"Lange Nacht der Kirchen" heuer wieder mit 300.000 Besuchern
Rund 300.000 Besucherinnen und Besucher haben sich auch heuer wieder die "Lange Nacht der Kirchen" nicht entgehen lassen. Das haben die Verantwortlichen des österreichweiten kirchlichen ökumenischen Großevents am späten Freitagabend mitgeteilt. Geschätzte 120.000 Menschen waren allein in der Erzdiözese Wien bei den gut 900 Veranstaltungen zu Gast.
Der größte Magnet war wie immer der Stephansdom: Vom Gospelchor über zwei Te Deum-Vertonungen von Anton Bruckner und Antonin Dvorák bis zum rappenden Pater Sandesh Manuel war der Dom wieder brechend voll. Dompfarrer Toni Faber, der traditionell die Gäste am Riesentor willkommen hieß, war mit dem Zählen zu Redaktionsschluss noch nicht fertig, wie es in der Aussendung der "Langen Nacht"-Verantwortlichen hieß.
Markus Pories, gemeinsam mit seinem Team verantwortlich für die Gesamtkoordination in Wien und Österreich, konnte mit einem persönlichen Highlight aufwarten: "Am Keplerplatz, mitten am Hotspot des sogenannten Problembezirks Favoriten, zeigte ein buntes und internationales Programm, wie unkompliziert und bereichernd das Zusammenleben und Feiern verschiedenster Kulturen gelingen kann - übrigens nur einen Straßenzug entfernt von der FPÖ-Wahlkampf-Schlusskundgebung. Hier sind wir am offenen Herzen der Gesellschaft - und können als Kirche zeigen, dass diese Vielfalt am offenen Herzen Gottes geborgen ist."
Vom Neusiedlersee bis zum Arlberg
Mehr als 600 Kirchen öffneten am Freitag vom Neusiedlersee bis zum Arlberg ihre Türen. Geboten wurden mehr als 2.000 einzelne Programmpunkte. Alle im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) vertretenen Kirchen nahmen an der "Langen Nacht" teil, die in der Erzdiözese Wien bereits zum 20. Mal stattfand. Ab 17.50 Uhr läuten die teilnehmenden Kirchen wieder die "Lange Nacht" ein, die in diesem Jahr mit Ausnahme von Vorarlberg in ganz Österreich stattfand. Die Kirchen in Vorarlberg sind 2025 wieder mit dabei.
Da der 7. Juni in der Katholischen Kirche als Herz-Jesu-Fest gefeiert wird, war das für die "Lange Nacht der Kirchen"-Verantwortlichen Anlass, sich das "Herz" als verbindenden Begriff für die Veranstaltungen zu wählen. In den einzelnen Bundesländern konkretisiert sich dieses Motiv in unterschiedlicher Form, etwa in Wien im Motto "Am offenen Herzen" oder in Salzburg mit "Mein Herz in der Nacht".
Auch in Südtirol, Tschechien und in der Slowakei fand am 7. Juni die "Lange Nacht der Kirchen" statt.
Marketz: Hinhören auf die Menschen
Rund 15.000 Menschen haben bei der "Langen Nacht der Kirchen" an den mehr als 300 Programmangeboten in ganz Kärnten teilgenommen. Die "Lange Nacht" begann dabei mancherorts schon früher als sonst, da einige Pfarren zu einem Kinderprogramm eingeladen hatten. Mehr als 90 Kirchen, Kapellen und kirchliche Einrichtungen öffneten ihre Türen.
"In der 'Langen Nacht' gelingt es, dass wir vielen Menschen begegnen und die Zeit nutzen, um genau hinzuhören, was die Menschen bewegt, aber auch um unsere Angebote vorzustellen und Menschen anzusprechen", fasste Diözesanbischof Josef Marketz die Initiative zusammen. Der Kärntner Bischof hatte zu einer Gartenführung in das Bischofshaus geladen, die schon Tage vorher restlos ausgebucht war.
Dass die Zahl der Besucher und teilnehmenden Kirchen sowie der Kooperationspartner jährlich steigt, sei ein Zeichen dafür, dass das Angebot der Kirchen immer wieder begeistern könne, so Projektleiterin Iris Binder.
