Erzabt Birnbacher: Notker Wolf "wird Kirche und Welt fehlen"
Der Vorsitzende der Österreichischen Ordenskonferenz, Erzabt Korbinian Birnbacher, hat den verstorbenen früheren Benediktiner-Abtprimas Notker Wolf gewürdigt. "Für sehr viele Menschen war er weltweit ein verlässlicher Ratgeber. Sein Wort und sein Beispiel werden Kirche und Welt fehlen", erklärte Birnbacher auf der Website der Ordensgemeinschaften Österreich (Freitag). Wolf sei "eine beeindruckende, prophetische und unkonventionelle Persönlichkeit" gewesen und bis zuletzt unterwegs zu den Menschen, so der selbst dem Benediktinerorden angehörende Erzabt der Salzburger Abtei St. Peter. Wolf, der zu den bekanntesten katholischen Ordensleuten im deutschsprachigen Raum zählte, war am Dienstag während seiner Rückreise von einer Pilgerfahrt in Italien im Alter von 83 Jahren gestorben.
Die Nachricht vom plötzlichen Ableben des früheren Abtprimas habe ihn und die zu ihrer traditionellen Ostertagung in Hegne am Bodensee versammelten Äbte des deutschen Sprachraumes tief erschüttert, berichtete Birnbacher. Fest verwurzelt im Kontext der benediktinischen Tradition sei Wolf "ein unermüdlicher Wanderer und Missionar" sowie furchtlos im Auftritt und stets offen für neue Ideen gewesen. "Mich hat vor allem sein klares Wort und seine aufrichte Haltung beeindruckt, die nie falsche Kompromisse eingegangen ist. Er ging Konflikten nicht aus dem Weg und mühte sich in Konflikten stets um vertret- und lebbare Lösungen", hielt Birnbacher fest.
Das deutsche Heimatkloster Wolfs, die oberbayerische Erzabtei St. Ottilien, hat unterdessen nähere Umstände zum Tod des bekannten Mönchs bekannt gegeben. Wolf starb demnach bereits am späten Abend des 2. April im Flughafenhotel von Frankfurt am Main. Der 83-Jährige hatte seit Ostermontag eine Pilgerreise auf den Spuren des heiligen Benedikt in Italien begleitet. Als er sich zunehmend unwohl gefühlt habe, sei er vorzeitig heimgeflogen. Bei der Übernachtung in Frankfurt sei er einem Herzinfarkt erlegen.
Wolf war von 2000 bis 2016 als Abtprimas in Rom Chef des weltweiten Benediktinerordens. Durch Bücher und zahlreiche Medienauftritte avancierte er zu einem der bekanntesten Kirchenmänner im deutschen Sprachraum. Zu Vorträgen und Talkrunden wurde er auch in Österreich gerne eingeladen. Von 1977 an leitete er 23 Jahre lang sein Heimatkloster St. Ottilien. Seit dem Rückzug vom Amt des Abtprimas lebte Wolf wieder in der Abtei westlich von München.
Begräbnis am Samstag
Das Requiem und die Beerdigung Notker Wolfs finden am Samstag in St. Ottilien statt. Der Begräbnisgottesdienst kann ab 10.30 Uhr über einen Livestream auf der Website der Erzabtei mitgefeiert werden (http://erzabtei.de/live). Der von St. Ottilien veröffentlichte Nachruf hebt hervor, dass Wolf als Leiter "einen eher hierarchischen Stil in horizontale Umgangsformen überführt" habe. Erneuerungsprozesse wie die Schließung nicht mehr haltbarer Klosterbetriebe habe er durch die umfassende Einbeziehung der Gemeinschaft begleitet, "so dass es wenig Konflikte gab".
Quelle: kathpress