Schulungen und App: Neue kirchliche "Willkommenskultur" in Wien
Schulungen, eine App und der erste "Tag der offenen Kirchentüre": Die Erzdiözese Wien möchte mit einer neuen kirchlichen "Willkommenskultur" Menschen dazu animieren, eine Kirche zu besuchen. "Gerade in der Großstadt mit seiner Anonymität fühlen sich Zugezogene, oder Menschen, die auf der Suche sind, oft allein. In der Kirche sollen sie rasch und unkompliziert eine Ansprechperson vorfinden", erklärte Nikolaus Haselsteiner, in der Wiener Erzdiözese für das Projekt "Offene Kirchen" zuständig, am Donnerstag gegenüber Kathpress die Intention hinter der kirchlichen Willkommens-Offensive.
Dafür fanden im März eigene Schulungen für Interessierte statt, die sich speziell auf zwei Bereiche fokussierten, erklärte Haselsteiner. Zum einen auf einen "Willkommensdienst" rund um den Gottesdienst. Hierbei soll eine Person aus der Gemeinde gezielt Neu Ankommende ansprechen, Hilfestellungen geben und auf Angebote in der Gemeinde hinweisen. "Es geht darum, dass niemand, der zum ersten Mal in den Gottesdienst kommt, sich danach die Frage stellt, warum er oder sie nicht wahrgenommen wurde", so Haselsteiner.
Ein zweiter Bereich bezieht sich auf eine dauerhafte Präsenz einer Ansprechperson in der Kirche, wie es in vielen anderen Ländern üblich sei, so der Projektleiter. Hier sei wichtig, dass die Personen, die das übernehmen, zum Beispiel angeleitet werden, wie man mit Notleidenden oder Hilfesuchenden umgehen könne, nannte Haselsteiner ein Beispiel aus der Schulung. Auch in allgemeiner Gesprächsführung würden Interessierte geschult, so Haselsteiner: "Es geht darum, grundsätzlich auskunftsfähig zu sein", umriss er den Kern der Schulungen.
Per QR-Code durch die Kirche
Ein weiteres Angebot stellt die neue Kirchenapp (unter https://www.kirchbesuch.app/ herunterladbar) dar. Hierbei können Interessierte einen sichtbar im Kirchenraum angebrachten QR-Code mit ihrem Smartphone scannen. Daraufhin werden sie von prominenten Kirchenmännern und -frauen in kurzen Videos durch die Kirche geführt. Unter den Führern befinden sich etwa der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, Dompfarrer Toni Faber, Missio-Nationaldirektor P. Karl Wallner, oder die Dominikanerin Sr. Katharina Deifel.
Die Führung ist in drei Teile aufgeteilt, erklärte Haselsteiner. Es beginnt mit einem kurzen kunsthistorischen Einstieg in den Kirchenraum und seine Besonderheiten. In weitere Folge wird das typische kirchliche "Inventar", etwa Altar, Ambo oder Kanzel, theologisch erklärt. Zum Abschluss folgt dann ein geistlicher Impuls. Es stünden bereits 200 Videos zur Verfügung, in vier Kirchen kann das Angebot bereits wahrgenommen werden - etwa Hirschwang an der Rax, St. Rochus in Wien-Landstraße, in der Licht der Welt-Kapelle in der Missio-Zentrale im 1. Bezirk, sowie in der Pfarrkirche Poysdorf. Weitere Standorte werden in Kürze folgen, versicherte Haselsteiner.
Tag der offenen Kirchentüre
Erstmals wird es am 21. April auch eine "Tag der offenen Kirchentüre" geben, erklärte Haselsteiner. Der Tag sei nicht zufällig gewählt, sondern falle mit dem Festtag des Hl. Konrads, seines Zeichens als Pförtner des Kapuzinerklosters in Altötting in Bayern tätig, zusammen. Derzeit seien in der Erzdiözese rund 800 Kirchen durchgehend geöffnet, Ziel sei es, auch die restlichen 400 Sakralbauten außerhalb der Gottesdienstzeiten für Betende und Interessierte zu öffnen.
Dass möglichst viele Kirchen offen sind, ist das Hauptanliegen Haselsteiner. "Dafür gibt es meinen Job", so der Projektleiter. Er ist überzeugt, die Menschen brauchen einen Ort, an dem sie Ruhe finden und auftanken können. "Wo, wenn nicht in der Kirche, ist der richtige Ort dafür?", so Haselsteiner abschließend. (Infos: www.erzdioezese-wien.at/willkommen)
Quelle: kathpress