Interreligiöser Dialog: Auszeichnung für zwei verdiente Protagonisten
Für ihre Verdienste um den interreligiösen Dialog wurden dieser Tage die emeritierte Wiener Schulamtsleiterin Christine Mann und der Präsident der Buddhistischen Religionsgesellschaft Gerhard Weißgrab die Ehrendoktorwürde der "Johann Heinrich Pestalozzi Christian University" verliehen. Die Verleihung fand an der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien statt.
Als Gratulanten stellten sich u.a. der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz, Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka oder auch der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft Ümit Vural ein. Dazu kamen viele weitere Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie etwa auch der "Stabsstelle Internationaler Schutz verfolgter religiöser Minderheiten" im Bundeskanzleramt. Eine Grußbotschaft sandte u.a. Oberrabbiner Jaron Engelmayer.
Die amerikanische Fernuniversität "Johann Heinrich Pestalozzi Christian University" (JHPCU) wurde 2017 als religiöse Lehranstalt in Miami/Florida gegründet. Der nach Wien gekommene Präsident der JHPCU, Prof. Stephan Breu, zitierte das Motto der Universität, das vom Schweizer Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) stammt: "Das Leben bildet, und das bildende Leben ist nicht Sache des Wortes, sondern der Tat".
Breu dazu: "Wir sind eine kleine Universität mit ehrenamtlichen Professoren, die zur Tat schreiten und nicht beim Wort verbleiben." Das Theologische Ehrendoktorat verlieh die Universität bisher nur 2018 an den syrisch-katholischen Patriarchen Mar Ignatius Youssef III. Younan, und 2023 an den georgisch-orthodoxen Patriarchen Ilia II.
Vielfältiges Wirken der Geehrten
Als Laudatorin für Christine Mann sprach Prof. Ulrike Greiner, die Gründungsrektorin der "Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien-Krems" (KPH). Sie würdigte besonders das mutige Vorangehen von Christine Mann, dem die KPH Wien/Krems ihre Existenz zu verdanken habe. "Sie ist eine Gründerin, die Neues in die Welt bringt, von dem manche vorher gemeint haben, es sei unmöglich, das zu schaffen", so Greiner.
Als Laudator für Gerhard Weißgrab fungierte Prof. Elmar Kuhn, Dekan der religionswissenschaftlichen Fakultät der JHPCU und Präsident der Coalition of Faith-Based Organizations Europa: "Es sind nicht die Religionen, es sind immer andere Menschen, die Hass und Nationalismus mit religiösen Motiven zu untermauern versuchen. Es sind aber Menschen wie Gerhard Weißgrab, die durch ihr Lebensbeispiel die Gegen-Narrative des Dialogs, der Versöhnung und der Nächstenliebe erschaffen", so Kuhn. Weißgrabs Leben sei in den vergangenen Jahrzehnten zu "dem" Narrativ der ausgestreckten Hand des Dialogs schlechthin geworden.
Eine Zeit des Wandels
In ihren Dankesworten an die JHPCU sprach Mann von einer "Zeit des Wandels". Das "Andere" sei zwar an der altehrwürdigen Katholisch-Theologischen Fakultät neben den eigenen Traditionen immer gelehrt und beforscht worden, "aber es war eben das Andere, das Fremde, das man nicht unbedingt brauchte und das immer wieder auch als Bedrohung wahrgenommen wurde". In nachkonziliarer Zeit gebe es zwar immer noch Bestrebungen zur Errichtung von "Schutzzäunen", genauso aber auch das Bemühen, "Fenster und Türen hin zum anderen vorsichtig zu öffnen". Besonders wolle sie Kardinal Christoph Schönborn danken, der ihr jene Plattform geboten habe, an der sie ihre Ideen verwirklichen konnte, so Mann.
Gerhard Weißgrab sagte in seiner Dankesrede, es sei nicht hoch genug einzuschätzen, von einer christlichen Universität dieses Ehrendoktorat zu erhalten. Es zeige einen Stand des Dialogs, der ein sehr hohes Level erreicht habe. "Möge es gelingen, diesen Level in die breite Gesellschaft zu bringen", so Weißgrab.
Die Theologische Fakultät der JHPCU würdigte mit den Ehrendoktoraten auch das Engagement der beiden Ausgezeichneten im Vorstand der "Coalition of Faith-Based Organizations" und im Vorstand des interreligiösen "Vereins der Freunde religiöser Bildung".
Quelle: kathpress