KOO: Politik braucht Neuausrichtung im Arten- und Naturschutz
Die "Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission" (KOO) hat an die Bundesländer appelliert, eine Zustimmung Österreichs zum EU-Renaturierungsgesetz zu ermöglichen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Österreich dem Renaturierungsgesetz zustimmt, sei zwar mit der Neupositionierung von Kärnten und Wien Ende vergangener Woche gestiegen, aber noch nicht gesichert, so die KOO in einer Aussendung. Die österreichische Politik brauche eine Neuausrichtung hinsichtlich Arten- und Naturschutz. Der 22. Mai wird international auch als Tag der Biodiversität begangen.
"Letztendlich zeigt die Argumentation der Gegner aus den Bundesländern, dass ihr Verständnis von Arten- und Naturschutz einem leider nur vermeintlich ökonomischen Denken unterliegt, das bereits im Ansatz fehlerhaft ist, weil es viel zu kurzfristig Kosten und Nutzen abzuwiegen versucht", hielt KOO-Leiterin Anja Appel fest: "Die Appelle der Wissenschaft der letzten Wochen zeigen, wie weit weg sich die aktuelle (Lokal-)Politik vielerorts von Evidenz und Verantwortung wegbewegt."
Das geplante EU-"Nature Restoration Law" sieht vor, dass künftig mehr Wälder aufgeforstet, Moore wiedervernässt und Flüsse in ihren natürlichen Zustand versetzt werden. Es wurde bis vor kurzem von allen österreichischen Bundesländern abgelehnt. Deshalb konnte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) nicht auf EU-Ebene für das Gesetz stimmen. Vergangenen Freitag bekundeten Kärnten und Wien Zustimmung zu dem Gesetz.
Intakte Lebensräume seien weit mehr als dem direkten Nutzungsziel unterstellte Ressourcen, nämlich für die Lebensqualität der gesamten Menschheit von entscheidender Bedeutung, so Appel. Hinzu komme, dass der Erhalt der Biodiversität sowie die Wiederherstellung von Naturräumen unumgänglich seien, um das Klima zu stabilisieren.
Wie Appel betonte, würden sich de facto die Regionen mit besonders hoher Artenvielfalt meist im Globalen Süden befinden. Konkret würden 80 Prozent dieser artenreichen Flächen von Indigenen bewohnt. Diese Gemeinschaften machten allerdings nur 5 Prozent der Weltbevölkerung aus. Diesen lokalen und indigenen Gruppen komme im Blick auf die Bewahrung der Naturräume eine große Bedeutung zu, sie würden aber jedes Jahr mehr unter Druck geraten. Denn, so Appel: "Die dominante Wirtschaftslogik spricht dem Profit durch Abbau von Bodenschätzen oder der agrarindustriellen Nutzung mehr Wert zu als dem Erhalt intakter Lebensräume und der Bewahrung des ökologischen Gleichgewichts."
Aber auch europäische Länder hätten eine Verpflichtung. "Erstens braucht es schärfere Regelungen im Umgang mit Importprodukten, wie es etwa die Entwaldungsverordnung geschafft hat. Zweitens müssen auch die ökologischen Lebensräume in der EU selber verbessert und geschützt werden", so Appel: "Ich sehe einen dringenden Bedarf in der Politik und bei den landwirtschaftspolitischen Verantwortungsträgern, ihre langfristige Vision von einer klima- und artenschützenden Landwirtschaft neu auszurichten."
Die KOO als Interessenvertretung von 35 Organisationen, die sich in über 100 Ländern knapp 3000 Projekten engagieren, arbeitet seit langem zu den Themen Klima- und Artenschutz, internationale Landwirtschaftspolitik und Menschenrechte.
Quelle: Kathpress