Regierung lud Religionsvertreter zum Runden Tisch
Bundeskanzler Karl Nehammer lud Dienstagmittag die Spitzenvertreter der Kirchen und Religionen zu einem informellen Austausch. An dem Runden Tisch im Bundeskanzleramt in Wien nahmen für die Katholische Kirche der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, und Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka teil. Besprochen wurden u. a. der Beitrag der Religionen für den friedlichen Zusammenhalt in der Gesellschaft, ein gemeinsamer Einsatz gegen Antisemitismus, die Beziehungen zwischen Staat und Kirche, Religionsfreiheit sowie die Bedeutung des Religionsunterrichts.
Die Evangelische Kirche wurde von Bischof Michael Chalupka und Oberkirchenrätin Ingrid Bachler vertreten, die Orthodoxe Kirche von Metropolit Arsenios (Kardamakis). Für das Judentum waren IKG-Präsident Oskar Deutsch und IKG-Generalsekretär Benjamin Nägele gekommen; die Islamische Glaubensgemeinschaft wurde von Präsident Ümit Vural vertreten. Vonseiten der Bundesregierung nahmen neben Kanzler Nehammer Kultusministerin Susanne Raab und der Leiter des Kultusamtes, Florian Welzig, an der Begegnung teil.
Der hochkarätige Austausch im Bundeskanzleramt war bereits das zweite Treffen dieser Art. Ein erster Runder Tisch hatte auf Einladung des Bundeskanzlers vergangenen November stattgefunden.
Religionsfreiheit und antisemitische Vorfälle
Erzbischof Lackner hob in seinen Ausführungen u. a. den hohen Stellenwert der Religionsfreiheit hervor, die vielfach bedroht bzw. missachtet werde. Er berichtete vom kürzlich stattgefundenen Besuch der pakistanischen christlichen Menschenrechtsaktivistin Katherine Sapna. Sie habe ihm von der dramatischen Lage der Christen in Pakistan erzählt, die unter Verfolgung und Diskriminierung leiden. Besonders hart treffe dies christliche Mädchen und Frauen, die - oft von ihren Peinigern selbst - zur Konversion gezwungen und zwangsverheiratet werden. Dies sei nur ein Beispiel für die großflächige Verfolgung, die das Christentum in verschiedenen Formen auf der ganzen Welt treffe, wie der Salzburger Erzbischof erläuterte.
Lackner zeigte sich einmal mehr tief betroffen vom massiven Anstieg antisemitischer Vorfälle in Österreich und international. Die Kirche in Österreich stehe Israel und dem Judentum gegenüber in doppelter Solidarität und doppelter Verantwortung, betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz: Zum einen aufgrund der jüdischen Wurzeln des Christentums, zum anderen, "da sich in unserer Heimat der brutale Versuch, das Erwählte Volk gänzlich auszurotten, ereignet hat". Das Bekennen dieser Verantwortung gehöre untrennbar zum Bekenntnis zu Österreich selbst. "Unser Mitgefühl und unsere Solidarität gehört dem jüdischen Volk", so Lackner wörtlich.
Der Erzbischof rief zugleich zu einem noch intensiveren Dialog zwischen Staat und Religionen sowie den Religionen untereinander auf. Der Runde Tisch sei dazu ein positiver Beitrag, sagte Lackner, der der Bundesregierung in diesem Zusammenhang für die Einladung dazu dankte. Die Initiative sollte fortgesetzt werden, so der Tenor des Erzbischofs sowie der anderen Teilnehmenden.
Einig waren sich die Religionsvertreter im gemeinsamen Einsatz gegen Extremismus und Terror. Religion dürfe nicht von extremistischen Ideologien missbraucht werden, lautete das Fazit.
Quelle: Kathpress