Babler: Kirche nimmt historische Verantwortung wahr
Der Bundesparteivorsitzende der SPÖ Andreas Babler hat die Distanzierung der katholischen Kirche vom Austrofaschismus begrüßt. "Die Kirche nimmt ihre Verantwortung für ihre Rolle in der Zeit des Austrofaschismus immer stärker wahr", betonte der SPÖ-Chef am Dienstag in einer Aussendung. "Wir Sozialdemokrat*innen schätzen dieses Zeichen sehr", so Babler. Am Montag hatte der Salzburger Erzbischof und Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz Franz Lackner in einer Erklärung festgehalten: "Vertreter der Kirche haben der unter dem Deckmantel vermeintlich christlicher Politik agierenden Diktatur das Wort geredet und danach gehandelt". Dieses "Versagen" der Kirche gelte es einzubekennen, hieß es in dem Text.
Anlass für die Erklärung war das Inkrafttreten der sogenannten "Maiverfassung" am 1. Mai 1934 - also vor 90 Jahren - durch die unter Bundeskanzler Engelbert Dollfuß der nach ständisch-faschistischen Prinzipien gebildete "Bundesstaat Österreich" etabliert werden sollte. Bereits im Februar hatte der Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress anlässlich des 90. Jahrestags der Februarkämpfe von 1934 um Vergebung für das damalige Verhalten der Kirche ersucht.
Die Sozialdemokratie halte die Erinnerung an die Februarkämpfe hoch und kämpfe "entschlossen jeden Tag dafür, dass die Demokratie in Österreich nie wieder gefährdet ist und sich autoritäre Tendenzen in Österreich nie wieder durchsetzen können". Die Kirche wie auch die Sozialdemokratie seien überzeugt, "dass im gesellschaftlichen Zusammenhalt die größte Kraft liegt", so Babler, der in diesem Punkt eine Gemeinsamkeit beider Gruppen erkannte.
"Evangelium lässt sich nicht einsperren"
Aus der Geschichte der Ersten Republik lerne man, "dass eine enge Verquickung von Parteipolitik und Kirchenamt für beide Seiten nicht von Vorteil ist. Das Evangelium lässt sich nicht in die Politik einzelner Parteien gießen, gleichsam einsperren", hatte der Salzburger Erzbischof Franz Lackner anlässlich der Erklärung betont. Die Ereignisse, die vor 90 Jahren Österreich "auf die Bahn in Richtung des mörderischen Abgrunds der nationalsozialistischen Diktatur und des Weltkriegs führten", seien "Warnung und mahnender Ansporn".
Die Kirche sei dazu angehalten, dass sie, wo immer möglich, "mit allen politischen Kräften dieses Landes, die seinen demokratischen sowie die Menschenrechte und -würde achtenden Prinzipien verpflichtet sind, am Aufbau des Gemeinwohls arbeiten wollen". Für die Gesellschaft als Ganze gelte es, "dass wir stets auf der Hut sein müssen, uns nicht erneut in derartige Spaltungen und Dämonisierungen der Andersmeinenden zu verirren".
Quelle: kathpress