Kärntner Kirchenzeitung erinnert an "Engel von Auschwitz"
An die bemerkenswerte Lebensgeschichte von Maria Stromberger (1898-1957), einer Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus, erinnert die Kirchenzeitung der Diözese Gurk-Klagenfurt (Ausgabe 28. April). Die gebürtige Kärntnerin war trotz ihres aktiven Widerstands im KZ Auschwitz lange vergessen. Stromberger zähle mittlerweile "wohl zu den bedeutendsten Frauen des 20. Jahrhunderts", jedoch habe die verdiente Anerkennung lange gedauert, hieß es. Die gläubige Katholikin habe in kein Schema gepasst, den einen sei sie als Widerstandskämpferin suspekt gewesen, den anderen wegen ihres Glaubens. "Dazu kam, dass Maria Stromberger all jenen ein Beispiel dafür gab, was alles trotz der Hölle von Auschwitz möglich war."
Die Oberschwester besorgte für Häftlinge des polnischen Vernichtungslagers Medikamente und Nahrungsmittel, wurde für Botendienste angeworben und schmuggelte Informationen und Fotos aus dem Lager sowie Waffen und Munition ins Lager hinein. "Nicht verhindern konnte sie die zahlreichen Morde in den Gaskammern, die sie hautnah miterlebte."
Am 1. Oktober 1942 trat Stromberger ihren Dienst als Oberschwester im SS-Krankenrevier an. Ihre Motivation erklärte sie in einem Brief an ihre Schwester: "Ich will sehen, wie es wirklich ist, vielleicht kann ich auch etwas Gutes tun." Ihr Widerstand passierte unter "ständiger Lebensgefahr". Mehrmals wurde die Oberschwester denunziert, das wahre Ausmaß ihrer Widerstandstätigkeit blieb aber unentdeckt. So habe es "immer wieder Beschwerden gegeben, dass sie den Häftlingen gegenüber zu mütterlich und menschlich sei". Es blieb jedoch bei einer Verwarnung.
Interniert und diffamiert
Nach dem Krieg wurde Stromberger in einem Anhaltelager bei Feldkirch interniert, gemeinsam mit Nazi-Verbrechern, SS-Angehörigen und ehemaligen Gestapo-Mitgliedern. Edward Pys, einem polnischen Überlebenden, der die Oberschwester als "Engel von Auschwitz" bezeichnete, gelang es, dass die zu Unrecht beschuldigte Stromberger nach Interventionen freigelassen wurde.
Am 25. März 1947 machte sie ihre Zeugenaussage gegen den Lagerkommandanten von Auschwitz, Rudolf Höß. "In Polen machte sie mit ihren leidenschaftlichen und zornerfüllten Aussagen gewaltigen Eindruck", schrieb die Kirchenzeitung. Anders als in Österreich sei sie dort "mit Begeisterung" empfangen worden. Die Diffamierung, Denunziation und der Hass hätten sie fast ebenso erschüttert, "wie die Gräuel im KZ". Hinzu kam der Vorwurf, dass sie eigenhändig Häftlinge totgespritzt habe.
Im Mai 1957 starb Stromberger in Bregenz an einem Herzinfarkt. "Sie war ein Engel in der Hölle von Auschwitz. Sie hat uns bewiesen, dass nicht alle Leute, die Deutsch reden, Mörder sind", schrieb danach der ehemalige KZ-Insasse Pys an ihre Schwester. Nach ihrem Tod wurde sie vom polnischen KZ-Verband sowie vonseiten der KPÖ geehrt. Vom Bundeskongress des KZ-Verbandes 1955 zum ersten Ehrenmitglied ernannt.
In Bregenz erinnern ein nach ihr benannter Weg und eine Gedenktafel an ihren Mut und ihre Menschlichkeit. Auch im Frauenkloster Wernberg würdigt seit 2016 eine Gedenktafel die gebürtige Metnitztalerin. In Graz, wo Stromberger 20 Jahre lebte, wurde am 1. Februar eine Gasse nach ihr benannt. Das Buch "Ein Engel in der Hölle von Auschwitz" des Vorarlberger Historikers Harald Walser erinnert auch an das Leben der Krankenschwester.
Quelle: kathpress