Wien: Uraufführung von Friedensmesse der Komponistin Doderer
Erstmals wird in der Wiener Hofmusikkapelle eine Messkomposition einer Frau uraufgeführt: Die "Friedensmesse" der österreichischen Komponistin Johanna Doderer wird am 28. April um 9:15 Uhr in der Hofburgkapelle von der Wiener Hofmusikkapelle gespielt, eine der ältesten Musikinstitutionen weltweit. Mit dem Friedensthema der Messe wolle sie Kritik an der aktuell fehlenden Vergebungskultur üben, erklärte die Musikerin in der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (aktuelle Ausgabe): "Es besteht momentan eine Gefahr, dass der Frieden verloren geht. Das geht so schnell." Musik könne zum Frieden beitragen, "als sie die Macht und die Kraft hat, uns zu uns selbst zu führen" und dadurch die Wahrnehmung für sich selbst und andere Lebenswesen schärfe, so Doderer.
Positiv strich die Komponistin Papst Franziskus und dessen Aussage von der "weißen Fahne" hervor, zwar seien alle "dagegen, aber in Wahrheit ist es das Einzige, wie wir da wieder rauskommen". Aktuell sei Vergebung zwar ein Tabu, aber die Menschheit benötige Nächstenliebe und Vergebung. Letzteres zählte Doderer zum "Wesen des Christentums, das, was den christlichen Glauben ausmacht". Dies werde zwar nicht gelebt, könne aber im Kleinen bereits viel bewirken.
Auch der Messtext setze sich mit der Essenz des Christentums auseinander, "um die sich das alles dreht und um die Selbstlosigkeit in der Folge", nämlich Liebe und Barmherzigkeit, erklärte Doderer, die bereits ein umfangreiches Repertoire an Werken für Oper, Kammermusik und Orchestermusik geschaffen hat.
Spirituelle Musik berührt
Doderer hatte davor bereits Messteile komponiert, ebenso das Salve Regina und Christus-Vertonungen. Eine Mess-Komposition müsse sich aber an klare Vorgaben halten - von den Texten bis zur Instrumentation, erläuterte die Komponistin: "Das ist wunderbar, denn Grenzen machen uns ja auch frei. Gleichzeitig ist es sehr schwierig, weil ich authentisch bleiben möchte in meiner kompositorischen Sprache." Eine spirituelle Musik berühre einen zudem anders wie ein Walzer, der beim Neujahrskonzert gespielt wird, so Doderer, die aus einer katholischen Familie stammt.
"Über die Kirche kann man diskutieren, aber den gelebten christlichen Glauben habe ich durch Menschen erfahren", beschrieb sie ihre eigene Religiosität im Interview. Erschüttert zeigte sie sich ob dem aktuell mangelnden Wissen über christlichen Glauben. Dies zeige sich etwa darin, dass das Thema Religion heute eine Erklärung brauche, auch in der Musik: "Geistliche Musik ist für mich ganz wichtig. Es braucht leider schon einen gewissen Mut, das zu machen."
Die musikalisch gestalteten Gottesdienste der Wiener Hofmusikkapelle finden jeden Sonntag um 09:15 Uhr in der Hofburgkapelle statt. (Infos: www.hofmusikkapelle.gv.at)
Quelle: kathpress