"Idee des guten Lebens für alle wachhalten"
Mit einem programmatischen "Zukunftsmanifest" hat die Katholische Aktion Österreich (KA) Grundzüge ihres eigenen Wirkens für die Gegenwart und Zukunft umrissen. Mit 75 Jahren an "Erfahrung in der Spur Jesu" will die größte katholische Laienorganisation des Landes durch gemeinschaftliches Handeln im Sinn des Evangeliums die "Idee des guten Lebens für alle in Gesellschaft, Politik und Kirche wachhalten", ist in dem dreiseitigen Dokument zu lesen, das zu Christi Himmelfahrt bei der Jubiläumsfeier in Linzer Rathaus präsentiert wurde. Kathpress dokumentiert den Text im Folgenden im Wortlaut.
Katholische Aktion in der Spur Jesu
Seit 75 Jahren leben in der Katholischen Aktion (KA) Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer ihre christliche Berufung. Die Katholische Aktion und ihre Gliederungen haben dabei spannungsreiche Entwicklungen durchlaufen, vom "Bollwerk" über die "Brücke" zum "Pilgern im Jetzt", von der Verteidigung der eigenen Konfession zum Dialog mit anderen Kirchen, Religionen und Weltanschauungen weiter zum gemeinsamen Unterwegssein.
Ein gutes Leben für alle
Mit dieser reichen Erfahrung in der Spur Jesu bricht die Katholische Aktion in die Zukunft auf und lädt dazu ein, ein Beziehungs- und Gemeinschaftsgefüge im Geist des Evangeliums auf- und weiterzubauen und die Idee des guten Lebens für alle in Gesellschaft, Politik und Kirche wachzuhalten. Die Katholische Aktion setzt dabei auf ein sozial-ökologisch-spirituelles Welt- und Menschenbild.
Gerechtigkeit und Fairness
Die Fragen der Menschheit werden in Zeiten multipler Krisen (Kriege, Folgen des Klimawandels und der Pandemie) drängender. Die Lebensbedingungen bergen für Kirche und Gesellschaft immer wieder neue Herausforderungen. Die Katholische Aktion setzt sich mit ihren Möglichkeiten dafür ein, gesellschaftliche Bedingungen gerechter zu machen und das Zusammenleben aller Menschen zu fördern. So erfordern beispielsweise steigende Frauen- und Kinderarmut, strukturelle Benachteiligung von Frauen und Missbrauch in unterschiedlichen Formen ein Umdenken in Kirche und Gesellschaft und konkrete Maßnahmen.
Demokratie und Teilhabe
Die Kirche steht für eine humane und gerechte Wirtschaftsordnung und weiß um die Gefährdung von Demokratie durch ökonomische Ungleichheit. Um dieser Entwicklung zu begegnen, braucht es - global und lokal - Mitsprache und Mitgestaltung und die dafür wichtigen Rahmenbedingungen wie barrierefreien Zugang zu Bildung und beruflichen Qualifikationen, Erwerbstätigkeit, gutes und leistbares Wohnen, Teilhabe an Kultur und Freizeitaktivitäten, was auch in Österreich für immer mehr Menschen nicht selbstverständlich ist. Die Katholische Aktion setzt sich für den arbeitsfreien Sonntag ein, weil er als wichtiges und menschenfreundliches Kulturgut für die ganze Gesellschaft erhalten bleiben soll.
Solidarität global
Weltweite Solidarität lebt die Katholische Aktion seit Jahrzehnten mit ihren entwicklungspolitischen Aktionen wie Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, dem Familienfasttag der Katholischen Frauenbewegung und Sei so frei! der Katholischen Männerbewegung. Partnerschaftliche Zusammenarbeit, solidarische Projekte sowie entsprechende Bildungsarbeit sollen im Rahmen der Katholischen Aktion weiterhin ein bedeutsamer Schwerpunkt sein.
