Neue Diakonie-Studie zeigt mangelde Pflegeangebote in Österreich
Nur 21 Prozent der österreichischen Bevölkerung glauben, dass die Unterstützung, die Menschen mit Pflegebedarf bekommen, ausreicht. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die das Market-Institut im Auftrag der Diakonie durchgeführt hat. Hingegen sagen mehr als drei Viertel der Befragten, dass gute Pflege und Betreuung in Österreich nicht für jeden leistbar ist. "Das ist ein alarmierender Befund. Die Menschen fühlen sich in der Pflegefrage alleingelassen", betonte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser bei einem Pressegespräch am Dienstag in Wien im Vorfeld des Internationalen Tags der Pflege (12. Mai).
"Die Pflegereform ist stecken geblieben", kritisierte Moser. Zwar seien Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel gesetzt worden und auch für pflegende Angehörige sei es zu kleinen Verbesserungen gekommen, aber, "das ist nur die halbe Miete", so die Direktorin der evangelischen Hilfsorganisation. Was nach wie vor fehle, sei der Ausbau und die Weiterentwicklung von Unterstützungsangeboten, etwa Alltagsbetreuung, Unterstützung bei Behördengängen oder Besuchsdienste.
Pflege werde nach wie vor zu stark rein auf medizinische Fragen ausgerichtet, soziale Punkte kämen zu kurz. "Alltagsbegleitungsangebote fehlen, es gibt kein Bewusstsein für die soziale Seite der Pflege", so Moser. Immer noch gelte das Mantra "Hauptsache warm, satt und sauber", aber gute Pflege sei mehr als das, "es geht um gesellschaftliche Teilhabe". Schon heute seien in Österreich 1,5 Millionen Menschen "pflegebetroffen", das bedeute, sie brauchen oder geben Unterstützung. Diese werde nach wie vor in 80 Prozent der Fälle zu Hause und in über 40 Prozent ohne professionelle Unterstützung geleistet. 70 Prozent der Pflegenden seien zudem Frauen, nannte Moser einige Zahlen.
Braucht neue Modelle
Die Pflegeexpertin des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) Ulrike Famira-Mühlberger wies auf den steigenden Pflegebedarf in der Gesellschaft in Zukunft. Gleichzeitig werde dieser künftig aufgrund demografischer Faktoren immer seltener von der Familie abgedeckt werden können. Um der steigenden Nachfrage gerecht werden zu können, müsse deswegen ein verstärkter Ausbau von formellen Pflegeangeboten forciert werden.
In dieselbe Kerbe schlug auch Diakonie-Direktorin Moser. Sie verwies dabei auf die positiven Erfahrungen der Hilfsorganisationen mit sogenannten "Community Nurses". Österreichweit gibt es davon 270, davon etwa 30 im Dienste der Diakonie. Sie kümmern sich auf Gemeindeebene um Personen mit Pflegebedarf, erledigen Behördenwege und unterstützen Betroffene zu Hause. Ziel sei es, dass die Menschen so lange wie möglich in der eigenen Wohnung wohnen bleiben können. Dieses Angebot sollte flächendeckend ausgebaut werden, forderte Moser.
Quelle: kathpress