Bischöfe: Zu Pfingsten Türen und Herzen öffnen
Das Hochfest Pfingsten ermutigt dazu, "verschlossene Türen" zu öffnen: Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner rief am Pfingstsonntag in seiner Predigt dazu auf, auch die eigene Verschlossenheit zu überwinden. Überbeschäftigung, Oberflächlichkeit oder Karrierebestrebungen, "ja sogar persönliche Neigungen, Talente und Begabungen vermögen das Tor zum Himmel zu schließen, wenn sie nicht im Dienst aller stehen". Verschlossene Türen und ein selbstgefälliger Individualismus würden jegliche Transzendenzbewegung - was über die physische Welt und Psyche hinausgeht - verhindern, so der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz im Salzburger Dom.
Auch Halbwahrheiten und "Fake News" würden den Blick auf die Wahrheit versperren und die Menschen verwirren: "Es ist zwar nichts ganz falsch, jedoch weit davon entfernt, auf allen Ebenen des menschlichen Lebens wirklich wahr zu sein", erklärte Lackner. Die Ursache liege im Verlust eines Gespürs für das Ganze und den Heiligen Geist, da in den Wissensinstitutionen eine Betrachtung des Ganzen keine wesentliche Rolle mehr spiele. Positiv strich Lackner die Rolle der Theologie als Orientierungswissenschaft heraus, die um Klarheit angesichts der vielen Bewegungen dieser Welt bemüht sei.
Lackner erinnerte - mit Verweis auf das Pfingstereignis, an dem sich die Jünger aus Angst hinter verschlossenen Türen versammelt haben - an die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die "sich vielfach aus Angst hinter verschlossenen und bewachten Türen versammeln, angesichts des so furchtbar gestiegenen Antisemitismus". Der Antisemitismus treibe "schreckliche Blüten", so der Erzbischof wörtlich.
Elbs: Pfingstfest besitzt Kraft einer "göttliche Störung"
Das Pfingstfest besitzt die Kraft einer "göttliche Störung": Davon zeigte sich Diözesanbischof Benno Elbs in seiner Predigt am Pfingstsonntag am Dom St. Nikolaus in Feldkirch überzeugt. Der Heilige Geist - der im Fokus des Hochfestes steht - komme "nicht nur als sanfte Taube, sondern als Naturgewalt und mit der Macht zur Veränderung", so der Feldkircher Diözesanbischof. Eine Störung fordere Menschen heraus und gäbe Mut zur Veränderung - genau eine solche brauche es mit Blick auf aktuelle politische Debatten und Soziale Medien. "Der Anschlag auf den slowakischen Premierminister zeigt auf tragische Weise, dass Worte, die Radikalisierung, Polarisierung und Spaltung provozieren, irgendwann auch in Gewalt umschlagen können", so Elbs wörtlich. "Pfingsten ist ganz wesentlich auch ein Sprachereignis", verwies der Bischof auf das Pfingstereignis. "Wir brauchen auch heute eine solche Sprache, die nicht trennt, sondern verbindet."
Aktuell seien jedoch "viele Worte im Umlauf, die den Ungeist der Spaltung und der Feindschaft in sich tragen", sagte Elbs und rekurrierte auf eine "moderne Sprachverwirrung", die Demokratie wie das Miteinander bröckeln ließen. Nötig sei ein "Geist des guten Wortes, das auf Verantwortung setzt und auf Empathie; das Verständnis füreinander fördert und Begegnung ermöglicht".
Mit Blick auf die kommenden Wahlen erinnerte Elbs an die spirituelle Tradition der "Unterscheidung der Geister". Dies sei ein Werkzeug, um herauszufinden, ob die Handlungen oder Entscheidungen, "von einem guten Geist inspiriert sind und damit von Gott kommt oder doch andere negative Einflüsse dahinterstecken". Unterscheiden heiße selbstkritisch nachzudenken und das eigene Verhalten und das eigene Denken im Licht des Glaubens zu reflektieren.
Ähnlich wie die Jünger, die vom Pfingstereignis aufgerüttelt werden mussten, richte man es sich gerne im eigenen Selbstmitleid ein, wenn Frust und Enttäuschung überhandnehmen, so Elbs. In einer solchen Situation könne der Heilige Geist neuen Mut und Sinn geben.
Quelle: Kathpress