Schönborn verweist auf bekennenden Zenturio bei Jesu Kreuzigung
Der Blickkontakt mit dem in Golgota gekreuzigten Jesus muss in dem dieses Geschehen beaufsichtigenden römischen Hauptmann etwa bewegt haben. Denn dieser Zenturio wurde zum ersten Heiden, der Jesus als Sohn Gottes bekannte. Das sagte der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, beim Palmsonntags-Gottesdienst im Stephansdom, in dem die Passionsgeschichte des Markusevantgeliums (Mk 15,1-39) verlesen wurde. Bis heute bilde dieses Bekenntnis den Kern der christlichen Frohbotschaft, die beides umfasse - Kreuz und Auferstehung, wie Schönborn sagte.
Der Kardinal stellte in seiner Palmsonntags-Predigt den in den Evangelien namenlos gebliebenen Zenturio, der als Soldat höheren Ranges wohl viele Kreuzigungen miterlebt habe, in den Mittelpunkt. Sechs Stunden lang sei er Wache gestanden und habe für einen geordneten Ablauf dieser grausamen Hinrichtungsart gesorgt. In dieser Zeit müsse sich etwas in seinem Herzen geregt haben, das den Evangelisten Markus zu folgender Schilderung veranlasste: "Als der Hauptmann, der Jesus gegenüberstand, ihn auf diese Weise sterben, sah, sagte er: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn."
Was genau den Soldaten dazu bewegte, werde nicht berichtet, so Schönborn. Die durch die Kreuzesaufschrift "INRI" umschriebene "Schuld" Jesu als potenziell gefährlicher politischer Aufrührer werde es nicht gewesen sein: Nach den Worten des Kardinals gab es zu jener Zeit viele, die die Juden vom Joch Roms befreien wollten - und allesamt scheiterten. Doch in den sechs Stunden der Kreuzigung werden sich wohl die Blicke Jesu und des Zenturio begegnet haben und den heidnischen Römer zu einem Glaubenden gemacht haben, wie Schönborn sagte.
Gebet auch für Politiker
In den Fürbitten solle auch jener Menschen gedacht werden, die wie Jesus vor 2000 Jahren heute leiden, forderte der Wiener Erzbischof auf: In der Messe wurde für die verfolgten Christen gebetet, die sich in vielen Ländern für ihren Glauben und für das Wohl ihrer Mitmenschen einsetzen, für die vielen, die hierzulande und weltweit unter seelischer und leiblicher Not leiden, aber auch für die "Politiker, die sich oft schwer tun, für die Würde und das Lebensrecht aller Menschen einzutreten".
Der Messfeier im Stephansdom voraus ging eine Prozession durch die Wiener Innenstadt an der Peterskirche vorbei, mit Palmweihe bei der Dreifaltigkeitssäule am Graben, wo ein Podium mit Blickrichtung zum Stephansdom aufgestellt war. Dompfarrer Toni Faber unterstützte Kardinal Schönborn beim Austeilen der Palmzweige an die Gläubigen.
Musikalisch gestaltet war die per Livestream auf dem YouTube-Channel der Erzdiözese Wien und "radio klassik Stephansdom" übertragene Palmsonntagsmesse vorwiegend mit Kompositionen des "Jahresregenten" Anton Bruckner, etwa aus der "Kronstorfer Messe", sowie mit Bach-Chorälen aus der "Matthäuspassion". Die Kollekte kommt der Hilfe für das Heilige Land zugute.
Quelle: kathpress