Scheuer: Liebe stärker als der Tod
Nicht das schlechte Gewissen oder eine brutale Hinrichtung stehen im Zentrum von Ostern, sondern, "dass die Liebe stärker als der Tod ist": Darauf hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer im Interview mit der Tageszeitung "Kurier" (Ausgabe 31. März) hingewiesen. Mit dieser Osterbotschaft lasse sich zwar nicht automatisch jedes Leid beseitigen, jedoch könne sie dazu beitragen, Leid konkret zu benennen. Als aktuelle Beispiele nannte Scheuer Mobbing oder Rufmord: "Eine bestimmte Gewissensbildung würde uns hier guttun, statt kaltschnäuzig, vollkommen gleichgültig und kalt zu sein." Auch in sozialen Medien brauche es ein Bewusstsein, "wie man öffentlich miteinander umgeht und wie man übereinander redet".
Auf die Frage, ob das Kreuz nicht "total negativ" besetzt sei, antwortet der Linzer Bischof, dass zu Ostern nicht Kreuz und Leiden im Fokus stünden, sondern "die gekreuzigte Liebe". Das Kreuz sei "das Zeichen dafür, dass Gottes Liebe bis ins Letzte und bis zum Ende geht. Sie hört nicht an einem bestimmten Punkt auf, sie ist auch nicht kalkulierend". Und weiter: "Sie hält durch, auch im Unglück. Das ist die Botschaft, die uns in Erfahrungen von Einsamkeit, Zerrüttung und Krankheit guttut."
Bezugnehmend auf die Aussagen von Papst Franziskus im Schweizer Fernsehens RSI, in dem er der Ukraine Verhandlungen unter internationaler Vermittlung nahegelegt hatte, meinte Scheuer: "Es ist ganz klar, dass die Ukraine das Recht hat, sich zu verteidigen. Es ist ein gerechtfertigter Krieg. Das hat auch der Papst gesagt." Jedoch sei das militärische Schlachtfeld nicht die einzige Form der Auseinandersetzung. So müssten etwa Verhandlungen über den Austausch von gefangenen Soldaten oder über Handelslieferungen geführt werden - und das trotz "Interessen der Rüstung, die gar nicht wollen, dass das aufhört. Das muss man auch benennen dürfen". Der Papst wolle keine einseitigen Friedensverhandlungen, sondern "das Leiden der Menschen reduzieren".
Kritisch betrachtete Scheuer, dass "die Möglichkeit von Verhandlungen und von Frieden gar nicht mehr ins Auge" gefasst werden würden. "Als einer, der den Frieden im Auge hat, ist man in der gegenwärtigen Phase der Dumme", so Scheuer wörtlich. Der Linzer Bischof erinnerte auch an andere Brennpunkte, wie Burkina Faso oder Armenien, die in Europa kaum Beachtung finden würden.
Sparen und verkaufen
Zum diözesanen Sparprogramm, das in den kommenden vier Jahren zusätzlich 17 Millionen Euro einsparen will, meinte Scheuer schlicht, dass die Kosten gestiegen, die Einnahmen aus den Kirchenbeiträgen weniger geworden seien. "Wir werden in manchen Bereichen schlanker und ärmer, wir setzen jedoch in der Solidarität, der Caritas, einen Schwerpunkt. Der zweite Schwerpunkt wird die Bildung sein", erläuterte der Linzer Bischof. Als größere Projekte bezeichnete er aktuell den Neubau des Bildungscampus Linz, der mehrere Standorte bündeln soll sowie die Renovierung des Mariendoms. Letzteres soll etwa 14 Millionen Euro kosten. Der Mariendom feiert heuer sein 100-Jahr-Jubiläum, der Dom wurde am 29. April 1924 nach 62-jähriger Bauzeit geweiht.
Noch wolle man keine Kirche verkaufen, sondern überlasse sie etwa orthodoxen Glaubensgemeinschaften, so der Bischof. "Aber natürlich wird man überlegen müssen, wie es weiter geht. Wenn sich zum Beispiel einzelne kirchliche Gemeinschaften auf Dauer einen Standort nicht mehr leisten können."
Quelle: kathpress