Zulehner: Kirche muss in "kriegsschwangerer Zeit" Kontrastprogramm anbieten
"Zwar kommt der Friede immer zu spät. Aber wir sollen unaufhörlich daran arbeiten, dass er überhaupt kommt": Das hat der Theologe Paul Zulehner in seiner Festpredigt zum Abschluss der heurigen "Weizer Pfingstvision" am Sonntag in der Basilika am Weizberg in der Oststeiermark betont. Die Kirche müsse angesichts der "kriegsschwangeren Zeit" ein Kontrastprogramm setzen, so der Pastoraltheologe: Denn ausgehend von einer Verbundenheit mit Gott könne "eine geisterfüllte Kirche schon jetzt für die Zeit des erhofften Friedens vorarbeiten". Am Sonntag wurde in Weiz der geistliche Höhepunkt des diesjährigen Programms der "Weizer Pfingstvision" gefeiert, die heuer unter dem Motto "mittendrinn" stand.
Anlässlich des Pfingstfest - einem der ältesten Feste des Christentums, in dessen Mittelpunkt der "Heilige Geist" steht - erinnerte Zulehner an das Wirken "der Geistkraft" gegen Verzagtheit und Ohnmacht. Trotz der Sorgen in der Welt, von der Klimakrise bis zu organisiertem Terror und Krieg, könne man schon jetzt beginnen, an der Versöhnung zu arbeiten, konkret "zwischen Menschen in Russland und der Ukraine, in Israel und in Palästina, in Syrien und in vielen anderen Ländern der Erde".
Aktuell verhindere noch ein gegenseitiger Hass jegliche Aussöhnung, warnte der Theologe. Versöhnung könne nur dort wachsen, wenn angetanes Unrecht - "soweit dies möglich ist" - wiedergutgemacht wird und "eine Wandlung von Hass in Liebe in der Herzmitte der einzelnen Menschen in den verfeindeten Ländern" stattfinde. Und weiter: "Das gilt zwischen Völkern, gilt aber auch in unserem Land und in den kleinen familialen Lebenswelten."
Besorgnis und Verzagtheit
Angesichts einer ungebremsten Spirale der Gewalt, einer Klimakatastrophe und einer zugespitzten politischen Lage "gehen der Welt die Hoffnungsressourcen aus". In so einer Situation könne Besorgnis leicht in Verzagtheit kippen, warnte Zulehner, der zu bedanken gab: "Verzagtheit trägt nicht zur Lösung jener Probleme bei, die uns besorgt machen."
Helfen könnte ein Geist der Besonnenheit, der Kraft und der Liebe, betonte der Theologe. Besonnenheit bedeute im Rahmen der Politik u.a. "sich nicht gegenseitig in den Schmutz zu ziehen", komplexe Dinge nicht populistisch zu vereinfachen". Ein Geist der Kraft sei zudem für einen "kraftvollen langen Atmen in der Unterstützung von Menschen aus Kriegsgebieten" nötig. Und weiter: "Zudem ist jeder kleine Beitrag zum Schutz der Umwelt und des Klimas wichtig."
"Weizer Pfingstvision"
Die "Weizer Pfingstvision" entstand aus einer Gebetserfahrung von zwölf jungen Weizern im Jahr 1988. Bekannt wurde sie vor allem durch jährliche Pfingsttreffen, das erste fand 1989 statt. Dabei werden spirituelle mit gesellschaftspolitischen, aber auch kulturellen Impulsen verknüpft, erst recht, seit 2001 aus dem Pfingsttreffen das "Weizer Pfingstereignis" mit mehreren Veranstaltungen wurde. Die lose Bewegung hat mittlerweile eine große Strahlkraft weit über die Oststeiermark hinaus erlangt.
Quelle: Kathpress