Venezolanischer Ordensmann: Menschen leben von Speiseresten im Müll
Obwohl Venezuela über die größten Erdölreserven der Welt verfügt, leben viele Menschen in der Hauptstadt Caracas in bitterer Armut und von "Speiseresten aus dem Müll". Das hat der Salvatorianerpater Luis Domingo Diaz bei einem von der Ordensgemeinschaft organisierten Pressegespräch am Dienstag in Wien berichtet. P. Diaz wirkt in den Armenvierteln von Caracas und kümmert sich dort u.a. um Kinder, die ohne Eltern aufwachsen müssen, und um verarmte Senioren.
Das ganze Land werde aktuell von einer Hungersnot und damit einhergehenden Auswanderungswelle geplagt. Eines der Hauptprobleme in dem südamerikanischen Land sei laut dem Ordensmann, dass rund 70 Prozent der Produkte importiert werden müssen. Dazu kämen Fehlentwicklungen wie die Zentralisierung und Verstaatlichung der Industrie, eine starke Militarisierung des Landes und Korruption. All das habe in den letzten Jahrzehnten zu einer tiefen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Krise geführt, die die soziale Kluft zwischen sehr Reichen und sehr Armen dramatisch vertiefte. Der Großteil der Bevölkerung könne sich das tägliche Leben inzwischen nicht mehr leisten. Die Hyperinflation der letzten Jahre mit Inflationsraten von bis zu 600 Prozent habe die Situation weiter befeuert.
Inmitten dieser Lage wirkt P. Diaz mit neun weiteren Salvatorianern. So habe man mit dem Gesundheitszentrum "Padre Jordan" auf das Versagen des öffentlichen Gesundheitssystems reagiert. "Mithilfe von Salvatorianer-Büros in aller Welt und internationalen NGOs können dort monatlich rund 2.500 Menschen medizinisch versorgt werden", berichtete der Ordensmann. Weitere Sozialeinrichtungen des Ordens für Kinder, Jugendliche und Senioren würden die größte Not lindern.
100 Euro für vierköpfige Familie
"Eine durchschnittliche vierköpfige Familie erhält weniger als 100 Euro pro Monat", so P. Diaz. Um sich halbwegs ausreichend ernähren zu können, müsse man aber mindestens 500 Euro allein für Lebensmittel ausgeben. "Wir können vielleicht nicht die Realität aller Venezolanerinnen und Venezolaner ändern, aber wir bleiben den Menschen in unserem Umfeld verpflichtet und unterstützen sie nach Kräften", so der Ordensmann.
P. Luis Domingo Diaz SDS (1983) übernahm nach seiner Priesterweihe die Koordination der sozialen Werke der Salvatorianer in Venezuela, die unter anderem Kinderheime, die Krankenstation und Schulen umfassen. Heute arbeiten rund 300 Menschen in den Sozialwerken der Salvatorianer in Venezuela. Über die einzelnen Einrichtungen werden rund 6.000 Menschen erreicht und betreut. (Spenden: IBAN: AT36 6000 0000 0231 9452, Verwendungszweck: Venezuela)
Quelle: kathpress