Caritas: Zivilgesellschaft im ärmsten Land der Welt stärken
Der Wiener Caritasdirektor Alexander Bodmann hat vergangene Woche den Südsudan besucht. Um die Entwicklung im laut UNO ärmsten Land der Welt voranzubringen, sei vor allem auch eine Stärkung der Zivilgesellschaft notwendig, so das Resümee Bodmanns. Im Interview mit Kathpress berichtete der Caritasdirektor am Dienstag von zahlreichen Projekten im Bildungs- und Landwirtschaftsbereich sowie von Projekten zur Stärkung von Frauen.
Die Caritas unterstützt im Südsudan u.a. Ernährungszentren für Babys und Kinder. Tausende Kleinbauern erhalten Saatgut, Schulungen und Werkzeuge. Bei der Hilfe zur Selbsthilfe liegt der Fokus laut Bodmann zudem stark auf den Frauen. Ein Beispiel für den Bildungsbereich: "In der Hauptstadt Juba unterstützen wir eine Schule, die von rund 1.800 Kindern besucht wird; darunter auch Flüchtlingskinder", so Bodman. Wobei die besagte Schule nur eine von vielen ist, die von der Caritas unterstützt wird. Schulhilfe bedeute in vielen Fällen auch, die Kinder mit einer Mahlzeit zu versorgen; der Einzigen des Tages.
1,6 Millionen Kinder sind im Südsudan laut Bodman von akuter Unterernährung bedroht. "Insgesamt haben bis zu 40 Prozent der Bevölkerung nicht genug zu essen." 60 Prozent der Menschen seien Analphabeten, nur knapp die Hälfte aller Kinder würde überhaupt eine Schule besuchen.
Der Südsudan ist schon viele Jahre ein Schwerpunktland der heimischen Caritas. Bodmann kennt das Land von mehreren Besuchen. In manchen Bereichen sei durchaus eine Entwicklung feststellbar, sagte er. So sei etwa in der Hauptstadt Juba eine wirtschaftliche Entwicklung sichtbar, auch die Zahl der Analphabeten sei zurückgegangen, in vielen Provinzen sei die Ernährungslage aber nach wie vor prekär, verursacht auch durch zahlreiche Dürren.
Die Sicherheitslage sei derzeit relativ gut, freilich könne sich die Situation auch wieder ändern. Der Südsudan wurde in den vergangenen Jahren immer wieder von gewalttätigen Konflikten gebeutelt, derzeit findet im nördlichen Nachbarland Sudan ein grausamer Krieg statt. Der Südsudan hat seit vergangenem Jahr zahlreiche Flüchtlinge aus dem Nachbarland aufgenommen. Auch dabei war die Caritas im Einsatz.
Wahlen immer wieder verschoben
Der Südsudan ist seit seiner Unabhängigkeit 2011 zwar formal eine Demokratie, Wahlen haben seither allerdings keine stattgefunden. Bodmann: "Sie wurden immer wieder verschoben, sollen aber noch dieses Jahr stattfinden." Viele Menschen vor Ort seien entsprechend skeptisch, ob es tatsächlich dazu kommen werde.
Die Hilfe der Caritas werde über lokale Partner umgesetzt, berichtete Bodmann. Neben der Hauptstadt Juba sei die Caritas vor allem in der Provinz Western Equatoria tätig. Man arbeite insgesamt mir rund 90 lokalen Organisationen und Initiativen zusammen. So würden die Spenden aus Österreich nicht nur Kindern, Bauern oder Menschen in Not zugutekommen, sondern zugleich würden damit auch die Caritas-Partner gestärkt. So könne man die Zivilgesellschaft nachhaltig entwickeln, zeigte sich Bodmann überzeugt. (Infos: https://www.caritas.at/spenden-helfen/auslandshilfe/katastrophenhilfe)
Quelle: kathpress