
"Jerusalemer Kreuzweg" von Herwig Zens an Stephansdom übergeben
Vierzehn großformatige Gemälde des zeitgenössischen österreichischen Malers Herwig Zens (1943-2019) haben eine neue Heimstatt gefunden. Die Werke aus dem Zyklus "Jerusalemer Kreuzweg", die seit 1993 im Österreichischen Hospiz in Jerusalem hingen, hängen ab sofort im Dachstuhl des Wiener Stephansdoms. Präsentiert wurde der Bilderzyklus im Rahmen eines Festaktes am Montagnachmittag im Dom, an dem auch die Witwe des Künstlers, Gerda Zens, teilnahm. "Der Steffl war für Herwig ein erweitertes Zuhause", erklärte sie die besondere Bedeutung dieser Überführung und Schenkung der Bilder an den Dom.
Kardinal Christoph Schönborn dankte für die Schenkung und zeigte sich tief bewegt von der modernen Kreuzwegmeditation. Wichtig sei, die Betrachtungen nicht mit dem Tod enden zu lassen, sondern eine Hoffnungsperspektive zu wählen, so der Kardinal. Ein Kreuzweg sei "ein schrecklicher, ein grausamer Weg, aber: Das letzte Wort hat der Morgen mit den Frauen am leeren Grab". Eine Meditation des Kreuzweges unter diesen Vorzeichen weise daher ein in die "Weltmuttersprache Mitgefühl", zitierte der Wiener Erzbischof den Künstler André Heller.
An der aufwendigen Überführung der Bilder aus Jerusalem nach Wien unter dem Projektnamen "Herwig Zens kommt nach Hause" und unter Federführung von "Kunst & Kultur - ohne Grenzen"-Geschäftsführer Herbert Konrad waren u.a. das österreichische Außenministerium und der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig involviert. Ludwig würdigte Herwig Zens bei dem Festakt als leidenschaftlichen Künstler, Lehrer und Wissenschaftler. Die nunmehrige Ausstellung des Kreuzweg-Zyklus vervollständige die vielen anderen Akzente, die in Wien zu Ehren Zens' bereits mit Ausstellungen etc. gesetzt worden seien. Der Kreuzweg sei insgesamt eine Einladung, "schon im Leben darüber nachzudenken, wie man zum Tod steht", so der Bürgermeister.
Ludwig ließ außerdem mit einem überraschenden "Bekenntnis" aufhorchen: Wer sich darüber irritiert zeige, so Ludwig in Anspielung auf die jüngste Diskussion über die konfessionelle Zusammensetzung an Wiener Volksschulen, dass in Wien andere Religionsgemeinschaften an Stärke gewinnen, der solle dies nicht diesen Religionen anlasten, sondern "einfach nicht austreten" aus der Katholischen Kirche - "oder wieder eintreten".
Seitens des österreichischen Außenministeriums würdigte Botschafter Christoph Thun-Hohenstein den "Jerusalemer Kreuzweg" als "eines der bedeutendsten Werke österreichischer Sakralkunst" und "die wichtigste Manifestation der Befassung des Künstlers mit dem Thema Tod". Zens sei für ihn "die Verkörperung eines Universalkünstlers", führte Thun-Hohenstein weiter aus. Der Botschafter unterstrich zudem die Bedeutung der Kulturpolitik als wichtige Säule der österreichischen Außenpolitik gerade in Krisen- und Kriegszeiten. "Kultur hat die Aufgabe, geistige Resilienz zu ermöglichen und einen Glauben an die Zukunft zu schenken", so Thun-Hohenstein.
Begrüßt wurden die zahlreichen Gäste - darunter der Rektor des Österreichischen Hospizes in Jerusalem, Markus Bugnyar - von Domkapitular Michael Landau. In Vertretung von Domdekan Rudolf Prokschi dankte er für die Schenkung und betonte zugleich, dass zeitgenössische Kunst dazu beitragen könne, "Dinge wieder frag-würdig zu machen auf das Wesentliche hin". Landau verwies auf die Situation im Heiligen Land und darauf, dass "dieser Kreuzweg eine Einladung ist, an all jene zu denken, die derzeit tatsächlich einen Kreuzweg erleiden und darauf hoffen, dass dieser enden möge."
Quelle: kathpress