Europa-Experte: Kirche bringt sich aktiv in Brüssel ein
Die kirchliche anwaltschaftliche Arbeit bei der EU hat durchaus Gewicht und muss engagiert fortgesetzt werden. Das betont der Europareferent der Österreichischen Bischofskonferenz, Johannes Moravitz, im Interview in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag". Moravitz arbeitet in Brüssel im Büro der Kommission der EU-Bischofskonferenzen ComECE als Referent für die Themenbereiche Ökologie, Energie und Landwirtschaft und ist zugleich die Kontaktperson der Österreichischen Bischofskonferenz bei der EU.
Die österreichischen Bischöfe "haben großes Interesse an Europa. Sie bejahen die Grundidee der Europäischen Union, wie sie von den gläubigen Gründungsvätern der EU getragen wurde", so Moravitz wörtlich. Insgesamt interessiere sich die Kirche für sehr viele Themen, die in der EU behandelt werden, "von Landwirtschaft und bioethischen Fragen über die EU-Erweiterung bis hin zu Datenschutzfragen".
Die EU sei dazu verpflichtet, mehrmals jährlich in bestimmten Dialogformen mit den Religionsgemeinschaften in Verbindung zu treten. Das sei in Artikel 17 des Lissabon-Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union geregelt, erläutert Moravitz: "Im Rahmen dieser Treffen kann auch die Kirche ihre Anliegen einbringen."
Darüber hinaus hänge der kirchliche Einfluss stark von den Mitgliedsstaaten und den Parteien ab. "Es gibt Länder wie Italien, bei denen wir mit allen Parteien in intensiverem Dialog stehen. In den skandinavischen Ländern spielt die katholische Kirche aus historischen Gründen eine geringere Rolle, da ist es auch für uns schwieriger."
"Es liegt an uns, uns einzubringen"
Er sei aber jedenfalls grundsätzlich der Meinung, "dass wir nicht so sehr den Blick darauf richten sollten, was alles nicht geht, sondern dass es an uns liegt, uns einzubringen". Denn trotz sinkender Zahlen bei den Gottesdienstbesuchen gebe es "immer noch sehr viele Menschen in Europa, die sich zugehörig fühlen".
Moravitz arbeitet und lebt seit zwei Jahren in Brüssel. Zu persönlichen Höhepunkten in dieser Zeit befragt, meint er wörtlich: "Eine der Sternstunden war sicherlich die Vollversammlung der ComECE-Bischöfe mit einer Privataudienz mit dem Heiligen Vater. Sehr schön finde ich auch den persönlichen Austausch mit den Abgeordneten, bei dem es nicht um formale Sachen geht. Es gibt bei den Menschen viel mehr Glauben, als man vermuten würde."
Quelle: kathpress