Kardinal Schönborn: In den Sakramenten "öffnet sich der Himmel"
Die Bedeutung der Sakramente für das Leben der Kirche und jedes einzelnen Christen hat Kardinal Christoph Schönborn betont. Ein ostkirchlicher Mystiker, der Theologe Nikolaus Kabasilas, habe die Sakramente "Tore des Himmels" genannt, so Schönborn in seiner Predigt bei der traditionellen Chrisammesse am Montagabend der Karwoche im Wiener Stephansdom: "Es öffnet sich der Himmel - freilich in großer Vorläufigkeit. Aber wirklich: Es öffnet sich der Himmel!"
Der Wiener Erzbischof feierte die Chrisammesse mit den Priestern und Diakonen seiner Diözese. Viele Gläubige und auch Firmgruppen nahmen ebenfalls an dem Gottesdienst teil. Die Geistlichen erneuerten im Rahmen der Messe ihr Weiheversprechen. Kardinal Schönborn weihte die heiligen Öle, die in der katholischen Kirche bei Taufe, Firmung, Priesterweihe und Krankensalbung Verwendung finden. Das Katechumenenöl dient zur Salbung der Taufbewerber, das Krankenöl zur Feier der Krankensalbung, der Chrisam für Taufe, Firmung, Priesterweihe, Altar- und Kirchenkonsekration.
Die Segnung und die Weihe der heiligen Öle führe mitten in das Herz der Kirche: die Sakramente, so Schönborn. Diese seien "bescheidene Zeichen, die aber so Großes wirken - und die für uns wie ein Modell sind, ein Vorbild, dass wir selbst Sakrament, das heißt demütiges, bescheidenes Zeichen sein dürfen und sollen".
Die Eucharistie sei das Sakrament der Sakramente; Höhepunkt und Quelle des ganzen christlichen Lebens. Alle Sakramente aber hätten eines gemeinsam: "Sie sind Anfänge - und Sie sind eine Zusage." Sie seien "Vorwegnahme von etwas, was kommen wird, aber gleichzeitig schon da ist". Sie seien unvollständig. Schönborn: "Sie sind noch nicht das Ganze. In ihnen ist uns das Ganze gegeben, aber verborgen. Und deshalb ist es so wichtig, diese Spannung zu sehen, die letztlich die Spannung unseres ganzen christlichen Lebens ist."
"Nicht einfach Verkehrszeichen"
Die Sakramente seien Zeichen, die bewirken, was sie bezeichnen. "Sie sind also nicht einfach Verkehrszeichen, sondern sie sind erfüllte Zeichen. Aber sie sind eine Verheißung, weil die ganze Fülle noch aussteht", sagte der Kardinal und weiter: "Alles ist Verheißung. Und damit müssen wir sagen: Alles ist auch Risiko. Es wird uns gegeben. Aber die Vollendung steht noch aus. Und deshalb machen uns die Sakramente bescheiden. Wir danken für das Empfangene, aber wir wissen, dass die Fülle noch aussteht."
Gott sei Dank gebe es auch zwei "Reparatur-Sakramente": die Krankensalbung und das Bußsakrament, so Schönborn weiter. Denn: "Wer auf dem Weg ist, kann fallen, kann sich verletzen. Und deshalb gibt es die beiden Sakramente, die unserer Hinfälligkeit entgegenkommen."
Mit Bezug auf den Katechismus der Katholischen Kirche bezeichnete Schönborn die Sakramente als "Verlängerungen des Lebens Jesu unter uns". In jedem Sakrament berühre Christus den Empfänger. Die Sakramente der Kirche setzten jetzt fort, was Christus während seines Lebens auf Erden vollbracht hat. Die Sakramente seien "Kräfte, die vom Leib Christi ausgehen". Im Evangelium werde mehrmals gesagt, "dass Jesus spürte, dass seine Kraft von ihm ausging und heilt. Diese Kräfte, die vom Leib Christi ausgehen, sind die Sakramente".
Die Sakramente seien aber auch Zeichen der Hoffnung, so Schönborn: "In der Vorläufigkeit unseres Lebens sind sie die Wegzeichen der Nähe Christi. Er berührt uns und begleitet uns auf dem Weg." Und schließlich seien die Sakramente "Wegzeichen der Liebe, der Zuwendung Gottes zu uns". Aber auch die Kirche selbst sei Sakrament, schloss Schönborn: Die Kirche sei das Zeichen der Liebe Gottes, das Sakrament des Heiles, "vorläufig und doch Vorwegnahme des Endgültigen".
Quelle: kathpress