Bischof Krautwaschl: Unrecht an Armeniern "klar benennen"
Der Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl appelliert an die nationale und internationale Politik, im Blick auf das Leid der armenischen Bevölkerung nicht wegzuschauen und "Unrecht klar zu benennen". Krautwaschl war als Vertreter der Österreichischen Bischofskonferenz in der vergangenen Woche mit einer Delegation der Stiftung "Pro Oriente" und der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) in der Kaukasusrepublik, die als Wiege des Christenrums gilt, zu einem Solidaritätsbesuch zu Gast. "Wir dürfen dieses Land und das Leid des armenischen Volkes nicht vergessen", resümierte der Bischof am Montag in einer Aussendung der Diözese Graz-Seckau.
"Wir fühlen uns mit der armenischen Kirche eng verbunden; im Gebet, durch unsere Kontakte zu christlichen Kirchen im Osten und über die armenisch-apostolische Gemeinde in Graz", so Krautwaschl. Im September 2023 wurden mehr als 100.000 Armenierinnen und Armenier von Aserbaidschan aus der autonomen armenischen Region Berg-Karabach vertrieben, deren Besitz enteignet. "Armenien ist ein unbedachter Krisenherd", so der Bischof.
Krautwaschl war im Rahmen der Reise auch mit Katholikos Karekin II., dem Oberhaupt der Armenisch-apostolischen Kirche, zusammengetroffen. Dieser bedankte sich laut der steirischen Kirche für die materielle Unterstützung und das Gebet. Die Kriegsgefahr sei nach wie vor nicht gebannt, entlang der Grenze zwischen Armenien und Aserbaidschan komme es immer wieder zu Scharmützeln - trotz laufender Friedensverhandlungen. Aserbaidschan stelle weitere Gebietsansprüche an das unterlegene Armenien, schilderte der Katholikos.
"In Armenien wurde das Christentum zu Beginn des 4. Jahrhunderts zur Staatsreligion erklärt. Seither ist das armenische Volk immer wieder Verfolgungen ausgesetzt, mit dem Genozid im Osmanischen Reich vor mehr als 100 Jahren als traurigem Höhepunkt und zuletzt der Fortsetzung in Berg-Karabach", beklagte Bischof Krautwaschl. Neben religiösen und politischen Gesprächen, Gottesdiensten und kulturellen Besuchen stand auch ein Besuch der Genozid-Gedenkstätte Zizernakaberd in der armenischen Hauptstadt Jerewan auf dem Programm.
Quelle: kathpress