"Jugend Eine Welt": Hunger und Ausbeutung in Ugandas Flüchtlingslagern
Die angespannte Sicherheitslage in weiten Teilen des Südsudans zwingt Hunderttausende zur Flucht in Nachbarländer. Rund 80.000 Vertriebene befinden sich Palabek im Norden Ugandas, das unter Geflüchteten als "Ort der Hoffnung" gilt und für den sie einen beschwerlichen Weg in Kauf nehmen, informierte Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von "Jugend Eine Welt". Der Preis für die Sicherheit sei jedoch Hunger, mahnte die Hilfsorganisation kurz vor dem internationalen Weltflüchtlingstag (20. Juni), und zeigte die schlimmen Konsequenzen dieses Zustands auf.
Da das Welternährungsprogramm der UNO wegen der globalen Krisen die Nahrungsmittelrationen halbiert habe, gebe es im Lager derzeit 1.800 unbetreute Kinder. Dies kommt laut "Jugend Eine Welt" daher, dass die Eltern versuchen, im benachbarten Südsudan auf verwilderten Feldern Nahrung zu produzieren - um sie danach in die Sicherheitszone nach Palabek zu bringen. Eine Folge seien Kinderschwangerschaften, da minderjährige Mädchen in ihrer Not im Tausch gegen Nahrungsmittel sexuelle Gegenleistungen bieten. "Es ist ein akutes Problem immer größeren Ausmaßes, auf das wir bislang noch keine flächendeckende Antwort gefunden haben", wird in der Aussendung Salesianerpater Jose Ubaldino Andrade Hernandez, langjähriger Projektpartner von "Jugend eine Welt", zitiert. Die verlassenen Kinder benötigen Unterstützung, "damit sie in dieser verwaisten Lebenssituation nicht im Elend versinken".
Hoffnung bietet ein 2019 gestartetes Ausbildungsprogramm für Solar-Fachkräfte, das mit Unterstützung von "Jugend eine Welt" und der Austrian Development Agency (ADA) im Berufsbildungszentrum der Salesianer Don Boscos angeboten wird. Rund 93 Fachkräfte wurden seit Beginn des Programms ausgebildet.
"Strom ist im Flüchtlingslager von Palabek absoluter Luxus, da es in den einfachen Häusern und Lehmhütten mit Wellblech- oder Strohdächern keinerlei Versorgung gibt", erklärte dazu Gabriel Müller, Vorstandsmitglied der österreichischen Entwicklungsorganisation. Mittels einfacher Solarpanels könnten systematisch Lichtquellen erschlossen werden, die auch für Sicherheit bei Nacht sorgen, so Müller, der das Projekt in Uganda kürzlich besuchte.
Neben Solartechnik bietet das Berufsbildungsprogramm für Jugendliche auch Tischlerei, Automechanik, Bauwesen, Schlosserei, Schneiderei, Haarpflege und Landwirtschaft an. Unterstützung erhalten die Kurse dabei von Studierenden aus Uganda, um mittels gesamtgesellschaftlicher Teilhabe sozialen Spannungen vorzubeugen. Weiters ermöglicht man speziell für weibliche Studierende, insbesondere junge Mütter, die Absolvierung einer Berufsbildung durch gezielte Begleitmaßnahmen: Etwa durch Bereitstellung von Kinderbetreuungsplätzen an der Berufsschule oder durch aktive Begleitung von Schülerinnen im Ausbildungsprozess mit dem Programm "Gender matters!", informierte das Hilfswerk, das u.a. Kindergärten an neuralgischen Punkten des Flüchtlingslagers unterstützt.
Das ORF-Sendeformat "Orientierung" hat am 16. Juni einen Beitrag zur Hilfe von "Jugend Eine Welt" im Flüchtlingslager Palabek gestaltet. (Spende: Jugend Eine Welt AT66 3600 0000 0002 4000, Kennwort: Flüchtlingshilfe Afrika oder Onlinespenden unter www.jugendeinewelt.at)
Quelle: kathpress