Zsifkovics: Kirche ist "Gottes Feldlazarett mitten im Leben"
Mehr als 100 Programmpunkte boten die burgenländischen Pfarren bei der heurigen "Langen Nacht der Kirchen". In diesem Jahr öffneten 31 Kirchen im Burgenland ihre Türen für die Besucherinnen und Besucher. Mit einem vielfältigen Programm beteiligen sich katholische und evangelischen Pfarren, das griechisch-orthodoxe Kloster in St. Andrä sowie die rumänisch-orthodoxe Pfarrgemeinde in Stegersbach. Ca. 15.000 Besucher nahmen diese Einladung an, wie es in einer Aussendung hieß.
Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics freute sich, über das vielfältige Programm: "Musik, Chöre, Literatur, Erzählungen, Erkunden und Staunen von der Gruft bis zur Kirchturmspitze, auch Diskutieren und Schweigen, sogar Beten. Und das Schöne ist, dass Gott mit uns ist. Die Kirchen sind immer das Haus seiner Gegenwart, Gottes Zelt, sein Feldlazarett mitten im Leben."
Zsifkovics eröffnete die "Lange Nacht" gemeinsam mit Superintendent Robert Jonischkeit mit einer ökumenischen Andacht in der Martin Luther Kirche in Bad Sauerbrunn und nahm anschließend am Kirchenplausch teil, wo er im Rahmen einer Diskussionsrunde betonte, dass "unsere Kirchen schritthalten und zeitgenössisch sein müssen, sich aber nicht allen Moden anpassen dürfen".
Um dieses Schritthalten leben zu können, brauche es die viele Freiwilligen und Ehrenamtlichen, "die sich für unsere Kirche engagieren, ohne Zwang und Verpflichtung", so Zsifkovics.
Auch wenn man sich uns über den Fortbestand des Christentums keine Sorgen machen müsse, "gibt es Dinge, die mir Sorgen machen, die weit über den kirchlichen Horizont hinausgehen", so der Bischof weiter. Er nannte das "Verblassen der Familie, Schulen und Bildungseinrichtungen, die ihren Fokus nicht mehr auf die gesamtmenschliche Bildung legen und die fehlende Achtsamkeit und Offenheit in der Gesellschaft". Man müsse sich fragen, "ob wir Rückschritte oder Fortschritte machen?"
Besuch im orthodoxen Kloster
Das orthodoxe Kloster Maria Schutz in St. Andrä am Zicksee nahm erstmals an der "Langen Nacht" teil. Die Mönche luden zum Abendgebet und stellten sich im Anschluss den Fragen der zahlreich erschienenen Besucherinnen und Besuchern. Derzeit bewohnen zwei Mönche und zwei Novizen das orthodoxe Kloster.
Programm in Diözese St. Pölten
Rund 250 Veranstaltungen konnten Interessierte in der Diözese St. Pölten in 60 Gotteshäusern besuchen; durchschnittlich waren es drei bis fünf Programmpunkte je Kirche, die Nachtschwärmern und Kulturfreunden in der "Langen Nacht" geboten wurden, wie es hieß.
Genaue Zahlen, Termin 2025
Die Veranstalter der "Langen Nacht" gaben Freitagabend auch die detaillierten Zahlen der geöffneten Kirchen und Veranstaltungen bekannt. Demnach waren in Österreich 629 Kirchen und weitere kirchliche Veranstaltungsorte geöffnet. 2.331 Veranstaltungen bzw. Programmpunkte wurden angeboten.
In Südtirol waren 64 Kirchen geöffnet, es gab 169 Veranstaltungen. Wesentlich größer war die "Lange Nacht" heuer in Tschechien. So luden 1.817 offene Kirchen zu 7.263 Veranstaltungen.
Ebenfalls am Freitag wurde bekannt gegeben, dass die nächste "Lange Nacht" am Freitag, 23. Mai 2025 stattfinden wird. Und auch die Termine für die folgenden Jahre wurden bereits fixiert: 29. Mai 2026 und 4. Juni 2027.
Quelle: kathpress