Zsifkovics-Appell für Zuversicht und Zusammenhalt in der Kirche
Mit einem Festgottesdienst in der Mariazeller Basilika ist Mittwochmittag die Sommervollversammlung der heimischen Bischöfe zu Ende gegangen. Dem Gottesdienst stand der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics vor, der in seiner Predigt dazu aufrief, den von Papst Franziskus eröffneten Synodalen Weg in der Kirche weiterhin zu beschreiten und gemeinsam und mit Zuversicht in die Zukunft zu gehen. Beim Gottesdienst wurde auch in besonderer Weise für die Opfer der jüngsten Unwetter in Österreich und die Helferinnen und Helfer gebetet, ebenso um Frieden in der Ukraine, im Heiligen Land und weltweit.
Bischof Zsifkovics erinnerte in seiner Predigt an den hl. Kirchenvater Gregor von Nyssa (4. Jh.), der einst den bedrängten Christen in Kleinasien in einer schwierigen Zeit der Bedrängnis drei Sätze ans Herz legte: "Vergesst das Ziel nicht, verlasst den Weg nicht, verliert den Mut nicht." - Diese Botschaft des Heiligen Gregor von Nyssa gelte auch heute.
"Wir sind kein Produkt des Zufalls, für uns Christen steht fest, dass Gott unser Ziel ist und uns am Ende unseres Pilgerweges mit offenen Händen erwartet", so der Bischof wörtlich. Diese Gewissheit drücke auch die Gnadenstatue von Mariazell so wunderbar aus: Maria, die mit ihrem Finger auf Jesus zeigt.
Diese Gewissheit sei zugleich auch eine Ermutigung zum unbedingten Einsatz für das Leben, betonte Zsifkovics weiter: "zum Einsatz für das Leben von seiner natürlichen Empfängnis bis zu seinem natürlichen Tod." Die Christen setzten sich dafür nicht aus Fanatismus ein, "sondern aus Ehrfurcht vor dem Leben!", unterstrich der Bischof.
Zsifkovics appellierte eindringlich an alle Gläubigen, sich auf den von Papst Franziskus begonnenen Synodalen Prozess einzulassen. Dieser Weg sei der Weg Jesu, "wo wir auf Gottes Wort und aufeinander hören". Es sei wohl leichter, ohne Rücksicht vorauszulaufen oder auch zu bremsen und zu blockieren, kritisierte Zsifkovics. Doch das sei nicht der rechte Weg. "Gehen wir vielmehr gemeinsam, dann beginnt Neues und wird auch Unmögliches möglich."
Mitteleuropäischer Katholikentag vor 20 Jahren
Der Eisenstädter Bischof erinnerte in diesem Zusammenhang auch an den Mitteleuropäischen Katholikentag (MEKT) vor 20 Jahren. Der MEKT sei ein eindrucksvolles Beispiel dafür gewesen, was es heißt, "wenn Menschen den Weg gemeinsam gehen und Christus der Grund dieses gemeinsamen Weges ist". Das bräuchten Kirche und Gesellschaft auch heute.
Auch vor 20 Jahren habe es Zweifel am MEKT gegeben, zugleich aber auch von den Verantwortlichen den notwendigen Mut, Weitblick und die Bereitschaft zum Risiko. Diesen Mut habe auch schon Gregor von Nyssa in den ersten Jahrhunderten des Christentums den Menschen zugesprochen und diesen Mut gelte es auch heute nicht zu verlieren.
Bischof Zsifkovics wies auf das viele Gute hin, das auch heute in der Kirche geschehe, auf den unermüdlichen Einsatz so vieler Menschen. "Was wäre unsere Gesellschaft ohne die Kirche, die in so vielen Bereichen wirkt", sagte der Bischof. Auch wenn man heute vielleicht im "Winter der Kirche" lebe, dann wolle er betonen, "dass die Saat im Winter wächst". Er danke allen, die sich für diese Saat einsetzen und mühen", schloss der Bischof seine Predigt, die er mit einem alten slowenischen Marienlied ausklingen ließ, das er gemeinsam mit dem Kärntner Bischof Josef Marketz sang.
Einsatz für Europa
Der Superior von Mariazell, P. Michael Staberl, erinnerte eingangs des Gottesdienstes an die Wallfahrt der Völker bzw. den Mitteleuropäischen Katholikentag vor 20 Jahren in Mariazell. Zur dankbaren Erinnerung an diese kirchliche Großveranstaltung komme das Bewusstsein um die Verpflichtung, "weiter für Europa und die christlichen Werte in Europa einzutreten", so Staberl.
Die "Wallfahrt der Völker" Ende Mai 2004 war der Höhepunkt des Mitteleuropäischen Katholikentags (MEKT), zu dem die Bischofskonferenzen von Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Polen, Slowenien, der Slowakei, Tschechien, Ungarn und Österreich eingeladen hatten. Dieser Katholikentag dauerte eigentlich ein ganzes Jahr. Ab Juni 2003 bot er zahlreiche kirchliche Veranstaltungen und Initiativen in den acht Ländern im Blick auf die EU-Osterweiterung, die schließlich am 1. Mai 2004 politisch vollzogen wurde.
Die MEKT-Abschlussfeier in Mariazell mit 100.000 Gläubigen aus allen teilnehmenden Ländern stand unter dem Motto "Christus - Hoffnung Europas!" und drückte Freude über die endgültige Überwindung des "Eisernen Vorhangs" und die Wiedervereinigung Europas aus. Die mit der gemeinsamen Wallfahrt verbundene politische Botschaft wurde durch die Präsenz des damaligen EU-Kommissionspräsidenten Romano Prodi und der meisten Staatspräsidenten der beteiligten Länder unterstrichen. Papst Johannes Paul II., der ursprünglich auch nach Mariazell kommen wollte, sandte eine Videobotschaft. In Vertretung des Papstes feierte Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano mit rund 100 Bischöfen, etwa 1.000 Priestern und den Gläubigen einen mehrsprachigen Festgottesdienst, der aufgrund der Pilgermassen am Flugfeld bei Mariazell stattfand.
Quelle: kathpress