diskutieren zum Thema der katholische Militärbischof Werner Freistetter, der armenisch-apostolische Bischof und Vorsitzende des Ökumenischen Rates, Tiran Petrosyan, sowie der evangelische Superintendent Gerold Lehner. (Infos und Anmeldung: https://ku-linz.at/universitaet/veranstaltungen/news/25-oekumenische-sommerakademie-im-stift-kremsmuenster-frieden-stiften)
KMBÖ erörtert Gefahren für Demokratie
Unter dem Titel "Gewissen - Macht - Politik" widmet sich die Katholische Männerbewegung (KMBÖ) bei ihrer Sommerakademie von 18. bis 20. Juli im Campus Horn aktuellen Gefährdungen der Demokratie. Und das angesichts des heurigen "Superwahljahres" mit Blick auf die Geschichte, nämlich Österreich in der Zwischenkriegszeit. Die Umfrage-erprobte Religionssoziologin Regina Polak erläutert dabei die Frage "Was ist den Österreichern Religion und Demokratie tatsächlich wert?", Kirchenhistorikerin Michaela Sohn-Kronthaler beleuchtet "Die langen Schatten des Februar 1934". Christoph Konrath, Leiter der Abteilung Parlamentswissenschaftliche Grundsatzarbeit im Parlament, setzt den Schlusspunkt mit Erklärungen zur Demokratie als Lebensform und ihre Bedrohungen. (Info und Anmeldung auch zu Kulturprogramm und Stadtführung in Hardegg unter: www.kmb.or.at)
Fast zeitgleich, von 16. bis 20. Juli findet das traditionelle Jungfamilientreffen statt, heuer nicht in Pöllau (Stmk.), sondern erstmals in Kremsmünster (OÖ.). Gleich bleibt die Möglichkeit zur digitalen Teilnahme per Livestream. "Ihr könnt so das Treffen überall dort, wo ihr gerade seid, miterleben", so die Veranstalter von der "Initiative Christliche Familie". Nur vor Ort allerdings können Interessierte "andere Familien treffen, kennenlernen, auftanken, austauschen, ermutigen, zusammen beten, Freundschaften pflegen, die Ehe stärken und Sakramente empfangen", wie es auf der Website https://jungfamilien.at heißt. Fixe Programmpunkte sind auch Paargespräche sowie ein spezifisches Programm für die Kinder.
Dreifachthema bei "Disputationes" in Salzburg
Das Spannungsfeld von Ungewissheit, Zuversicht und Verheißung steht im Fokus der heurigen "Disputationes" - einem hochkarätigen dreitägigen Symposion, das sich in den vergangenen Jahren zu einem fixen Bestandteil der "Ouverture Spirituelle", der Auftaktwoche der Salzburger Festspiele, entwickelt hat. Heuer stehen Ouverture wie Disputationes unter dem Titel "Et exspecto". Das Symposion, das vom 22. bis 24. Juli in der "SalzburgKulisse" stattfindet, geht diesem Thema im Dreischritt "Ungewissheit" (22. Juli), "Zuversicht" (23. Juli) und "Verheißung" (24. Juli) nach. Hochkarätige Referentinnen und Referenten aus Wissenschaft, Kunst und Kultur kommen dabei nach Impulsreferaten miteinander ins Gespräch am Podium.
Eröffnet werden die auf den Dialog zwischen Wissenschaft, Kunst und Kultur ausgerichteten Disputationes mit Vorträgen u.a. von der Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb ("Für Pessimismus ist es zu spät"); danach tauscht sie sich mit dem Zukunftsforscher Andreas M. Krafft und der Philosophin Catrin Misselhorn über Ungewissheit aus. An den beiden Folgetagen kommen u.a. Life Coach Lars Amend ("Aufgeben ist keine Option!"), die Journalistin Nermin Ismail, der Grazer Theologe Reinhold Esterbauer und der Schriftsteller Ilija Trojanow zu Wort. (Info: www.disputationes.at)
Hochschulwoche über "Ressource" Vertrauen
Die Salzburger Hochschulwoche vom 29. Juli bis 4. August steht heuer unter dem Generalthema "Fragiles Vertrauen. Über eine kostbare Ressource". Vortragende sind u.a. die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb (Wien), der evangelische Theologe Thorsten Dietz (Marburg/Zürich), der Philosoph Martin Hartmann (Luzern), die Friedensforscherin Martina Fischer (Berlin) und der Jesuit Andreas R. Batlogg (München). Die Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle (Villach) erläutert, "wie wir wieder Vertrauen gewinnen" und macht "Reparaturvorschläge für die Lebensader der Demokratie"; der Psychiater Reinhard Haller (Feldkirch) analysiert den "Vertrauensverlust in der narzisstischen Gesellschaft".
