Caritas Vorarlberg: Beratungsanfragen durch Teuerung gestiegen
Die Anfragen für Beratungen in den Hilfseinrichtungen der Caritas Vorarlberg sind im Vorjahr deutlich gestiegen. Insbesondere finanzielle Nöte, Verunsicherung und zunehmende Einsamkeit zählen zu den existenziellen Sorgen der Menschen, geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Wirkungsbericht der Caritas der Diözese Feldkirch heißt.
"Die Teuerung hat dazu geführt, dass mehr Menschen Unterstützung benötigten, um auch noch am Ende des Monats genug Lebensmittel einkaufen, die Miete bezahlen und die ganze Wohnung heizen zu können", erklärte Caritasdirektor Walter Schmolly. Trotz vieler Maßnahmen von Bund und Land sei es herausfordernd gewesen, "für alle gut da sein zu können".
Die Caritas Vorarlberg, die im Vorjahr ihr hundertjähriges Bestehen feierte, sieht sich in einer Zeit großer gesellschaftlicher Veränderungen und Armut einmal mehr ihrem Gründungsauftrag verpflichtet. "Not sehen, handeln und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken" sei auch das Credo dreier Caritas-Einrichtungen, auf die Schmolly im Besonderen hinwies.
Kinderarmut stieg besonders
Die Caritas-Beratungsstelle "Existenz & Wohnen" konnte im Vorjahr 6.219 Menschen unterstützen. Allein von 2022 auf 2023 stieg die Zahl der Menschen, die auf Beratung und Überbrückungshilfen der Caritas-Einrichtung angewiesen waren, um 14 Prozent. Besonders markant war laut Angaben der Hilfsorganisation der Anstieg bei Kindern, nämlich um 22 Prozent auf 2.217 Minderjährige.
Der Kinderarmut haben sich auch die 15 Vorarlberger Caritas-Lerncafés verschrieben, die im Vorjahr 580 Kinder begleiteten. "Kinderarmut ist Chancenarmut und nach wie vor wird Armut in Österreich in viel zu hohem Maße vererbt", hieß es seitens der Caritas Vorarlberg. Die Lerncafés seien ein "präventives Angebot", das dieser Logik entgegenwirke und Kindern faire Chancen gebe, "ihre Potenziale zu entwickeln".
Initiative gegen Einsamkeit
Die Initiative herz.com setzt sich im Kampf gegen zunehmende Einsamkeit, das verbreitete Gefühl der Verunsicherung und zur Inklusion von Menschen für die Stärkung des "Miteinanders in den Sozialräumen" ein. "Die gesellschaftlichen Herausforderungen und Nöte erfordern laufend Antworten im Geiste der Solidarität auf der Höhe der Zeit", so Schmolly. Der Gedanke hinter dem Projekt: Mehrere Regionen, Gemeinden und Stadtteile sowie professionelle Einrichtungen, Freiwillige, Nachbarschaften und Vereine sorgen dafür, vorhandene Hilfsangebote sichtbarer zu machen und neue, bedarfsgerechte Initiativen oder Angebote zu entwickeln, "um wirkungsvoll füreinander da zu sein", wie es auf der Website der Initiative heißt. Das sei beispielsweise im Kleinwalsertal bereits gelungen.
Eine neue Rekordzahl konnte die Vorarlberger Caritas in der Grundversorgung von geflüchteten Kindern, Frauen und Männern aus 50 Nationen erzielen. 2.915 Menschen - darunter 830 Kinder - konnten betreut werden.
Auch im Hospizbereich ist die Caritas im westlichsten Bundesland ein wichtiger Player: 154 Gäste fanden im Bregenzer "Hospiz am See" im Vorjahr ein letztes Zuhause.
Notschlafstelle und Mädchenwohnheim
Im laufenden Jahr 2024 möchte sich die Caritas Vorarlberg verstärkt zwei Projekten widmen: Der dringend notwendig gewordenen Sanierung der Notschlafstelle in Feldkirch sowie dem "Girls Hostel" in Meki/Äthiopien, das Mädchen aus ärmsten Familienverhältnissen oder weit abgelegenen Dörfern den Besuch einer weiterführenden Schule in der Stadt ermöglicht. Schon jetzt bekommen 2.550 Kinder in Äthiopien und Mosambik dank Hilfe aus Vorarlberg ein warmes Mittagessen an ihrer Schule.
Auch in Hinblick auf den Veränderungsdruck durch den Klimawandel, die demografische Entwicklung und die Digitalisierung will die Caritas mit "attraktiven Engagement-Möglichkeiten" den sozialen Zusammenhalt stärken, wie Schmolly mit Blick auf die Zukunft erklärte. "In einer solchen Zeit zählt vor allem, dass niemand den Anschluss verliert. Und es ist wichtig, die sozialen Themenstellungen in ihrer globalen Dimension und in ihrer Verbindung mit den ökologischen und wirtschaftlichen Entwicklungen zu sehen. Daran arbeiten wir."
Quelle: kathpress