Kaineder: Katholische Aktion ist "Avantgarde kirchlicher Präsenz"
Als "Avantgarde einer neuen kirchlichen Präsenz" und in einer "prophetischen Funktion" sieht der Präsident der Katholischen Aktion (KA), Ferdinand Kaineder, Österreichs größte kirchliche Laien-Dachorganisation. Trotz sinkender Einsatzbereitschaft würden Menschen weiterhin "der Idee Jesu folgend" Gemeinschaft suchen, was die KA weiter anbiete - zwar "nicht mehr flächendeckend, aber in sehr großem Maße". Auch erhebe die KA die Stimme "für jene, die in Schieflage gekommen sind" und sehe diese Menschen als "Kirche mit uns", schilderte der Theologe in einem Interview mit der "Kleinen Zeitung" (Donnerstag) zum 75-Jahr-Jubiläum der KA.
Nach Irritationen und Auseinandersetzungen mit der Amtskirche in den vergangenen Jahrzehnten nehme er derzeit "wieder ein wachsendes Vertrauen Richtung Bischöfe" wahr, erklärte Kaineder. Dasselbe gelte jedoch auch für die Gesellschaft: Schließlich gebe es viel Zusammenarbeit von KA-Teilorganisationen mit NGOs, gelte doch: "Ökologischer Wandel, wirtschaftliche Fairness, sozialer Ausgleich und Geschlechtergerechtigkeit sind uns wichtig".
Hinsichtlich der Frage der kirchlichen Anerkennung von Randgruppen wie etwa Homosexuellen sagte Kaineder, statt dem kleinsten gemeinsamen Nenner sei die "größte gemeinsame Vielfalt" das Ziel. Als "Bedrohung" sehe die KA, wenn menschliche Grundrechte nicht anerkannt werden, habe doch auch Jesus "alle gesehen, vor allem auch die, die am Rand und ausgestoßen waren". Das dürfe die römisch-katholische Kirche nicht vergessen.
Ähnliches gelte auch für den Umgang mit Migranten. Kaineder: "Wir leben in einer Zeit, in der alles ausgetrieben wird, was fremd ist. Doch genau das ist für uns Christinnen und Christen der Schlüssel für Gotteserfahrung. Gott ist nicht in der Komfortzone gekommen, sondern im Fremden." Entscheidend sei heute das Miteinander und das Zugehen auf Fremde, wobei die Grenze dort gesetzt werden müsse, wo Gesetze gebrochen werden, so der KA-Präsident mit einem Verweis auf die Leitkultur-Debatte. Diese sollte nicht parteipolitisch aufgezogen werden, sei aber grundsätzlich zu begrüßen. "Liberale Demokratie heißt ja nicht, dass alles möglich ist, denn sonst beherrscht der Stärkste am Ende alles."
Große Hoffnung verbindet der KA-Präsident mit dem von Papst Franziskus angestoßenem "Synodalen Prozess" in der katholischen Kirche. Nach einem Rückfall in eine "klerikale, machtorientierte Kirche" in den Jahrzehnten werde damit versucht, das Zweite Vatikanische Konzil und dessen Aufbruchstimmung "wieder in Gang zu bringen - geschwisterlich, konsensorientiert". Zu hoffen sei, dass in der Kirche die Lebenssituationen der Menschen durch diese Entwicklung noch mehr ernst genommen würden. "Ich glaube, allein das Reden auf Augenhöhe hat eine heilsame Wirkung", so Kaineder.
Quelle: kathpress