Neben dem bekannten Mix aus Vorträgen, Diskussionen und Workshops wird es u.a. am 1. August einen Empfang im Garten des Salzburger Erzbischofs Franz Lackner geben; am 31. Juli erhält der Kölner Religionsphilosophen Prof. Hans-Joachim Höhn den alljährlich verliehenen Theologischen Preis der Hochschulwoche. Prediger beim spirituellen Rahmenprogramm ist in diesem Jahr der Rektor der Anima in Rom, Michael Max. Den Festvortrag zum Abschluss der Hochschulwoche am 4. August hält die Soziologin Jutta Allmendinger.
Die Salzburger Hochschulwochen zählen zu den renommiertesten und traditionsreichsten Sommeruniversitäten im deutschen Sprachraum und locken jährlich hunderte Studierende und Interessierte zu einer "smarten Sommerfrische" mit Vorträgen, Workshops und Diskussionen. (Infos und Anmeldung: www.salzburger-hochschulwochen.at)
Tainach: Ausblick auf das "Europa von morgen"
Alljährlich gegen Ende der Sommerferien veranstaltet der "Katholische Akademiker/innenverband" (KAVÖ) seine Internationale Sommertagung im Bildungshaus Sodalitas in Tainach/Tinje (Ktn.). Von 18. bis 24. August geht es diesmal im Anschluss an die EU-Wahlen um das "Europa von morgen". Klimawandel, Digitalisierung, Migration, neue Konfliktherde gehören laut dem KAVÖ zu den aktuellen Herausforderungen an den Einzelnen, die Gesellschaft und die Religionsgemeinschaften, "die sich mit solidarischem Bemühen auch in neue Chancen wandeln lassen". Gesucht seien "tragfähige Entscheidungen für eine trotz allem hoffnungsvolle Zukunft".
Lösungsvorschläge dafür sind in den Tagen nach der Eröffnung durch Landeshauptmann Peter Kaiser von einer hochkarätigen Referentenriege zu erwarten: Ihr Kommen zugesagt haben u.a. die EVP-Politiker Othmar Karas und Lukas Mandl, der Literat Robert Menasse, die Philosophin Claudia Paganini und der emeritierte katholische Erzbischof von Belgrad, Stanko Hocevar, der über die Kirchen in Südosteuropa sprechen wird. Dazu ein Hinweis: Die KAVÖ lädt von 6. bis 16. Oktober 2024 zu einer Studienreise nach Albanien. (Info: www.kavoe.at/europa-von-morgen/g)
Puchberg: "Gott und Gemeinde neu denken"
"Gott neu denken und Gemeinde neu denken" - so könnte man laut dem Katholischen Bibelwerk die Botschaft des Ersten Korintherbriefs zusammenfassen, der im Mittelpunkt der Bibelpastoralen Tage von 22. bis 24. August im Bildungshaus Schloss Puchberg steht. Der Völkerapostel Paulus zeige darin, welche Konsequenzen der Glaube an die "Torheit des Kreuzes" für das konkrete Leben als Gemeinde hat. Eröffnen werden die Tagung Bibelwerks-Direktorin Elisabeth Birnbaum und Weihbischof Anton Leichtfried, inhaltliche Impulse setzen der Bonner Neutestamentler Martin Ebner und die Linzer Pastoraltheologin Klara-Antonia Csiszar. (Info: www.bibelwerk.at)
Im oberösterreichischen Aigen im Mühlkreis findet vom 26. bis 28. August die Internationale Theologische Sommerakademie statt, veranstaltet vom Linzer Priesterkreis und der Kardinal-Scheffczyk-Gesellschaft. Im 34. Jahrgang dreht sich die Tagung heuer um die Wahrheit und deren Verteidigung "im Dickicht des Relativismus". Das behandelte Themenspektrum reicht vom "Widerstand des frühen Christentums gegen Irrtum und Lüge" über "kirchliche Strafen für die Zurückweisung der Wahrheit" bis hin zu "Sedisvakantismus" als aktuelle Herausforderung. (Infos: www.theologische-sommerakademie.at)
Der grundlegenden Glaubensfrage nach Gott wenden sich schließlich die Innsbrucker Theologischen Sommertage in ihrer 25. Auflage am 2. und 3. September 2024 zu: Unter dem Titel "Gott - Eine Provokation" referieren im Madonnensaal der Katholisch-Theologischen Fakultät (Karl-Rahner-Platz 3) Mitglieder des Lehrkörpers zu Themen wie "Warum es keine 'Gottesbeweise' gibt (aber gute Argumente für seine Existenz)", "Gott liebt in einer Radikalität, vor der man sich fürchten kann" oder "G*tt weiblich gelesen". Diese für alle für Interessierten offene Tagung findet zum 25. Mal statt, die Vorträge werden unter www.rgw.it als Stream abrufbar sein. (Info: www.uibk.ac.at/de/theol/intheso/tagungsarchiv/intheso-2024)
Quelle: kathpress