Caritas-Auslandshilfechef: EU-Pakt mit Afrika ist Gebot der Stunde
Caritas-Auslandshilfechef Andreas Knapp hat sich für einen EU-Afrika-Pakt ausgesprochen. Das sei ein Gebot der Stunde, so Knapp am Donnerstag im Kathpress-Gespräch. Die Europäische Union müsse ein stärkeres Augenmerk auf den Nachbarkontinent legen. Im Blick auf gerechte Wirtschaftsstrukturen und nachhaltige Entwicklung komme dabei auch der Stärkung der lokalen afrikanischen Gemeinschaften und der zivilgesellschaftlichen Akteure vor Ort eine besondere Rolle zu, betonte Knapp, der gerade Caritas-Hilfsprojekte in der Republik Kongo besucht hatte. Die Projekte zeigten, "dass Hilfe ankommt und Entwicklung möglich ist", so Knapp.
Der Auslandshilfe-Generalsekretär war in der Diözese Kongolo im Südosten des Kongo unterwegs; eine der abgelegensten Regionen des riesigen Landes. Das Gebiet sei extrem schwer erreichbar, Infrastruktur kaum vorhanden. Allein die Kirche bemühe sich mit ihren Strukturen vor Ort um Entwicklung, so Knapp. In Kongolo gehe es der Caritas vor allem um die Entwicklung der Landwirtschaft und Ernährungssicherheit.
Gegen Folgen des Klimawandels wappnen
Die Caritas der Diözese Kongolo unterstützt mit Hilfe aus Österreich die Bevölkerung bei der Bewirtschaftung des Landes. Die Bäuerinnen und Bauern erhalten verbessertes Saatgut, neue Nutzpflanzen und Schulungen über moderne Anbaumethoden, wodurch sie ihre Erträge steigern können und auch gegen die Folgen des Klimawandels besser gewappnet sind. Dazu bekommen die Menschen als Ersthilfe mitunter auch Ziegen oder Hühner und auch die Anschaffung von Werkzeugen und landwirtschaftlichen Geräten ist Teil des Projekts. Spezielle Angebote gibt es auch für Frauen.
5.000 Haushalte und damit rund 20.000 Personen würden von dem Projekt profitieren. Nach zehn Jahren sei deutlich, dass das Projekt greift, berichtete Knapp. Die Ernährungslage habe sich deutlich verbessert. Es gebe keinen Hunger mehr, die Familien könnten sogar meist über speziell gegründete Genossenschaften ihre Überschüsse auf lokalen Märkten verkaufen. Das erhöhe die Haushaltseinkommen, "sodass manche ihre Häuser verbessern oder sich ein Fahrrad leisten können".
Ein für Knapp ein weiterer deutlicher Indikator für den Erfolg des Projekts: Vor zehn Jahren hätten nur 43 Prozent der Kinder der betroffenen Familien die Schule besucht, inzwischen seien es 93 Prozent: "Die Menschen investieren ihr zusätzliches Haushaltseinkommen vor allem in die Zukunft ihrer Kinder." Man sehe in der Region von Kongolo, "was schon mit bescheidenen Mitteln möglich ist, um die Lebensbedingungen von Menschen nachhaltig zu verbessern." Freilich: "Es geht alles sehr langsam voran, aber es geht aufwärts."
Projekte mit Vorbildfunktion
Die Caritas könne nicht der gesamten Bevölkerung helfen, doch ihre Projekte hätten Vorbildfunktion. Leichte Verbesserungen in der örtlichen Infrastruktur ortete Knapp auch im Bereich der Bildung und Gesundheit. Die Region sei Gott sei Dank von kriegerischen Auseinandersetzungen - wie in anderen Teilen des Landes an der Tagesordnung - verschont geblieben. Die Sicherheitslage vor Ort sei gut.
Der Caritas-Auslandshilfechef nahm im Kathpress-Interview auch die österreichische Bundesregierung in die Pflicht und forderte einmal mehr, "endlich" das Drei-Jahres-Programm der Österreichischen Entwicklungshilfe (EZA) zu beschließen. Das Programm, an dem lange gearbeitet worden sei, müsse zudem ausreichend und gesichert finanziert werden. In diesem Zusammenhang verwies Knapp auch einmal mehr auf das international vereinbarte Ziel, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für öffentliche Entwicklungshilfeleistungen bereitzustellen. Dazu habe sich auch Österreich verpflichtet, man sei davon aber nach wie vor weit entfernt.
Quelle: kathpress