"Jugend Eine Welt": Fußball kann Tor zu besserem Leben öffnen
Der Fußball dient oft als erster Berührungspunkt in den Don-Bosco-Einrichtungen, die sich insbesondere in Ländern des Globalen Südens dem Kampf gegen Kinderarbeit verschrieben haben. Der Weg vom Erst-Kontakt zur Vertrauensfindung sei lang, doch gemeinsames Fußballspielen erweise sich als eine erste vertrauensbildende Maßnahme zur Kontaktaufnahme mit Straßenkindern, wie das in der Tradition des "Jugendapostels" Don Bosco stehende katholische Hilfswerk "Jugend Eine Welt" in einer Aussendung im Hinblick auf den Welttag gegen Kinderarbeit (12. Juni) erklärte.
"Jugend Eine Welt" erinnerte an die rund 160 Millionen Kinder, die laut Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) von Kinderarbeit betroffen sind. Rund 80 Millionen von ihnen verrichten Arbeiten, die eine Gefahr für ihre körperliche und geistige Gesundheit darstellen.
Seit 27 Jahren unterstützt "Jugend Eine Welt" Sozial-, Schul- und Berufsausbildungsprojekte im Globalen Süden, "um Kinderarbeitern ein Leben in Würde zu ermöglichen". Ob als Schuhputzer, Autowäscher oder Lastenträger - von Kinderarbeit betroffene Mädchen und Buben verbrächten den ganzen Tag auf der Straße, auf Bahnhöfen oder Märkten. "Sie haben keine Chance auf wichtige Bildung und werden folglich ihrer Zukunft beraubt", beklagte Geschäftsführer Reinhard Heiserer.
Fußballplatz statt Straße
Die Fußballplätze, die Teil fast jeder von "Jugend Eine Welt" geförderten Don-Bosco-Einrichtung sind, sollen die Kinder zunächst von der Straße holen: "Sie finden beim Fußball Spaß, Freunde, lernen Vertrauen zu fassen und haben im ersten Schritt auch die Möglichkeit, eine sinnvolle Nachmittagsbetreuung zu erhalten", erklärte Heiserer. In einem weiteren Schritt würden die Kinder und Jugendlichen dann das Angebot bekommen, zur Schule zu gehen oder eine Berufsausbildung zu machen. Mit Verweis auf bereits erfolgreiche Fußballprojekte in Ecuador und Mexiko betonte Heiserer: "Das funktioniert und kann buchstäblich Leben retten."
Die Fußballprojekte von "Jugend Eine Welt" und ihren langjährigen Projektpartnern vor Ort stehen aber nicht nur gefährdeten Kindern offen, wie es in der Ausschreibung hieß. Auch Kinder, deren Eltern den ganzen Tag arbeiten müssen und nicht von ihnen betreut werden können, kommen in die Don-Bosco-Einrichtungen.
"Für die Eltern ist es eine Wohltat und eine große Beruhigung, wenn sie wissen, dass ihr Kind seine Freizeit auf dem Fußballplatz oder bei der Nachhilfe im Jugendzentrum und nicht auf der Straße verbringt", berichtete kürzlich Schwester Narciza Pazmino aus Ambato (Ecuador) im Zuge eines Wien-Besuchs. "Faktoren wie gemeinsames Lernen, Fußballspielen, genügend Essen, Spaß haben mit Freunden und Gleichaltrigen in einer sicheren Umgebung, betreut von engagierten Lehrern und Sozialarbeitern, bilden den Schlüssel für ein Aufwachsen mit dem Ziel einer besseren Zukunft", so Pazmino.
Faire Fußbälle
"Jugend Eine Welt" unterstützt auch die faire Produktion von Bällen. Ein Partner der Hilfsorganisation ist eine kleine Fußballproduktion in Salinas de Guaranda, in Ecuador. Clever Ruiz Quinaloa führt dort ein Familienunternehmen, das sich zur Jahrtausendwende auf die Herstellung von Bällen gemäß traditioneller Handwerkskunst spezialisierte. "Unsere Kunden schätzen die Qualität des Produkts. Wir produzieren rund 80 Bälle per Hand pro Tag und versorgen praktisch das ganze Land damit", so Quinaloa.
Im Allgemeinen würden Sportler, aber auch Großhandelskunden in Ecuador nach diesen Bällen suchen, "weil sie schwerer und widerstandsfähiger und somit auf Asphalt und Beton langlebiger sind". Das Unternehmen sei ein Paradebeispiel für die vielen Familienbetriebe in Salinas de Guaranda, "die mit fairer Arbeit hochwertige Produkte für den nationalen Markt herstellen", lokale Wertschöpfung sowie Arbeitsplätze schaffen und damit Menschen ein besseres Leben geben, sagte Heiserer.
"Jugend Eine Welt" setzt sich seit Jahren gemeinsam mit Partnerorganisationen aus der Initiative "Kinderarbeit stoppen", der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, Kindernothilfe Österreich, Solidar Austria (ÖGB), Fairtrade Österreich und Butterfly Rebels, für ein strenges europäisches Lieferkettengesetz ein, das dazu beiträgt, Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen wirksam zu stoppen.
Am 11. Juni, am Vorabend des Welttags gegen Kinderarbeit, lädt die Initiative "Kinderarbeit stoppen" Interessierte jeden Alters ab 17 Uhr zu einem Aktionsabend gegen Kinderarbeit ein, um auf die weltweit 160 Millionen Kinder aufmerksam machen, die regelmäßig - oft unter ausbeuterischen Bedingungen - arbeiten müssen. Auf dem Programm stehen u.a. eine Silent Exhibition zum Thema Kinderarbeit, vielfältige Informations- und Austauschmöglichkeiten sowie die Vorpremiere der ORF-"kreuz&quer" Dokumentation: "Bittersüße Schokolade - Kinderarbeit in Ghana". (Info: www.jugendeinewelt.at bzw. zum Thema Fußball unter www.jugendeinewelt.at/fussball)
Quelle: kathpress