Ernährungsarmut: Caritas drängt auf rasches politisches Handeln
Der Wiener Caritasdirektor Klaus Schwertner hat anlässlich der am Donnerstag veröffentlichten Studie zur Ernährungsarmut in Österreich die Politik zum raschen Handeln aufgerufen. 1,1 Millionen Menschen in Österreich können sich laut Studie nicht ausreichend Lebensmittel leisten. Rund 420.000 Personen sind sogar von schwerer Ernährungsarmut betroffen. - Die Zahlen würden laut Schwertner zeigen, dass es sich um kein Randphänomen handle. "Es braucht dringend politischen Willen und Maßnahmen, um betroffene Menschen konkret zu unterstützen und sicherzustellen, dass jedes Kind in Österreich ausreichend zu essen hat", so der Caritasdirektor gegenüber Kathpress.
Wieder seien vor allem jene Gruppen betroffen, die in Österreich als besonders armutsgefährdet gelten: Alleinerziehende, Arbeitslose und chronisch kranke Personen. Vielen bleibt nach Zahlung ihrer Fixkosten nicht genügend Geld für Lebensmittel. Was das für die Menschen bedeutet, sehen die Caritas etwa in ihren 15 Lebensmittelausgabestellen in Wien, aber etwa auch in den Wärmestuben und Klimaoasen und beim Suppenbus, so Schwertner: "Grundlegende Lebensmittel sind für sie nicht mehr leistbar. Mahlzeiten werden ausgelassen. Manchmal wird den ganzen Tag nicht gegessen."
76 Prozent der Klientinnen und Klienten in den Caritas-Sozialberatungsstellen würden angeben, sich keine regelmäßige und ausgewogene Ernährung leisten zu können. "Ohne Unterstützung durch günstige Lebensmittel bzw. kostenlose Mahlzeiten würde es für sie nicht mehr gehen."
Die Studie zeige zudem auch, dass viele junge Menschen betroffen sind, schlug der Caritasdirektor Alarm: 13 Prozent der Befragten mit Minderjährigen im Haushalt seien besorgt, dass ihre Kinder nicht ausreichend zu essen haben. Schwertner: "Was wir oft erleben: Eltern, die hungern, damit ihre Kinder noch zu essen haben."
Auch in den Caritas-Lerncafés zeige sich, dass Hunger für Kinder Realität sei. Die Kinder erhalten eine gesunde Jause, "die mittlerweile an vielen Standorten vorgezogen wird, weil die Kinder hungrig kommen. Und wir wissen: Mit knurrendem Magen lernt es sich nicht gut."
Schwertner benannte zudem einige wesentliche Punkte, um Kinderarmut zu bekämpfen: eine kostenlose frühkindliche Betreuung, kostenlose Bildung und mindestens eine gesunden Mahlzeit pro Schultag, kostenlose Gesundheitsversorgung oder auch angemessenen Wohnraum.
Schließlich verwies der Wiener Caritasdirektor auf die von der EU-Kommission und vom Rat der EU bereits 2021 verabschiedeten "Europäische Garantie für Kinder". Die darin enthaltenen Beschlüsse im Interesse aller Kinder "müssen konsequent umgesetzt werden".
Quelle: kathpress