Dreikönigsaktion: EU-Lieferkettengesetz jetzt rasch umsetzen
Den "zähen Verhandlungen" über ein europäisches Lieferkettengesetz gilt für den am Mittwoch im Europäischen Parlament gefassten Beschluss: "Jetzt geht's ans Umsetzen!" Mit diesem Appell hat die Dreikönigsaktion (DKA) der Katholischen Jungschar auf die "endlich" erfolgte Weichenstellung auf europäischer Ebene reagiert und sich dabei auf ihre Projektpartnerin aus Ghana, Sr. Regina Ignatia Aflah, berufen. Die konsequente Umsetzung der Richtlinie könne die Kinderarbeit in ihrem Land und weltweit beenden, wie sie auch in einem offenen Brief an die österreichischen Nationalratsabgeordneten festhielt.
Sr. Regina engagiere sich tatkräftig für zur Arbeit gezwungen Kinder, wies die DKA hin. Ihr Aufruf an die heimische Politik kann von allen Menschen in Österreich auf www.kinderarbeitstoppen.at/offener-brief mitunterzeichnet werden - wie das z.B. Jugendbischof Stephan Turnovszky, AK-Präsidentin Renate Anderl oder die Kabarettisten Dirk Stermann und Gregor Seberg bereits getan hätten.
Alleine in Ghana arbeiten laut der entwicklungspolitischen Organisation der Jungschar 770.000 Kinder im Kakaoanbau. Die Absenz von der Schule während der Erntezeit, die Arbeit mit scharfen Messern und giftigen Pestiziden, das Tragen schwerer Lasten "haben fatale Folgen für die Kinder", wie die DKA von Sr. Regina weiß. "Das EU-Lieferkettengesetz bietet die Chance, endlich wirksame Maßnahmen gegen Kinderarbeit in den Lieferketten von Unternehmen zu ergreifen", heißt es im Appell der Ordensfrau an den Nationalrat, die Richtlinie für das europäische Lieferkettengesetz rasch und ambitioniert umzusetzen. Es verpflichte große Firmen, menschenrechtliche und ökologische Sorgfaltspflichten zu beachten und so zum existenzsichernden Einkommen von Kakaobauern-Familien beizutragen. "Das ist wesentlich, damit Kinder zur Schule gehen können, anstatt zu arbeiten", betonte Sr. Regina. Nur so könnten sie dauerhaft aus der Armutsschleife aussteigen.
Europa ist der größte Abnehmer von Kakao in Westafrika, und Österreich hat einen sehr hohen Schokoladekonsum. Auch Jungschar-Geschäftsführerin Sigrid Kickingereder bat die Menschen in Österreich, den offenen Brief von Sr. Regina zu unterzeichnen: "Es ist an der Zeit, dass Österreich seiner Verantwortung nachkommt und einen Beitrag zur Beendigung von Kinderarbeit leistet."
Die von der DKA mitgetragene Initiative "Kinderarbeit stoppen" setzt sich seit Jahren für ein europäisches Lieferkettengesetz ein, das dazu beiträgt, Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen wirksam zu stoppen. Nach dem Bekanntwerden der Einigung der EU-Staaten auf ein gemeinsames Gesetz hatte sich die Dreikönigsaktion zunächst enttäuscht über die "Verwässerung" des vorangegangenen Entwurfs gezeigt. Der bereits im Dezember 2023 getroffene Kompromiss war damals nochmals aufgemacht und abgeschwächt worden, so die auch an Wirtschaftsminister Martin Kocher gerichtete Kritik. (Infos: www.kinderarbeitstoppen.at)
"Jugend Eine Welt": Wichtiger Schritt
Für das Hilfswerk "Jugend Eine Welt" ist das am Mittwoch beschlossene Lieferkettengesetz ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Kinderarbeit. Der Weg sei nun frei, "dass künftig Produkte des täglichen Lebens, in denen zum Beispiel Kinderarbeit steckt, aus heimischen Regalen verbannt werden", betonte "Jugend Eine Welt"-Geschäftsführer Reinhard Heiserer in einer ersten Reaktion am Mittwoch. Auch wenn das Gesetz nur in abgeschwächter Form umgesetzt wurde, sei der Beschluss im EU-Parlament "der entscheidende Anstoß, die Wirtschaft dazu zu bringen, gegen Kinderarbeit und für Umweltschutz einzutreten", zeigte sich Heiserer überzeugt.
Quelle: kathpress