Papst Franziskus beim ersten Weltkindertag: Seid Friedensstifter
Schon bei seiner Stadionrunde im Papamobil verteilte er sichtlich vergnügt Süßigkeiten an seine jungen Gäste. Papst Franziskus war beim ersten Weltkindertag am Wochenende in seinem Element. Bei dem bunten Show-Ereignis am Samstag in Roms Olympiastadion begrüßten rund 50.000 Gäste aus aller Welt den 87-Jährigen. Im weißen Jeep wurde er von fünf Kindern begleitet, die die fünf Kontinente verkörperten. Denn die Mädchen und Jungen aus 101 Ländern standen im Zentrum der beiden Tage unter dem biblischen Motto "Du machst alles neu". Dabei gab es sowohl am Samstag im Stadion wie bei der Messe am Sonntag auf dem Petersplatz auch ernste Momente, in denen das Leid von Kindern angesichts von Krieg, sozialer Ungerechtigkeit und Umweltweltzerstörung Thema war.
Die Kinder und Jugendlichen, angetan mit traditionellen Trachten oder mit bunten Basecaps und T-Shirts mit dem Logo des Weltkindertags, hielten selbstgemalte Plakate "Ciao Papst Franziskus" oder "Wir sind der Frieden" hoch. Die meisten kamen aus Italien, doch kleinere Delegationen vertraten auch ferne Länder wie Brasilien, Korea oder Australien. Einige davon waren über die von der Gemeinschaft Sant'Egidio organisierten "humanitären Korridore" als Flüchtlinge nach Italien gekommen.
Eine große Gruppe von mehr als 80 Personen hatte sich im Reisebus aus Kroatien und Nordmazedonien auf den Weg gemacht. Die 13-jährige Sara war mit 24 weiteren Kindern und Begleitpersonen eigens mit dem Flugzeug aus Rumänien angereist, um den Papst zu sehen.
Dieser zeigte sich bestens aufgelegt. Im Stadion legte er den Weg vom Papamobil zum auf der blauen Leichtathletikbahn bereitgestellten Sessel zwar auf einen Gehstock gestützt, aber ohne Rollstuhl und fremde Hilfe zurück. Vor ihm ließen sich mehrere Kinder nieder, daneben prangte das vier Meter hohe "Kreuz der Freude" des Künstlers Mimmo Paladino, das auch am Sonntag auf dem Petersplatz aufgestellt war.
Moderator Carlo Conti hatte jede Menge Stars anzukündigen. Unter anderen sangen und tanzten junge Solisten und Gruppen aus italienischen Castingshows wie "Zechino d'Oro" und "The Voice Kids". Der Sänger Renato Zero brachte höchst emotionale Lieder wie "La vita e un dono" (Das Leben ist ein Geschenk) zu Gehör. Der Schauspieler und Kabarettist Lino Banfi, der in Italien Kultstatus genießt, erinnerte an seine erste Begegnung mit dem Papst, der genau wie er 87 ist. "Sie sagten damals, ich sei der Großvater Italiens", berichtete Banfi. "Ich würde sagen, dann sind Sie der 'Großvater der Welt'!"
Sprechchor "Es leben die Großeltern!"
Tatsächlich stellte sich eine familiäre Atmosphäre zwischen Franziskus und den Mädchen und Jungen ein. Auch wenn ein großer Akzent auf Musik, Tanz und Spaß lag - bis hin zu Feuerwerk und einer Trapezkünstlerin, die an einer bunten Luftballontraube durchs Stadion schwebte: Einen wichtigen Anteil nahmen die Zeugnisse von Kindern etwa aus Kriegsgebieten wie der Ukraine oder dem Heiligen Land ein. Victor aus Betlehem berichtete über seine Angst und die Not seiner Familie seit dem 7. Oktober. "Was können Kinder dafür, dass sie in Jerusalem, Betlehem oder Gaza geboren sind? Wir wollen nur spielen, lernen und in Freiheit leben wie so viele andere Kinder auf der Welt."
