Katholischer Familienverband: Mehrkindfamilien besser unterstützen
Der Katholische Familienverband Österreich (KFÖ) sieht im Blick auf den aktuell veröffentlichten Sozialbericht 2024 die dringliche politische Notwendigkeit, Mehrkindfamilien besser zu unterstützen. Laut Bericht sind 29 Prozent der Familien mit drei und mehr Kindern im Land armutsgefährdet. KFÖ-Präsident Peter Mender forderte daher in einer Aussendung am Donnerstag, bei der Armutsbekämpfung ein besonderes Augenmerk auf Mehrkindfamilien zu legen. "Kinder sind die vulnerabelste Gruppe unserer Gesellschaft und bedürfen daher besonderer Bemühungen zur Armutsvermeidung. Familien mit vielen Kindern sind überproportional stark von der aktuellen Inflation betroffen", so Mender.
Er begrüßte in der Aussendung grundsätzlich die Überlegungen von Sozialminister Johannes Rauch, Kinderarmut einzudämmen. Ob eine Kindergrundsicherung das adäquate Mittel ist, steht und fällt für den Familienverbandspräsidenten allerdings mit der Ausgestaltung: Mender: "Kindergrundsicherung ist plakativ und hört sich gut an. Wenn aber lediglich die Semantik geändert wird und die unterschiedlichen finanziellen Leistungen des Bundes unter dem Begriff Kindergrundsicherung subsummiert werden, ist damit keinem Kind mehr geholfen."
Der KFÖ-Präsident empfahl, bei einer möglichen Zusammenführung verschiedener Leistungen sehr vorsichtig vorzugehen und führte als Beispiel die Familienbeihilfe an: "Wir haben es nach jahrzehntelanger Überzeugungsarbeit endlich geschafft, dass Familienleistungen wie die Familienbeihilfe oder das Kinderbetreuungsgeld jährlich erhöht werden. Diese Errungenschaft dürfen wir mit einer neu eingeführten Kindergrundsicherung nicht wieder aufs Spiel setzen."
Armutsbekämpfung sei primär Landessache, Familienleistungen würden zum Großteil vom Bund finanziert: "Hier muss wirklich extrem aufgepasst werden, dass es nicht zu einer zwar kurzfristigen Verbesserung kommt, die langfristig aber leicht wieder zu kürzen ist und von der jeweiligen Budgetausgestaltung abhängt", so Mender. Er forderte daher die Einführung einer Expertengruppe zur Kindergrundsicherung, der auch Vertreterinnen und Vertreter von Familienorganisationen angehören sollen. "Kindergrundsicherung ist nicht nur Sozial-, sondern auch Familienpolitik."
Rasch umsetzbare Maßnahmen
Der Präsident des Katholischen Familienverbandes schlug zudem eine weitere Maßnahme im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten vor, die schnell und niederschwellig noch in der aktuellen Legislaturperiode umgesetzt werden könnte: Um Mehrkindfamilien zu unterstützen, sollte der Mehrkindzuschlag automatisch gewährt und die Einkommensgrenze dafür angehoben werden. "Wenn eine Einkommensgrenze seit 14 Jahren gleich hoch ist, ist es logisch, dass die anspruchsberechtigten Familien jährlich weniger werden", so Mender.
Der Mehrkindzuschlag beträgt monatlich 23,30 Euro pro Kind; er steht zu, wenn für mindestens drei Kinder Familienbeihilfe bezogen wird und muss über die Arbeitnehmerveranlagung oder die Einkommenssteuererklärung beantragt werden. Das Familieneinkommen darf 55.000 Euro nicht übersteigen und gilt seit dem Jahr 2011.
Der KFÖ-Präsident erinnerte auch an die 60 Euro Sonderzuwendung pro Kind und Monat, die derzeit an Arbeitslosen-, Notstandshilfe- und Sozialhilfebezieher/innen ausbezahlt werden: "Diese Maßnahme ist aufgrund der aktuellen Teuerung eingeführt worden und läuft mit Ende 2024 aus", erinnert Mender an eine bevorstehende Verschlechterung für armutsgefährdete Familien, die mit Ende des Jahres droht.
Mender verwies abschließend an die Worte des Gründervaters des Familienverbandes, Kardinal Franz König: "Eine Gesellschaft, in der Familien mit Kindern Gefahr laufen unter die Armutsgrenze zu rutschen, stellt sich selbst ein Armutszeugnis aus".
Insgesamt sind in Österreich 1,3 Millionen Menschen, also 15 Prozent der Bevölkerung, armutsgefährdet, 201.000 Menschen (2,3 Prozent) können sich keinen europäischen Mindestlebensstandard leisten, wie aus dem am Dienstag von Sozialminister Johannes Rauch präsentierten Sozialbericht 2024 hervorgeht.
Quelle: kathpress