Bischöfe: Ostern ist Aufruf zu "Kultur der Begegnung"
Die Botschaft von der Auferstehung Jesu, die Christinnen und Christen zu Ostern feiern, ist in Zeiten von "Krieg und Not und Zerstörung, von Terror und Angst und Irrsinn" eine wichtige Zusage und ein Aufruf zu einer "Kultur der Begegnung": Darauf haben die österreichischen Bischöfe in ihren Predigten am Ostersonntag hingewiesen. Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler sprach etwa von der Notwendigkeit einer "österlichen Leitkultur", die den Blick "über die eigenen Interessen und Befindlichkeiten" wagt: "Eine österliche Leitkultur ermutigt Menschen, Begegnungen zu suchen, niemanden auszuschließen oder fertigzumachen, wie dies im harten Diskurs der politischen Debatten immer öfter vorkommt."
Österlich sei eine "Kultur der Begegnung", wie sie Jesus vorgelebt habe, erklärte Glettler im Innsbrucker Dom, der auch Bezug zum Tod des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny nahm. Nawalny habe es trotz der Repressionen des Regimes geschafft, mit Kreativität zum wichtigsten Oppositionspolitiker des Landes zu werden. "Diesen Appell will ich aufgreifen: Ostern als ein Fest neuer Kreativität. Jesus lebt - und seine Botschaft inspiriert", so Glettler wörtlich, der dazu motivierte Überforderung und Ohnmacht zu überwinden. Eine "österliche Leitkultur" heißte nicht aufzugeben und schrittweise voranzugehen. "Der Auferstandene gibt uns immer das nötige Osterlicht für den nächsten Schritt. Der Verzweiflung keinen Raum geben", so der Innsbrucker Bischof.
Krautwaschl: Neue Form des Miteinanders
In Zeiten von Superlativen, Skandalen, Empörung und brachialer Sprache - egal ob gesprochen oder virtuell - brauche es mehr Achtung, gemeinsame Ziele und eine neue Form des Miteinanders, sagte etwa der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl am Ostersonntag. Aber nicht nur Politik und Gesellschaft seien von Spaltungstendenzen betroffen: "Wie sehr wir doch in der Kirche gefährdet sind, einander den Glauben madig zu machen oder gar abzusprechen, nur weil gewisse Formen oder auch Denkweisen anderer nicht die meinigen sind!"
Helfen könne etwa der Blick auf das Gemeinsame anstelle des Trennenden, meinte der Bischof. "Wie anders würde es doch in so manchen Parlamenten oder auch im Sicherheitsrat der UNO aussehen, wenn dem so wäre." Ostern motiviere sich aufeinander einzulassen, dazu gehöre auch ein achtsamer Umgang mit der Umwelt, so der 58. Diözesanbischof der Diözese Graz-Seckau.
Lackner: Glauben braucht Gemeinschaft
In der Predigt am Ostersonntag betonte der Salzburger Erzbischof Franz Lackner die Wichtigkeit gemeinschaftlichen Glaubens und schilderte dies anhand einer persönlichen Erfahrung: Seine Mutter habe als Elfjährige ihre Mutter bei der Geburt eines Geschwisterchens während der Auferstehungsfeier verloren. Als sie ihn Jahre später gefragt habe, ob er daran glaube, dass sie ihre Mutter im Tod wiedersehen werde, habe er seiner ersten spontanen Bejahung hinzugefügt: Die Kirche glaube es. "Die Lehre daraus: An Auferstehung glauben kann man nicht allein, es braucht Kirche", so Lackner. Dieser Glaube fordere auch "Barmherzigkeit, Mitleid und die Bereitschaft, dienend zu helfen" - hier mahnte der Erzbischof ebenso einen Blick auf die Kriege und vor allem das Kinderleid ein, das an "gläubigen Christen nicht vorübergehen" dürfe."
