Glettler segnete Bildungshaus: Symbol gegen "Fastfood-Bildung"
Bischof Hermann Glettler hat bei der Segnungs- und Eröffnungsfeier im neuen Bildungshaus Osttirol ein Plädoyer für eine tiefgehende und nachhaltige Bildung gehalten. "Was in diesem Basislager für Bildung angeboten wird, ist nicht Fastfood-Bildung, nicht billiges Entertainment, sondern anspruchsvolle Bildungstouren", sagte der Innsbrucker Bischof laut Aussendung der Tiroler Kirche am Samstag. Das Bildungshaus trage "mit Sicherheit dazu bei, dass das Leben für viele Menschen auch in Zukunft nach Zukunft schmeckt", zeigte er sich überzeugt.
Das Bildungshaus Osttirol war nach einer Übersiedlung und Renovierung am Freitag an seinem neuen Standort "Pfarrgasse 6", in unmittelbarer Nachbarschaft der Pfarrkirche Lienz-St. Andrä am Freitagabend wiedereröffnet worden. Am Samstag kann sich die Bevölkerung im Rahmen eines Begegnungstags ein Bild von der Einrichtung machen.
Das Bildungshaus erfülle mehrere Funktionen, so Glettler. Es solle Treffpunkt und "Tankstelle" für Geist und Seele sein, und somit Nährboden für eine persönlich, spirituelle und soziale Entwicklung bieten. Ebenso fungiere es als Servicestelle für regionale Bildungsformate und als "Zukunftswerkstatt" für Kirche und Gesellschaft, betonte der Bischof. Dieser sehe in der aktuellen Zeit ein wachsendes "grundsätzliches Bedürfnis nach solider Bildung" angesichts einer "Überdosis der täglich neu generierten Wissensmengen". Nicht wenige Menschen fühlten sich "permanent überfordert" und die problematische Entwicklung beschleunige sich, so Glettler.
Die Anfälligkeit für banale Slogans und gefährliche Simplifizierungen seien die logische Folge. "Bildung hält dagegen - sie versucht komplexe Sachverhalte und Fakten zu klären, historische und soziale Entwicklungen zu benennen und in ihren Folgen abzuwägen". Im Gegensatz zur Künstlichen Intelligenz, habe Bildung den Auftrag, "Dinge auseinanderzuhalten, zu sortieren, zu gewichten, zu ordnen". Bildung, "die nicht nur ein kindischer Wettlauf mit der digitalen Daten- und Wissensschleuder sein will", müsse zukünftig noch deutlicher mit einer basalen Wahrnehmung beginnen, zeigte er sich überzeugt - "mit einer Schulung der menschlichen Sinne, ja mit einem Vertrauen in die eigenen Lernkompetenzen".
Das Angebot im Bildungshaus Osttirol werde thematisch breit genug aufgestellt sein - "und zum eigenständigen Lernen anregen", so der Innsbrucker Bischof. "Es ist das erklärte Ziel, dass die Bildungs-Gäste dieses Haus mit dem Gefühl verlassen, für sich einen persönlichen Lernerfolg erzielt zu haben". Mit noch größerer Begeisterung solle die Osttiroler Bevölkerung von "ihrem" Bildungshaus sprechen.
Van der Bellen: "Zeichen, das wir brauchen"
Grußadressen übermittelten auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP). "Das Bildungshaus Osttirol ist ein Ort, an dem man aus dem Alltag herauskommen und sich wahrhaft mit sich und anderen auseinandersetzen kann", zeigte sich Van der Bellen. Es sei wichtig, dass es gelungen sei, "dieser traditionsreichen Bildungsstätte ein so attraktives neues Zuhause zu geben". Durch das Zusammenwirken vieler sei so Gemeinsames entstanden, "ein schönes Zeichen, das wir brauchen", so das Staatsoberhaupt.
"Zukunftswerkstatt für Kirche, Gesellschaft und Region und Servicestelle für kirchliche Einrichtungen: Diesen hohen Anspruch erfüllt das neue Bildungshaus Osttirol in ganz besonderem Maß", würdigte Landeshauptmann Anton Mattle das Bildungshaus. Von der Einrichtung gingen spirituelle Impulse und Angebote für das praktische Leben aus: "eine Begegnung, die jedes Jahr von tausenden Menschen wahrgenommen wird", so der ÖVP-Politiker.
Umbau kostete 5 Millionen Euro
Die Anfänge des Bildungshaus Osttirol in Lienz gehen auf das Jahr 1979 zurück. Die Einrichtung wurde bald zu einem wichtigen Ort der Begegnung für ganz Osttirol. In den vergangenen 20 Jahren war das Bildungshaus in der Lienzer Kärntnerstraße eingemietet. Nun wurde der neue Standort "Pfarrgasse 6", in unmittelbarer Nachbarschaft der Pfarrkirche Lienz-St. Andrä bezogen. Damit garantiere die Diözese Innsbruck für die kommenden Jahrzehnte, "dass ihr die Bildungsarbeit wichtig ist und sie den Bezirk Osttirol darin unterstützt, die vielen gesellschaftlichen, politischen und kirchlichen Fragen besser im Blick zu haben und die Veränderungen positiv und aktiv zu gestalten", freute sich Bildungshausleiterin Monika Reindl. "Wir wollen die Menschen miteinander in Verbindung und ins Gespräch bringen."
Geplant wurde das neue Bildungshaus von Architekt Paul Senfter. Die Nutzfläche beläuft sich auf 500 Quadratmeter, die zum Teil von der Pfarre St. Andrä und dem Bildungshaus Osttirol gemeinsam genutzt werden. Moderne Räume sowohl im neuen Zubau als auch im jahrhundertealten Widum eignen sich für unterschiedliche Gruppengrößen bis hin zu 150 Personen - technisch ausgestattet ebenso geeignet für Präsentationen und Onlineformate wie für Kunstdarbietungen. Die Kosten für den Umbau beliefen sich auf rund 5,05 Millionen Euro. Den Großteil davon - nämlich knapp 2 Millionen Euro - hatte die Diözese Innsbruck übernommen. Weitere Geldgeber waren das Land Tirol, das Bundesdenkmalamt, die Landesgedächtnisstiftung, sowie Gemeinden und Pfarren Osttirols. (Infos: https://bho.dibk.at/)
Quelle: kathpress