Erzdiözese Wien wirbt mit Postkartenaktion um Religionslehrer
Mehr als 1.400 katholische Religionslehrkräfte unterrichten derzeit in allen öffentlichen oder mit Öffentlichkeitsrecht ausgestatteten Schulen in der Erzdiözese Wien 123.000 Kinder und Jugendliche - und doch sind personelle Engpässe absehbar. Schon jetzt fehlten vereinzelt Lehrkräfte und die Situation könnte sich weiter verschärfen, da viele jetzt noch aktive in den kommenden Jahren in Pension gehen. Um mehr Nachwuchs zu motivieren, geht die Erzdiözese Wien nun neue Wege und wendet sich etwa mit einer Postkartenkampagne an potenziell Interessierte, wie auf ihrer Webseite erzdioezese-wien.at am Montag zu lesen ist.
"Der katholische Religionsunterricht ist ein Unterrichtsgegenstand, der sich bei jungen Menschen großer Beliebtheit erfreut, da er ihre Fragen und Sorgen, Hoffnungen und Ängste zum Thema macht, also so bunt wie das Leben ist", erklärte Andrea Pinz, Leiterin des Erzbischöflichen Amtes für Schule und Bildung in Wien. Sie blicke jedoch "mit einer gewissen Sorge" auf den Berufsstand: "Aktuell sind fast 40 Prozent unserer Lehrkräfte 56 Jahre oder älter", so Pinz. Die Zahl der neu bestellten Religionslehrer und -lehrerinnen sei zuletzt rückläufig gewesen, "vor allem als Folge der geänderten Ausbildung".
"Zukunft prägen"
Das Schulamt der Erzdiözese Wien geht nun neue Wege, um dem Personalmangel entgegenzuwirken. Unter dem Motto "Zukunft prägen, Religionslehrer:in werden" läuft seit dem 21. März mehrere Wochen lang eine Postkarten-Kampagne. Vier Sujets mit starken Farbkontrasten und pointierten Aussagen sollen vor allem neugierig für das Thema machen. Umfassende Informationen zu Ausbildung, Bewerbungsanforderungen und so wichtigen Fragen wie die nach dem Gehalt liefert die Website zur Kampagne. Verbreitet werden die Postkarten an zahlreichen Örtlichkeiten in ganz Wien und darüber hinaus - in Gastronomie und Hotellerie ebenso wie in Studentenheimen, Büchereien und Museen.
Die Postkarten seien aber nur Teil einer Gesamtstrategie des Schulamtes, "um die Religionspädagogik vor den Vorhang zu holen". Weiters geplant ist für heuer eine Aktion in den Pfarren oder Anknüpfungspunkte an Veranstaltungen wie die kommende "Langen Nacht der Kirchen" am 7. Juni: Interessierte können im Zwettlerhof neben dem Stephansdom Podiumsdiskussionen besuchen, die in Kooperation mit der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems und der theologischen Fakultät der Universität Wien veranstaltet werden. Und nicht zuletzt werben auch aktive Pädagoginnen selber in Oberstufenklassen für ihren Beruf.
"Als Religionslehrer bzw. -lehrerin können Sie sich auf einen sinnstiftenden Beruf mit sicherer Zukunft freuen", wies Schulamtsleiterin Pinz hin. Aufgrund der Alterspyramide würden sie besonders in den nächsten Jahren an allen Schularten dringend gebraucht. Der Unterricht bringe viel Abwechslung mit sich. Pinz: "Ein zeitgemäßer Religionsunterricht ist dialogisch gestaltet und sehr nah an den Schülern und ihrer Lebenswelt dran. Unser Religionsunterricht will Kinder und Jugendlichen bei religiösen Themen und Fragestellungen diskursfähig machen und will sie zum kritischen Denken ermuntern und dazu, Position zu beziehen und mit anderen in Austausch zu treten. Das ist gerade heute wichtiger denn je."
Ausbildung und Gehalt
Die Erzdiözese Wien informierte zudem kurz über Ausbildung und Gehalt: Interessierte an dem Beruf müssen Mitglied der katholischen Kirche sein. Für Volksschulen erfolgt die Ausbildung an einer der vier Kirchlichen Pädagogischen Hochschulen (KPH), für alle weiterführenden Schulen auch an den Universitäten. Religionslehrkräfte stehen entweder als Vertragslehrerinnen und -lehrer in einem Dienstverhältnis zu Bund oder Land oder werden als "kirchlich bestellte Religionslehrer" seitens der Kirche oder Religionsgesellschaft beschäftigt. Das Gehalt wird in jedem Fall vom Staat bezahlt und entspricht jenem von Lehrenden anderer Gegenstände. Bei einer Vollanstellung ohne Vordienstzeiten als voll ausgebildete Lehrkraft beträgt das monatliche Mindestgehalt laut Erzbischöflichem Schulamt aktuell 3.400 Euro brutto.
(Info: www.schulamt.at/zukunft-praegen-lehrerin-werden; www.mein-religionsunterricht.at)
Quelle: kathpress