Schönborn: Auferstehung kein Betrug
Wie schwierig es sein kann, die Botschaft der Auferstehung zu fassen, stand auch im Zentrum der Predigt von Kardinal Christoph Schönborn. "Viele glauben an die Wiedergeburt oder Reinkarnation, aber die leibliche Auferstehung stößt auf Unverständnis", so der Wiener Erzbischof in seiner Predigt im Stephansdom am Sonntagvormittag. Am Gottesdienst nahm u.a. der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig teil.
Auch wenn die Auferstehungserzählungen viel Platz für Spekulationen bieten würde, zähle letztlich das Zeugnis der Jünger, die an die Auferstehung "leiblich und wirklich" glaubten und diese bezeugten. "Ohne die Auferstehung Jesu ist das Fundament weg", sagte Schönborn. Konkret zeige sich die Auferstehung Jesu in der Eucharistie, in Form von Brot und Wein, die an den Leib und das Blut Christi erinnern, sowie in Form der Armen. "Die Armen, die Leidenden, die vielen Kriegsverletzten" seien Abbilder Jesu, der bis heute ein Vorbild für Mitgefühl und Mitleid mit Armen dienen kann.
Elbs: Neuanfang ist möglich
An die österliche Botschaft vom Sieg über Tod, Trauer und Krankheit, erinnerte Bischof Benno Elbs in seiner Predigt am Ostersonntag im Dom St. Nikolaus in Feldkirch. Die Auferstehung Jesu zeigte, dass auch nach Kränkungen, Krankheiten oder dem Verlust eines geliebten Menschen ein Neuanfang möglich sei. Nach Schicksalsschlägen würden zwar Narben und Wunden bleiben, es gäbe aber eine neue Perspektive. Ostern helfe, mit den Wunden leben und sich nicht dafür schämen zu müssen, so der Feldkircher Bischof. Diese Botschaft der Hoffnung müsse "in unserer Gesellschaft und in unserer Welt, die Botschaften des Lebens und der Hoffnung so dringend braucht" wachgehalten werden.
Scheuer: Ostern ist "Weg der kleinen, zaghaften Schritte"
Die Zeit bis Ostern erscheine mehr als ein Stolpern, als ein bewusster Weg, sagte der Linzer Bischof Manfred Scheuer in seiner Predigt im Linzer Mariendom. Scheuer warf dabei einen Blick auf die biblischen Geschichten, wie die Emmausjünger, Petrus oder den "ungläubigen" Thomas. "Ich glaube, dieser Weg fällt uns so schwer, mir persönlich fällt er so schwer, weil nicht wir es sind, die auf diesem Weg das Tempo vorgeben können." Ganz praktisch ereigne sich Auferstehung laut dem Linzer Bischof, "wenn nach Konflikten und Streit Anzeichen von Verständigung und Versöhnung auftauchen" oder "wenn Menschen frei werden von Konsum- und Erfolgszwängen, die eine anonyme Gesellschaft auferlegt".
Zsifkovics: Aufruf zu "österlichem Aufbruch"
Auch der burgenländische Bischof Ägidius Zsifkovics sprach in seiner Predigt am Ostersonntag im Eisenstädter Dom von einem notwendigen "österlichen Aufbruch". Dieser zeige sich konkret in der Begegnung zwischen Menschen oder im Einsatz für andere. In einer Zeit, in der viele in einer "subjektiv zurecht gezimmerten Welt" lebten und andere nicht mehr wahrnehmen könnten, brauche es einen Durchbruch im persönlichen, kirchlichen und gesellschaftlichen Leben und damit, so Zsifkovics. Kritik übte der Eisenstädter Bischof dabei an Leihmutterschaft, Menschenhandel, Schlepperei oder dem Abschieben von Menschen. Auch das "Niedermachen in der Politik", Verdächtigungen, Schlechtmacherei und Lügen hätten nichts mit Ostern zu tun. Ostern könne hingegen ein "Durchbruch und Aufbruch im Leben der Kirche" und zu einem "lebenswerten Leben" sein, betonte Zsifkovics.
Quelle: kathpress