Caritas-Europa-Präsident Landau mahnt zu Schuldenerlass für arme Länder
Schuldenerleichterungen für arme Länder fordert "Caritas Europa"-Präsident Michael Landau. Etliche Länder Afrikas litten derzeit unter einer schweren Schuldenkrise, erinnerte Landau am Pfingstmontag bei einem Gottesdienst im Wiener Stephansdom. Laut aktuellen Studien müssten 32 Länder mehr Geld für Kredite und Zinsen aufwenden als für Gesundheitswesen und 25 Staaten mehr für Schulden als für Schulen und Bildung ausgeben. "Das ist Realität in Afrika und das heißt: Millionen von Kindern können nicht zur Schule gehen und Frauen könne ihre Kinder nicht im Spital zur Welt bringen", erklärte der Caritas-Europa-Präsident. Österreich und Europa müsse das Thema Schuldenerlass "entschieden diskutieren und angehen".
Landau bekräftigte damit einen Aufruf von Papst Franziskus zum Heiligen Jahr 2025 der katholischen Kirche, das unter dem Leitwort "Pilger der Hoffnung" steht. In der offiziellen Verkündigungsbulle vom 9. Mai formuliert der Papst mehrere "Appelle der Hoffnung" für die Welt, darunter, dass reichere Staaten wirtschaftsschwächeren Ländern die Schulden erlassen sollen.
Das Heilige Jahr erinnere, dass die Güter der Erde nicht für einige wenige Privilegierte, sondern für alle bestimmt sind, sagte Landau im Stephansdom. "Wenn wir wirklich den Weg für den Frieden in der Welt ebnen wollen, sollten wir uns dafür einsetzen, die Grundursachen der Ungerechtigkeit zu beseitigen, ungerechte und nicht zurückzahlbare Schulden erlassen und die Hungernden sättigen", zitierte der Caritas-Europa-Präsident aus dem Papst-Schreiben zum Heiligen Jahr.
"Zur Grundmelodie der Hoffnung gehört die Achtsamkeit für die Armen, die Bereitschaft, keine und keinen am Wegrand zurückzulassen; auch der Mut, Unrecht als Unrecht zu benennen und die Ursachen der Übel zu bekämpfen, nicht nur die Symptome", betonte Landau: "Lassen wir die Menschen nicht im Stich."
Als weitere "Zeichen der Hoffnung" fordert der Papst in seiner Bulle Frieden in der Welt sowie mehr Einsatz für Jugendliche, Kranke, Arme und Migranten - und auch Senioren. Landau erneuerte in diesem Zusammenhang die anhaltende Forderung der Caritas in Österreich nach einem "Pakt gegen die Einsamkeit". Er wünsche sich, dass die künftige Bundesregierung, wie immer diese nach den anstehenden Wahlen ausschauen werde, das Thema der "stillen Not der Einsamkeit" älterer Menschen wieder auf die Agenda nimmt. Es gelte nach Kräften an einer Welt zu bauen, in der jedes Kind seine Begabungen entfalten könne, aber auch jeder alte Mensch in seiner Würde geachtet werde und die Betreuung, Pflege und Begleitung erhält, die er braucht, sagte Landau. Hier sei auch in Österreich noch etliches zu tun.
Der langjährige frühere österreichische Caritas-Chef Landau ist seit 2020 Präsident von Caritas Europa, der Dachorganisation der nationalen Caritasverbände Europas. "Wir werden mehr Europa brauchen, nicht weniger. Auch mehr Caritas in Europa", sagte er am Montag mit Blick auf die nahenden Europawahlen. Auch in Österreich brauche es eine Sachdebatte über die Zukunft der Union, rief Landau auf. "Wir sollten miteinander diskutieren, wohin die Reise geht und wie Europa 2030 aussehen und funktionieren soll. Nicht mit der kleinen Münze des innenpolitischen Vorteils, sondern mit der gleichen Klarheit und Entschiedenheit, wie Österreich das aus meiner Sicht sehr positiv und anerkennenswert etwa für die Balkanregion tut."
Quelle: Kathpress