Obdachloser in Graz angezündet: Caritas tief betroffen
Tief betroffen zeigt sich die Caritas Steiermark über das Attentat am Grazer Lendplatz auf einen obdachlosen Menschen. "Wir sind erschüttert und tief betroffen, über diese neue Dimension der Gewalt gegen Obdachlose, die wir schwer verurteilen", so Caritas Steiermark Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler am Samstag. Der Anschlag erinnere an die Messerattacken-Mordserie und schweren Körperverletzungen gegen Obdachlose in Wien im vergangenen Sommer, heißt es in einer Presseaussendung der Caritas. Es sei zu hoffen, dass der lebensgefährliche verletzte Obdachlose überlebt und der oder die Täter rasch ausgeforscht werden können - was am Sonntag offenbar auch gelang.
Der Angriff auf den Obdachlosen ereignete sich in der Nacht auf Samstag. Gegen 0.40 Uhr bemerkten laut ORF-Bericht Zeugen einen unbekannten Mann, der sich am Lendplatz vom Eingang eines Schreibwarengeschäfts entfernte und dabei einen hellen Kanister bei sich trug. Unmittelbar danach sahen dieselben Zeugen, dass genau bei diesem Eingangsbereich ein Brand ausgebrochen war: "Diese Zeugen haben dann auch bemerkt, dass da offenbar eine Person in Flammen steht. Wie sich später herausgestellt hat, handelt es sich dabei um einen 52-jährigen Obdachlosen aus Ungarn", schildert Polizeisprecher Fritz Grundnig den Tathergang laut ORF. Der Obdachlose dürfte vor dem Geschäft genächtigt haben.
Der Mann erlitt schwerste Brandverletzungen und wurde vom Rettungsdienst in das LKH Graz eingeliefert - laut Auskunft der behandelnden Ärzte besteht Lebensgefahr. Eine Befragung des Opfers war bisher daher noch nicht möglich. Der Obdachlose wurde in letzter Zeit regelmäßig über das Caritas-Kältetelefon betreut und versorgt, heißt es in der Aussendung weiter. Eine Unterbringung in einer Notschlafstelle wurde angeboten, jedoch vom Betroffenen nicht in Anspruch genommen. Noch am Freitagabend wurde der Mann gegen 22 Uhr nach einem Anruf beim Caritas-Kältetelefon ebenfalls besucht und versorgt.
Täter laut Polizei ausgeforscht
Am Sonntag meldete die Grazer Polizei, der mutmaßliche Täter sei ausgeforscht: Der 65-jährige Verdächtige aus der Russischen Föderation soll ebenfalls aus dem Obdachlosenmilieu stammen und sich illegal und ohne festen Wohnsitz in Österreich aufhalten, berichtete die APA. Er dürfte das Opfer, das laut Polizei im Eingangsbereich eines Schreibwarengeschäfts nächtigte, gegen 0.40 Uhr mit einer brennbaren Flüssigkeit überschüttet und angezündet haben. Bei einer Gegenüberstellung hätten die Zeugen des Vorfalls am Lendplatz den Mann "eindeutig" als jenen wiedererkannt, der sich gegen Mitternacht vom Tatort entfernte. Bei der Einvernahme zeigte sich der Verdächtige nicht geständig, gab aber zu, in der Nacht ein Feuer entzündet zu haben, um sich zu erwärmen. Eine andere Person habe er dabei nicht wahrgenommen.
Das Opfer wurde mit schwersten Verbrennungen ins Landeskrankenhaus Graz eingeliefert. Nach Auskunft der behandelnden Ärzte befindet sich der Mann weiterhin in einem lebensbedrohlichen Zustand.
In den Notschlafstellen der Caritas Steiermark und auch der Vinziwerke stehen ausreichend Plätze zur Verfügung. Die Caritas Steiermark verstärkt aus gegebenem Anlass die Ausfahrten des Kältebusses und bietet obdachlosen Menschen einen Platz in den Notschlafstellen an. (Kontaktdaten Kältetelefon: 0676/88015-8111, täglich von 18 bis 24 Uhr erreichbar / Notschlafstelle Arche 38: 0316/8015-730)
Quelle: kathpress