Worte, die der Papst zum Anlass nahm, für den Frieden zu werben und in Dialoge mit seinen jungen Gästen einzutreten. "Warum haben manche Menschen keine Arbeit und keine Wohnung?", wollte Luis Gabriel aus Nicaragua wissen. Gegen diese Ungerechtigkeit sollten alle etwas tun, so Franziskus. "Viele Menschen, viele Länder geben Geld aus, um Waffen zum Vernichten zu kaufen, und es gibt Menschen, die nichts zu essen haben", prangerte er an; und forderte dazu auf, in Stille zu beten - gar nicht so leicht im surrenden Stadion.
Iolanda erinnerte an die Einsamkeit vieler alter Menschen. Franziskus, der immer wieder über dieses Thema spricht, ließ einen Sprechchor "Viva i nonni" ("die Großeltern leben hoch") anstimmen - genau wie bei der Messe am Sonntag auf dem Petersplatz.
"Wenn du ein Wunder wirken könntest, welches würdest du wählen?", wollte ein Kind aus Indonesien wissen. "Dass alle Kinder das Notwendige zum Leben haben, essen, spielen und zur Schule gehen können", so der Papst. "Dass alle Kinder glücklich sind."
Weltmeister Buffon und Antognoni
Ein Höhepunkt des Nachmittags war das Spiel zweier Teams aus Kindern und Alt-Stars unter Führung von Torwartlegende Gianluigi "Gigi" Buffon, Weltmeister von 2006. Am Ende der kurzen Einlage stellte sich Buffon für einen Elfmeter zwischen die Pfosten; Giancarlo Antognoni, Weltmeister von 1982, verwandelte souverän. Anschließend verpflichteten sich italienische Sportfunktionäre in einem Vertrag mit der Kirche zu einer besseren Zusammenarbeit zum Schutz der Kinder. Und Franziskus hatte alle Hände voll zu tun mit Signieren von Trikots.
Zur feierlichen Messe zum Abschluss des Weltkindertags waren am Sonntag wiederum rund 50.000 Menschen auf den Petersplatz gekommen. Wiederum nahm der Papst Rücksicht auf seine jungen Zuhörer und verzichtete auf die vorbereitete Predigt. Stattdessen erklärte er ihnen in einfachen Worten das schwierige Thema Dreifaltigkeit: Gott hat die Welt erschaffen, sein Sohn Jesus hat unter den Menschen gelebt und uns erlöst, und der Heilige Geist begleitet unser Leben - so die einfache Formel, die der Papst seine junge Gemeinde wiederholen ließ.
Nach der Messe und dem Angelus, bei dem die Kinder zur "Mamma" Maria im Himmel beten sollten, hatte ein besonderer Gast einen Auftritt: Der Regisseur, Komiker und Oscar-Preisträger Roberto Benigni ("Das Leben ist schön") hielt einen gut 20-minütigen Monolog auf den Stufen des Petersdoms. Darin forderte er die Kinder auf, mutig ihr Leben in die Hand zu nehmen, für Frieden, Glück und Liebe einzutreten. Den Papst, habe man ihn ermahnt, dürfe man nicht berühren. Stattdessen ging er zu Franziskus und küsste ihn herzlich auf beide Wangen.
"Der erste weibliche Papst - Mamma mia"
Dann brach der Künstler ein echtes Tabu: Erstmals sprach er auf dem Petersplatz vor großem Publikum davon, dass irgendwann eine Frau Papst werden könnte. "Unter euch ist vielleicht ein neuer Michelangelo oder ein neuer Galileo", so Benigni. "Und unter den Mädchen vielleicht eine künftige Nobelpreisträgerin (...) oder sogar ein Papst." Und weiter: "Der erste weibliche Papst in der Geschichte. Mamma mia, davon würde man sogar auf dem Mond sprechen!"
Eine unmittelbare Reaktion des Papstes, der erst kürzlich in einem Interview die Weihe für Frauen ausschloss, war nicht zu beobachten. Er dankte Benigni herzlich und kündigte an: Der Weltkindertag wird fortgesetzt. Und zwar im September 2026.
Quelle: kathpress