Debatte um Schwangerschaftsabbruch: Glettler für Gespräche statt Demos
In der anhaltenden Debatte um Schwangerschaftsabbrüche in öffentlichen Spitälern plädiert Bischof Hermann Glettler einmal mehr dafür, Gespräche zu führen und Überzeugungsarbeit zu leisten, statt Demos abzuhalten. Das Thema sei sensibel und Überzeugungsarbeit gelinge "eher durch Gespräche und persönliche Begegnungen" als durch "Demos auf der Straße", sagte Glettler im Kathpress-Interview am Samstag. Anlass bot der für den am selben Tag (23. März) geplante "Marsch fürs Leben" in Innsbruck, zu dem "Jugend für das Leben" aufgerufen hatte, an dem der für Lebensthemen in der Bischofskonferenz zuständige Innsbrucker Bischof nicht teilnahm, weil er zeitgleich die Zentrale des überkonfessionellen Vereins "Aktion Leben Österreich" in Wien besucht hat.
Thema des Gesprächs mit "Aktion Leben"-Generalsekretärin Martina Kronthaler war u.a. das in diesem Jahr stattfindende 50-Jahr-Jubiläum des Wirkens der Lebensschutzorganisation in Tirol. "Sehr beeindruckt" zeigte sich der Bischof nach dem Gespräch von der "hochprofessionell durchgeführten vorgeburtlichen Beziehungspflege", die im Rahmen der Beratung von Aktion Leben angeboten werde.
Verhärtete Fronten auflösen
Bischof Glettler dankte den Organisatoren des "Marsch fürs Lebens", der unter dem Motto "Weil jedes Leben l(i)ebenswert ist" stattfand, für ihr Engagement. Er würdigte, damit "deutlich 'für' das Leben die Stimme zu erheben und dabei der Verurteilung Andersdenkender keinen Raum zu geben." Die Veranstalter setzten bewusst auf einen "neuen Stil, der auf aggressive Konfrontationen verzichtet", so Glettler, der gleichzeitig festhielt: "Dennoch meine ich, dass in dieser sensiblen Thematik eine nachhaltige Überzeugungsarbeit eher durch Gespräche und persönliche Begegnungen gelingt als durch Demos auf der Straße."
Die "verhärteten Fronten" rund um das Thema der Schwangerschaftsabbrüche würden eine "gemeinsame Abrüstung der Worte und Gesten, ein respektvolles Hinhören und Aufeinander-Zugehen" erfordern. Glettler: "Leider ist die Debatte durch zu viel Ideologie und eine verheerende Politisierung, wie wir dies aktuell im amerikanischen Wahlkampf erleben, extrem vergiftet. Nur ein offener, respektvoller Dialog kann hilfreich sein. Ein Hinhören auf das, was Frauen in einer Konfliktschwangerschaft wirklich bewegt und was sie benötigen."
Spital ist Ort des Lebens
Gefragt nach der Forderung, dass öffentliche Spitäler kostenlose Schwangerschaftsabbrüche anbieten sollten, bekräftigte Glettler seine ablehnende Haltung: Eine Schwangerschaft sei schließlich keine Krankheit - daher habe der Staat auch nicht die Verpflichtung, dies in einem Spital anzubieten. Glettler weiter: "Ein staatlich finanziertes Abtreibungsangebot in öffentlichen Gesundheitseinrichtungen lässt sich aus meiner Sicht ethisch nicht begründen. Das Spital ist ein Ort, um das Leben zu erhalten, nicht um es zu verwerfen."
Es gebe hoch qualifizierte und ergebnisoffene Angebote der Unterstützung und Hilfe für schwangere Frauen, verwies Glettler etwa auf entsprechende Angebote von Caritas und "Aktion Leben". Gewiss gebe es auch noch Verbesserungsmöglichkeiten, was etwa die Sichtbarkeit und Auffindbarkeit der Beratungsstellen betreffe. Glettler: "In jedem Fall müssen Verbesserungen geschaffen werden, sodass Kinder angstfrei und ohne überbordende Sorgen zur Welt gebracht werden können. Maßnahmen zur sozialen Sicherung sind dabei ebenso notwendig wie Gerechtigkeit in der Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern."
Abschließend erinnerte der Innsbrucker Bischof daran, dass es kein lebensbejahenderes Fest als Ostern gebe: "Zu Ostern sollten wir gemeinsam in die Schule Jesu gehen - in Konflikten war er klar, fragend, herausfordernd und vertrauensvoll. In seiner Haltung kann unser Engagement zum Segen werden für Viele."
Quelle: kathpress