Kasper: Neu über künftige Aufgabe des Kardinalskollegiums nachdenken
Für eine Reform der Aufgaben des Kardinalskollegiums hat sich der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Kasper ausgesprochen. Im Zuge der synodalen Veränderung der Kirche und der Dezentralisierung müssten die Kardinäle "neu ihren Platz finden", sagte Kasper bei einem Vortrag am Mittwochabend in Salzburg. Möglich wäre etwa, die altkirchliche Tradition der Provinz- und Plenarkonzilien neu zu beleben, um der Vielfalt an Kulturen und Kulturräumen auch kirchlich besser gerecht zu werden. Hier käme den Kardinälen eine neue Funktion zu - als Vorsitzende der Plenarkonzilien in ihrem Bereich und Repräsentanten der Kirchen in diesem Bereich. So würde sich eine Art "Zwei-Kammersystem" aus Bischofssynode und Kardinalsrat etablieren.
Kasper referierte im Rahmen des Symposions "Benediktiner als Kardinäle", das noch bis Freitag in der Salzburger Erzabtei St. Peter stattfindet. Es ist die bereits fünfte Tagung zur Geschichte des Benediktinertums in Europa in den vergangenen zehn Jahren. Die Schirmherrschaft haben Kardinal Kasper, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, Erzabt Korbinian Birnbacher sowie Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer übernommen. Kardinal Kaspers Vortrag, der die vom Historiker Prof. Andreas Sohn von der Universität Sorbonne Paris Nord organisierte Tagung zugleich eröffnete, stand unter dem Titel "Kardinäle im Dienst der Kirche und des Papsttums".
In seinem Vortrag zeichnete Kasper die wechselhafte Geschichte des Kardinalats nach - seinen Aufstieg ebenso wie seinen spätmittelalterlichen Niedergang. Im Laufe dieser Geschichte sei die Zuständigkeit der Kardinäle immer wieder starken Wandlungen unterworfen gewesen: Wurzelnd in der Liturgie und der gemeinsamen Feier der Eucharistie mit dem Papst als Zeichen der Einheit der Kirche sei die Funktion der Kardinäle zunehmend politisiert und zum "Spielball der mächtigen römischen Familien" geworden. Im Spätmittelalter schließlich seien die Kardinäle "zunehmend in den Niedergang und die Dekadenz Roms hineingezogen worden", so Kasper.
In der Neuzeit schließlich seien Kardinäle zunehmend - parallel zu den weiterhin existierenden Fürstbischöfen - zu Kurienbeamten geworden. Die kirchliche Leitungsfunktion wurde zurückgedrängt und erst unter Papst Johannes XXIII. und durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) wieder neu entdeckt, führte Kasper aus. Mit Kardinälen wie Augustin Bea, Julius Döpfner, Giovanni Battista Montini und auch Kardinal Franz König habe somit gleichsam "eine neue Epoche der Kirchengeschichte" begonnen. Heute sei es daher geboten, so Kasper, abschließend, sich auf den Ursprung des Kardinalskollegiums zurückzubesinnen: "Evangelisierung und gemeinsam gefeierte eucharistische Communio mit dem Bischof von Rom. Beides, die Gemeinschaft im Wort und die Gemeinschaft im Sakrament hat das Zweite Vatikanische Konzil in der Communio-Ekklesiologie als Leitidee vorgegeben."
Zu den weiteren Referenten der Tagung gehören unter anderem Bernard Ardura, der viele Jahre als Präsident das Päpstliche Komitee für Geschichtswissenschaften geleitet hat, der Liturgiewissenschaftler Reinhard Meßner (Universität Innsbruck), der Kunsthistoriker Wolfgang Augustyn (Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München), die Kirchenhistorikerin Michaela Sohn-Kronthaler (Universität Graz). Ferner referieren die Kirchenhistoriker Markus Ries aus Luzern und Dominik Burkard aus Würzburg, der ungarische Alterzabt von Pannonhalma und Titularbischof Asztrik Varszegi, der englische Historiker Simon Johnson, Director of Heritage aus der Abtei Downside, und Christine Maria Grafinger, die emeritierte Leiterin des Archivs der Präfektur der Vatikanischen Bibliothek.
Quelle: kathpress