Sehen - Urteilen - Handeln
Dem Beispiel Jesu folgend sucht die Katholische Aktion die Nähe zu allen Menschen und möchte die Vielzahl der gesellschaftlichen Milieus in diesem Auftrag mit ihren Angeboten und Projekten erreichen. Dabei scheut sie nicht davor zurück, auch in brisanten Fragen deutlich Stellung zu beziehen sowie mitunter auch in provozierender Art und Weise im Sinne Jesu auf Ungerechtigkeiten, Missstände oder Benachteiligungen hinzuweisen und gemäß dem in der Katholischen Aktion bewährten Prinzip Sehen - Urteilen - Handeln Lösungen zu suchen.
Unser Glaube treibt uns an
Der Glaube als treibende Kraft des Denkens und Handelns eröffnet ein weites Feld der Erkundung und des Experimentes. Er ermöglicht, über die Grenzen von wissenschaftlichen Disziplinen, Weltanschauungen, Nationen und Konfessionen hinweg global katholisch zu denken und entsprechend zu handeln. Wer auf komplexe Herausforderungen "einfache Antworten" gibt oder meint, mit einer einzigen Maßnahme könnten alle Probleme gelöst werden, landet allzu leicht beim schwarz-weiß-malenden Populismus. Für die Katholische Aktion ist ein Kompromiss keine Niederlage, sondern eine bewährte Problemlösung nach intensiven Diskussionen und Verhandlungen. Wut und Angst waren noch nie gute Ratgeber, in Solidarität zusammenstehen hingegen schon!
Auf dem Erneuerungsweg
Als großes, vielfältiges und vielschichtiges Netzwerk lebt die Katholische Aktion vom Engagement vieler einzelner Personen. Die Katholische Aktion schätzt und fördert das Ehrenamt und sieht im Zusammenspiel haupt- und ehrenamtlicher Kräfte ein Erfolgsmodell. Als offizielle Laienorganisation der katholischen Kirche Österreichs trägt und gestaltet sie die Sendung der Kirche mit und beteiligt sich aktiv am Synodalen Prozess, mit dem Papst Franziskus 2021 die Kirche auf einen Erneuerungsweg geschickt hat.
Eine synodal verfasste Kirche
Die Katholische Aktion sieht sich als Teil einer Kirche, die in aller Vielfalt eine prägende und hilfreiche Erfahrung für die Menschen ist. Voraussetzungen dafür sind eine ehrliche und auf allen Ebenen stattfindende synodale und partizipative Verfassung der Kirche.
- Die Getauften werden die Kirche wesentlich tragen. So wird sie Anziehungskraft und Rückhalt gewinnen.
- Eine zukunftsfähige Kirche, in der junge Menschen gehört werden und ihre Sprache gesprochen wird, wird glaubwürdig die Interessen kommender Generationen vertreten.
- Eine Kirche, in der ältere Menschen mit ihrer Weisheit geschätzt werden, wird auf einem guten geistlichen Fundament weiterbauen können.
- Eine Kirche, in der alle Menschen tatsächlich und in allen Wirkfeldern gleichberechtigt sind, wird mithelfen, die patriarchalen Muster und Strukturen in der Gesellschaft aufzuheben.
- Eine Kirche, in der die radikale Botschaft des Evangeliums mit Gewaltverzicht und Option für die Armen nicht verwässert wird, wird an einer Welt mitbauen, die nicht in Krieg, Chaos und Zerstörung endet.
- Eine Kirche, in der die Schöpfung bewahrt und jegliche Mitwelt geschützt wird, kann zur Rettung der Welt als bewohnbarer Planet beitragen.
Als Katholische Aktion werden wir weiterhin mit Menschen Gemeinschaften bilden, unsere Stimme erheben und Avantgarde für eine neue kirchliche Präsenz in der Gesellschaft sein. Unser Pilgern im Jetzt ist unser Weg in die Zukunft.
Linz, am Fest Christi Himmelfahrt, anlässlich "75 Jahre KAÖ - Pilgern im Jetzt" am 9. Mai 2024
Quelle: kathpress