Csiszar zur Synode: Frauenweihe wird Thema, aber nicht abgestimmt
Die als theologische Beraterin des Synodalen Prozesses fungierende Linzer Pastoraltheologin Klara-Antonia Csiszar erwartet bei der zweiten Versammlung im Oktober in Rom keine Entscheidungen in Bezug auf ein katholisches Weiheamt für Frauen. Dass Papst Franziskus dieses Thema wie auch andere "heiße Eisen" den bis 2025 tätigen Arbeitsgruppen überantwortete, bedeute aber nicht, dass die Frauenfrage bei der Session im Herbst nicht zur Sprache kommen wird, sagte Csiszar am Mittwoch vor katholischen Medienleuten in Wien. Ihrer Überzeugung nach gebe es hier "kein Zurück". Eine Abstimmung bei der Synode über die Diakoninnenweihe sei nicht zu erwarten - sie würde wohl aktuell in der Weltkirche keine Mehrheit finden, so Csiszar.
Die Entwicklung der katholischen Kirche hin zu größerer innerkirchlichen Vielfalt sei auf einem guten Weg und verlange einen langen Atem. In der Frauenfrage - ein zentrales Anliegen der Reformwilligen - "hakt es" laut der Theologin an der "repraesentatio Christi", also das priesterlich-sakramentale Handeln in Stellvertretung Christi. Hier gebe es gerade in Bezug auf den Diakonat, der sowohl Vorstufe zum Priesteramt als auch eine eigene Weihestufe ("Ständiger Diakonat") sei, noch ungeklärte theologische Fragen, meinte Csiszar. Sie hält es für denkbar, dass Diakone bzw. dann auch Diakoninnen aus dem dreistufigen Weiheamt (Diakon - Priester - Bischof) herausgelöst werden.
"Heiße Eisen" ausgekoppelt
Zur Erinnerung: Am Ende der ersten Synoden-Versammlung 2023 in Rom beschlossen die Delegierten einen "Synthese-Bericht". Dessen Inhalte wurden in den vergangenen Monaten erneut in Diözesen, Ordensgemeinschaften und an der Kirchenbasis, aber auch von den beim Synoden-Generalsekretariat in Rom eingerichteten Arbeitsgruppen vertieft. Einige in den vorangegangenen Debatten während des weltweiten Prozesses aufgekommene Fragestellungen wurden vom Vatikan zu Jahresbeginn 2024 teils aus den Beratungen der Weltsynode ausgekoppelt: Zehn Expertengruppen sollen bis Mitte 2025 Themen wie Diakoninnenweihe, Anpassungen in der Priesterausbildung oder den Dienst der Bischöfe diskutieren und bei der Synodenversammlung im Oktober Zwischenberichte vorlegen.
In Bezug auf die Frauenfrage in der katholischen Kirche hält es die Linzer Pastoraltheologin für zielführend, einerseits Frauen in jetzt schon möglichen Leitungspositionen zu forcieren, andererseits Entscheidungskompetenzen von Rom auf untere Ebenen zu verlagern und damit die Kirche weniger zentralistisch und mehr synodal zu gestalten.
In den innerkirchlichen Reformdebatten komme es nach wie vor zu vorhersehbaren Lagerbildungen zwischen auf "aggiornamento" (dt.: "Verheutigung") Drängenden und unter Berufung auf die Tradition Bremsenden. Bei der ersten Synodenversammlung im vergangenen Oktober habe sie erlebt, wie wichtig an den 36 äußerst divers besetzten runden Tischen das Einander-Zuhören und "Eintauchen in die Welt des anderen" gewesen sei, berichtete Csiszar. Dieser "Spirit" werde in weiterer Folge zu besseren kirchlichen Strukturen führen.
"Kirche des Konzils" bleibt Ziel
Kritik übte die vom Vatikan beauftragte Theologin an Stimmen, die dem Synodalen Prozess und auch Papst Franziskus eine platte Reformagenda ohne spirituellen Tiefgang unterstellen. Als Beispiel nannte Csiszar den Bischof von Szombathely (Steinamanger), Janos Szekely, der jüngst im Interview mit "Szabad Europa" die Zurückhaltung des ungarischen Episkopats damit erklärt hatte, dass unter dem Banner der Synodalität Phänomene in der Kirche Fuß fassen würden, die dem authentischen Christentum fremd sind. Szekely nannte als Beispiele die Gender-Ideologie, die Infragestellung der Autorität von Bibel und Lehramt und moralischen und lehrmäßigen Relativismus, die die überwiegende Mehrheit der ungarischen Katholiken zur Distanz veranlassten.
Csiszar sagte am Ende ihres Vortrags, sie habe kürzlich "ein Deja-vu gehabt", als sie auf YouTube einen Vortrag des Konzilstheologen Karl Rahner 1965 nach dem Ende dieser wegweisenden Versammlung hörte. Es werde wohl noch Generationen dauern, "bis wir von einer Kirche, die ein Konzil hatte, zu einer Kirche des Konzils kommen".
Quelle: kathpress