Neues Jägerstätter-Buch als Lehr- und Lernbehelf
Das pädagogische Potenzial des NS-Widerstandes steht im Zentrum einer neuen Publikation des Franz und Franziska Jägerstätter Instituts (FFJI): Unter dem Titel "Gegen den Strom - Aber wie?" werden Grundlagen und Modelle einer Jägerstätter-Pädagogik darstellt. Ziel sei, mithilfe der Biografie von Franz und Franziska Jägerstätter eine "Haltung des Widerstands und der Zivilcourage" zu entwickeln, hieß es vonseiten der Autorinnen und Autoren auf der Website der Diözese Linz. Das neue Buch des FFJI der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz erschien als zweiter Band der Schriftenreihe "Jägerstätter Studien" im Innsbrucker Studienverlag. Franz Jägerstätter war 1943 wegen seiner Weigerung in die deutsche Wehrmacht einzutreten, zum Tod verurteilt und hingerichtet worden.
Konkret bietet die Publikation sowohl eine theoretisch-fachliche Auseinandersetzung mit den Grundlagen einer Jägerstätter-Pädagogik als auch eine praxisnahe Didaktik, Vermittlungsvorschläge und Lerninhalte. Mittels "biografischem Lernen" wolle man den ganzen Menschen Jägerstätter mit seinen Schattenseiten und Widersprüchen kennenlernen, lautete die Erklärung. Speziell bei "Ikonen" des Widerstands gegen den Nationalsozialismus falle dies nicht leicht, wodurch die Gefahr entstehe, dass die Personen idealisiert und überhöht werden, so eine der Aussagen des Buchs.
Die Publikation "Gegen den Strom - Aber wie?" entstand in Zusammenarbeit des Jägerstätter-Instituts um Leiter Andreas Schmoller und Verena Lorber mit der Historikerin und Psychotherapeutin Maria Ecker-Angerer, langjährige Mitarbeiterin von Erinnern.at, und Professor Thomas Schlager-Weidinger (PHDL). Ausgangspunkt war zunächst die digitale Jägerstätter Edition, die 2023 online ging und neue Formen des Zugangs und der Nutzung der Originalschriften möglich gemacht hat.
Die Metapher "Gegen den Strom" sei ein Jägerstätter-Zitat, das an Aktualität nichts eingebüßt habe, hieß es. Das "Nein" Jägerstätters sei zwar nicht vergleichbar mit dem verantwortungsvollen "Nein" in liberalen demokratischen Gesellschaften, dennoch blieben die Biografien zu Franz und Franziska Jägerstätter auch heute wertvoll in der Bildungsarbeit, betonte Verena Lorber. Für Andereas Schmoller ermuntere eine Jägerstätter-Pädagogik zu einem verantwortungsbewussten "Gegen den Strom", das sich im Sinne Jägerstätters "aus (Selbst-)Reflexion, starken Beziehungen und intensivem Gespräch mit Mensch und Gott" speise und daran wachse.
"Gegen den Strom - Aber wie? Grundlagen und Modelle einer Jägerstätter-Pädagogik", hrsg. von Maria Ecker-Angerer, Verena Lorber, Thomas Schlager-Weidinger und Andreas Schmoller (Jägerstätter Studien Bd. 2), Studienverlag: Innsbruck 2024, 198 Seiten, 24,90
Quelle: kathpress