Caritas-Jobmeile: Viele Luxusmessen, nur eine für Arbeitslose
Tausende arbeitsuchende Menschen können sich am Freitag in Wien bei der 13. Jobmeile informieren und erhalten konkrete Job- und Beratungsangeboten der Caritas und 18 weiterer Trägerorganisationen. "Es gibt unzählige Messen für Luxusgüter - für Bootsjachten, für Schmuck und Automobile, aber nur eine Messe, die die Situation langzeitarbeitsloser Menschen in den Mittelpunkt stellt", betonte Klaus Schwertner, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, bei der Eröffnung im Caritas-Carla-Standort in Wien-Mariahilf. Angesichts von 120.000 langzeitarbeitsloser Menschen in Österreich sei eine Messe wie diese nach wie vor dringend notwendig, so der Tenor bei der Eröffnung.
Obwohl es in Österreich angesichts der anhaltenden Krisenzeiten einen "relativ stabilen" Arbeitsmarkt gebe, seien es besonders die Gruppe der langzeitarbeitslosen Menschen, aber auch viele Menschen ohne Beschäftigung unter 25 Jahren, die Anlass zur Sorge böten, sagte Schwertner. Die Kluft zwischen Anforderungen und Qualifizierungen klafften immer weiter auseinander, so der Caritasdirektor, es sei aber klar, "es gibt keine hoffnungslosen Fälle".
Um diese Menschen, die mit der immer rasanteren Entwicklung nur schwer schritthalten könnten, zu unterstützen, brauche es ausreichenden Mittel und eine aktive Arbeitsmarktpolitik. Was es nicht brauche, seien faktenbefreite Debatten um eine allgemeine Verlängerung der Arbeitszeit, so Schwertner mit Verweis auf den Vorstoß von Teilen der ÖVP hin zu einer 41-Stunden-Woche.
In keiner Gruppe, wie bei den unter 25-Jährigen sei die Zahl der Arbeitslosen so stark gestiegen, 66.000 Menschen in dieser Altersgruppe seien in Österreich arbeitslos. Es gelte diese Personen gezielt zu unterstützen, so Schwertner, denn Arbeit ist ein Menschenrecht. Abschließend verwies der Caritasdirektor auf die am Donnerstag von der EU veröffentlichten Armutszahlen. Diese zeigten dramatisch, wie sich u.a. die gescheiterte Arbeitsmarktreform der Bundesregierung ausgewirkt habe.
Arbeitsmarktpolitik läuft schief
Auf die ökonomischen wie auch sozialen und gesellschaftlichen Vorteile der Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit verwies, Holger Bonin, Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS). Diese sei "wirtschaftlich und gesellschaftlich sehr teuer". Beitriebe hielten sich aktuell wegen der hohen Inflation bei Neuanstellungen zurück, das sei besonders für Langzeitarbeitslose ein Problem. Es zeige aber auch, dass in der Arbeitsmarktpolitik derzeit einiges schieflaufe, so der Ökonom. Es dürfe nicht auf Sanktionen fokussiert werden, sondern den Menschen müssten viel mehr Perspektiven aufgezeigt werden. Es brauche ein durchlässigeres Bildungssystem, denn viel zu oft hätten junge Menschen von Anfang an keine Chancen, auch bei Investitionen in Beschäftigungsfähigkeit müsse mehr getan werden.
Als besonders wichtige Gruppe hob Bonin geflüchtete Menschen hervor. Die Strategie, Geflüchtete "Hauptsache schnell" in prekäre Arbeitsverhältnisse zu bringen, sei "grundlegend falsch", kritisierte der Wissenschaftler, stattdessen müssten Hemmnisse für qualifizierte Arbeit - wie etwa die mangelnde deutsche Sprache - aus dem Weg geräumt werden, auch brauche es flankierend Sozialarbeit und Unterstützungsanleitungen. Letztlich sei Langzeitarbeitslosigkeit "wirtschaftlich und gesellschaftlich sehr teuer", wies der Ökonom hin.
Sabine Rehbichler, Geschäftsführerin von "arbeit plus" hob die wichtige Funktion von sozialen Unternehmen hervor, die langzeitarbeitslose Menschen beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt unterstützen. "Die sozialen Unternehmen setzen sich sowohl sozial, ökonomisch als auch ökologisch für eine nachhaltige Zukunft ein und sind damit eine wesentliche Säule in der Arbeitsmarktpolitik." Ohne eine langfristig stabile, finanzielle Basis lasse sich ihr vorhandenes Potenzial jedoch nicht umfassend ausschöpfen. "Hier ist die Unterstützung der Politik gefragt", so Rehbichler, die Kürzungen in dem Bereich kritisierte.
Winfried Göschl, Landesgeschäftsführer des AMS Wien, bekräftigte die Rolle der Bildung. "Die Weichen für Langzeitbeschäftigungslosigkeit stellen sich in vielen Fällen schon im jugendlichen Alter: Denn für eine stabile Berufskarriere ist der Abschluss einer Ausbildung unabdingbar." Für junge Menschen sei es daher wichtig, "am Lernen dranzubleiben", denn der Abschluss einer guten Berufsausbildung senke das Risiko der Arbeitslosigkeit ganz erheblich.
Quelle: kathpress